Marokko 3: Der Anti-Atlas und die Sahara

über Aït Mansour und den Anti-Atlas in die Sahara



Von Tafraoute wollen wir weiter in Richtung Osten zur Sandwüste von Erg Chegaga. Andre von Amumot.de empfiehlt uns statt der üblichen Route R105, zuerst durch die "Les Gorges d’Aït Mansour" und dann über eine Piste weiterzufahren.


"Les Gorges d’Aït Mansour"


Gorges d’Aït Mansour
Gorges d’Aït Mansour

Das grüne Tal von Aït Mansour mit seinen vielen Palmen gesäumt von hohen Felswänden ist eng, die Straße durch die kleinen Ortschaften für uns aber gut befahrbar. Am Straßenrand gibt es kleine Hotels und Lokale, teilweise stehen die Stühle und Tische auf der an sch schon schmalen Straße so dass es noch enger wird. Mit einem LKW wollten wir uns hier allerdings nicht durchschlängeln müssen. Wieder einmal sind wir froh, dass unser Wohnmobil nur 2 m breit bzw. schmal ist.

 

Die folgende unbefestigte Strecke ist auf unserer Straßenkarte nicht eingezeichnet. Wir versuchen es trotzdem und finden dank unserer offline Karte von Maps.me und gutem Riecher letztlich den Einstieg in die Piste. Diese wird auch von LKWs einer Mine genutzt und fährt sich bei dem derzeit trockenen Wetter wie fast wie eine Autobahn. Die Beschilderung entspricht nicht ganz europäischem Standard, aber wir finden uns zurecht. (siehe Bild unten - nein, wir sind nicht auf dem Markt für Kunsthandwerk, das ist ernst gemeint). Für uns fühlt sich diese Fahrt jedenfalls an wie ein erstes Abenteuer.

 

Am Ende der Piste müssen wir noch ein ausgetrocknetes Flussbett durchqueren. Diese 300 Meter sind der schwierigste Teil der Strecke, aber wir sind der Meinung, dass auch das ohne Allrad mit einem Fahrzeug mit genug Bodenfreiheit fahrbar sein sollte.

 

Auf guter Straße geht es für uns weiter nach Tata. Auf dem Campingplatz lernen wir Dennis, Phil und Nadja kennen, die den weiteren Verlauf unserer Reise stark beeinflussen werden.

 

Unser Campingplatz:

  • Tata: Oasis Dar Ouanou, kurz vor Tata, hübscher kleiner Campinplatz an einem Hotel mit nettem Lokal, VE (N 29°42'51", W 7°57'57")

Fotogalerie "Les Gorges d’Aït Mansour"


Tata: Oasenstadt im Antiatlas


Die Oasenstadt im Antiatlas Tata in Marokko
Ein eher untypisches Straßenschild Richtung Tata

Wir befinden uns jetzt in den Ausläufern des Antiatlas-Gebirges. Auf unserem Weg nach Osten kommen wir immer wieder an Oasen mit Palmen und wasserführenden Flüssen vorbei, die sich extrem von der unwirtlichen Steinwüste abheben. In Tata, einer Oasenstadt mit etwa 20.000 Einwohnern legen wir einen Zwischenstopp ein.

 

Oasenstadt Tata

 

Unser Campingplatz in der Nähe von Tata:

  • Oasis Dar Ouanou, kurz vor Tata, hübscher kleiner Campinplatz an einem Hotel mit nettem Lokal, VE, Strom (N 29°42'51", W 7°57'57")

Tata ist das Verwaltungszentrum der Region und aufgrund der Nähe zu Algerien ein wichtiger Militärstandort mit eigenem Luftwaffenstützpunkt. So ist die Stadt áuch eine typische Garnisonsstadt und nicht wirklich attraktiv. Wir wollen hier unsere Lebensmittel und Wasservorräte auffüllen.

 

Infobox: Einkaufen in Marokko:

 

Außerhalb von Suppermärkten Einkaufen zu gehen ist in Marokko für uns Europäer immer wieder ein Erlebnis. Das Gemüse ist super frisch und lecker und man kann immer selbst auswählen, was man möchte. Beim Bäcker zeigt man am Besten auf die Dinge, die man haben möchte. In Tata gibt es sogar einen richtigen Konditor mit feinen Kuchen und Gebäck. Die Metzgereien aber präsentieren ihre Auslagen dem potentiellen Kunden meist ungekühlt VOR und ÜBER der Theke. Ein frischer Kuhkopf zeigt, dass die gezeigten Produkte auch wirklich frisch sind. Gewöhnungsbedürftig. Wasser kaufen wir mittlerweile meist im 5l-Kanister. Das spart Platz und Plastikabfall - von diesem gibt es hier ohnehin zu viel.

 

Beim Bäcker kommen wir mit zwei Pärchen aus Deutschland ins Gespräch. Beide sind mit Expeditionsfahrzeugen unterwegs. Wir verabredeten uns in einem kleinen Café zu einem kurzen Plausch. Beim Bezahlen stellten wir fest, dass drinnen Barbierstühle stehen, offenbar hat dieser Laden noch ein zweites Geschäftsfeld - der Kaffee war aber trotzdem sehr gut.

Fotogalerie: Antiatlas und Tata


Ein Erlebnis der besonderen Art:

Offroad durch die Sahara


Was wäre eine Reise nach Marokko ohne eine Fahrt durch die Wüste. Da wir bisher aber noch keine echte Off-Road Erfahrung gesammelt haben, wollen wir ein solches Unternehmen nicht alleine in Angriff nehmen. Kurz vor Tata lernen wir aber auf einem Campingplatz Dennis, Phil und Nadja kennen, die schon seit einigen Wochen mit ihren 4x4 Sprintern in Marokko unterwegs sind und die als nächste Reiseetappe die Wüste Erg Chegaga von Foum-Zguid nach Mhamid off-road durchqueren wollen.

 

 

Unsere Fahrzeuge:

  • links: Phil und Nadja: 319 CDI Hymer Kastenwagen, 6-Zylinder mit Standard-Allrad, Automatik und Continental Winterreifen
  • Mitte: Michael und Iris: 316 CDI Autark mit GFK-Kabine von Woelcke, 4-Zylinder mit Standard-Allrad und BF-Goodrich AT Bereifung
  • rechts: Dennis: 313 CDI Selbstausbau Kastenwagen, 4-Zylinder mit permanentem Oberaigner-Allrad, zwei Differentialsperren und BF-Goodrich AT Bereifung

Da wir ein sehr ähnliches Auto haben, bieten sie uns an, sich ihnen anzuschließen. Auf so ein Angebot haben wir gewartet. Dass wir allerdings in den nächsten Tagen, um bei Dennis Worten zu bleiben, als "Sprinter Squad" (Sprinter Geschwader) auftreten würden, haben wir uns nicht träumen lassen.

 

Am Nachmittag treffen wir uns in der Oasenstadt Foum-Zguid, um unsere Autos vorzubereiten. Unsere Trinkwasservorräte haben wir bereits am Morgen in Tata aufgefüllt. Auch wenn Dennis die Route durch die Wüste schon einmal gefahren ist...man weiß ja nie, was kommt.

 


Offroad-Vorbereitungen

Luft auf 1,5 bar ablassen
Luft auf 1,5 bar ablassen

So heißt es jetzt erst einmal "alle Fenster und anderen Öffnungen zu" und vor allem "Luft ablassen". Dennis und wir haben AT-Bereifung auf unseren Fahrzeugen und können den Luftdruck in den Reifen daher deutlich reduzieren. Wir senken auf 1,5 bar ab. Bei den Winterreifen des Sprinters von Phil und Nadja ist unklar, wie weit diese zur Fahrt mit geringem Druck geeignet sind. Die beiden werden es daher mit 2,5 bar versuchen.

  • Mehr über unseren Kompressor: hier

Am Einsteig zur Piste erwartet uns ein Militärposten mit Schranke. Nach einer kurzen Ausweiskontrolle wird uns der Schlagbaum ins Abenteuer geöffnet.

 


Die geplante Route durch die Wüste:


Es geht los:

Offroad durch die Wüste Erg Chegaga


Unser Übernachtungsplatz am Morgen
Unser Übernachtungsplatz am Morgen

Erg Chegaga, das ist eine der beiden Sandwüsten Marokkos. Bis 1990 war die Region militärisches Sperrgebiet und so ist sie auch heute noch sehr ursprünglich und praktisch nicht erschlossen. Unserer etwa 150 Kilometer lange Fahrt führt uns über eine Piste, die wir nur anhand von GPS-Daten von pistenkuh.de kennen.

 

Gegen Abend schlagen wir abseits der uns am ersten Tag meist durch karge Steinwüste führenden Piste unser Lager auf. Wir genießen den Abend und backen Pfannenpizza (hier das: Rezept) . Kein Mensch weit und breit, über uns spannt sich der endlose Sternenhimmel, nur das Lagerfeuer verbreitet etwas Wärme. Bei dem Gedanken daran, dass in nur knapp 50km Entfernung die Grenze zu Algerien liegt, könnte allerdings kurz ein mulmiges Gefühl aufkommen.

 

Unser Wohnmobil Lager in der Erg Chegaga
Unser Lager in der Erg Chegaga

 

Trotzdem oder gerade deshalb, wir haben eine ruhige Nacht und auch der Sonnenaufgang in der Wüste ist ein unvergessliches Erlebnis. Die Nacht war eiskalt, aber die ersten Sonnenstrahlen wärmen uns und die Autos sofort auf. Die Hunde, Adi und Ciara, dürfen toben. Wir Menschen lassen den Tag mit dem Kaffeebecher in der Hand auf uns zukommen.

 

Unser Weg führt uns nun mitten durch die Wüste. Die harte Piste ist gut befahrbar, den ganz großen Steinen kann man gut ausweichen. Weiter westlich verändert sich die Landschaft, die ersten Sanddünen tauchen auf. Dazwischen immer wieder komplett ebene Flächen und ab und an sogar etwas Grün, das vor der sonst erdfarbenen Kulisse fast unnatürlich wirkt. Auf hartem Untergrund düsen wir manchmal mit 80 Stundenkilometern durch die Weite.

 


Video: Offroad durch die Sahara (ca. 2 Minuten):

Schon hinter der nächsten Kurve bremst uns aber die Natur aus und wir müssen uns durch puderzuckerfeinen Sand wühlen. Fahren fühlt sich hier teilweise eher an wie Schwimmen und es geht nur im Schritttempo voran. Unser Paul verhält sich auch dank des geringen Luftdrucks sehr gut; im Gegensatz zum Sprinter mit Winterreifen, bleiben weder wir noch Dennis hängen. Sowohl die AT-Reifen als auch unser Allrad-Sprinter bestehen den Wüsten-Test. Ein Freischaufeln bleibt aber heute auch Phil und Nadja erspart, rückwärtsfahren und mit mehr Schwung "nochmal probieren" genügt auch für sie, um weiterzukommen.

Cafe Titanic mitten in der Erg Chegaga
Cafe Titanic mitten in der Erg Chegaga

Mitten im Nichts taucht dann plötzlich die "Titanic" vor uns auf. Nein, das ist keine Fata Morgana, sondern ein kleines Café, das Wüstenfahrern als Anlaufstelle dient. Hier treffen wir auf eine Gruppe von Touristen die mit Jeep und Fahrer einen Abstecher in die Wüste wagen. Diese warnen uns vor dem immer stärker werdenden Wind und einem möglichen Sandsturm. So halten wir uns nicht zu lange auf, trinken nur einen "Nous Nous" und fahren weiterer.

 

Um so näher wir unserem Ziel, der kleinen Stadt M'hamid, kommen, um so häufiger treffen wir nun auf Oasen, Nomaden mit ihren Kamelen und kleine Siedlungen mitten in der Wüste. Hier gäbe es auch die Möglichkeit in einem Camp noch eine weitere Nacht zu verbringen. Da aber immer mehr Sand in der Luft ist, verzichten wir darauf, denn einen Sandsturm in der Wüste zu erleben, ist kein Spaß. Das wollen wir weder und schon garnicht unseren Autos zumuten. In M'hamid endet die Piste und wir fahren auf einen Campingplatz, wo wir uns und unseren Fahrzeugen nach der anstrengenden Fahrt etwas Ruhe und Pflege gönnen wollen.

 

Unser Stellplatz:

  • Erg Chegaga: 20 km entfernt von Foum-Zguid, irgendwo im Nirgendwo abseits der Piste

Diesen Reisebericht "Marokko mit dem Wohnmobil" als pdf: hier



M'hamid: Oasenstadt am Rand des Erg Chegaga


Wer die Wüste Erg Chegaga durchquert hat, für den bedeutet der Ort M'hamid das Ende einer langen Off-road-Tour über Steinpisten und Dünen. Mensch und Technik haben einiges hinter sich und so sind die ersten Palmen des Ortes auch für uns nach 2 Tagen im Nichts und über 150 Wüsten-Kilometern ein echter Lichtblick.

 

Die kleine Oasenstadt M'hamid lag bis zum Ende der 1980er Jahre in militärisches Sperrgebiet und war nur schwer zugänglich. Die algerische Grenze ist nur 25km entfernt. Es wurde hauptsächlich Landwirtschaft zur Selbstversorgung betrieben. Nach der Öffnung des Gebiets für Besucher entwickelte sich hier ein kleines Zentrum des Wüstentourismus. Entlang des nur selten wasserführenden Wadi Draa (Tal des Flusses Draa) gibt es Hotels und einige Campingplätze und es werden geführte Touren angeboten.

 

Wir quartieren uns nach unserer anstrengen Wüstenfahrt etwas außerhalb auf einem kleinen, aber super ausgestatteten Campingplatz ein.

 

Wohnmobil-Stellplatz in M'hamid
Stellplatz in M'hamid

Unser Campingplatz:

  • bei Mhamid: Camping Esprit Désert, sehr schön ausgestatteter Campingplatz mit Wüstenfeeling, kleines Restaurant, gute Sanitäranlagen und VE, 2020: 100 DIH pro Nacht ohne Strom 
    (N 29°49'40", E 5°40'02")

Solarmodule von Wattstunde


Der Betreiber Philippe ist Franzose und liest und fast jeden Wunsch von den Augen ab. Zur Begrüßung bringt er Tee vorbei und verspricht uns für den Abend Live-Musik.

 

Zu Tajine und Omelette nach Berber Art trinken wir am Abend in geselliger Runde unseren mitgebrachten Wein. Alkohol wird hier im Süden Marokkos nicht ausgeschenkt, aber wer fragt, darf eventuell seine eigenen Getränke mitbringen.

geselliger Abend auf dem Campingplatz
geselliger Abend auf dem Campingplatz

Nach einiger Zeit baut Rudi aus Deutschland Verstärker und anderes Equipment auf und beginnt, auf der Geige Rock- und Pop-Covermusik zu spielen. Es wird ein erster von mehreren grandiosen Abenden.

 

 

Rudi, so erfahren wir, ist ein fahrender Musiker, der seit den 1980er Jahren mit seiner italienischen Frau im Wohnmobil unterwegs ist. Heute hat er zwar in Portugal einen festen Standplatz für sein Mobil, aber er ist trotzdem meist auf Tour.

 

Wer Rudi live erleben möchte, hat hier die Möglichkeit zwei Videos aus der Wüste anzuschauen:

 

Wir verbringen bei Philippe drei erholsame Tage, in der wir die Eindrücke unserer Wüstentour verarbeiten und es uns gut gehen lassen.

 


Ausflug: Wadi die Ksar Bounou

Nur etwa 2km entfernt vom Campingplatz liegt direkt am Rand das Wadi die Ksar Bounou, eines von mehreren befestigten Dörfern in der Umgebung von M'hamid.

 

Michael und Phil erkunden die alten, fast unbewohnten und im Verfall begriffenen Lehmbauten zusammen mit Rudi im Rahmen eines Morgenspaziergangs.


nächste Etappe:


N23

 

 

 

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1 Aufgrund des Kleinunternehmerstatus gem. § 19 UStG erheben wir keine Umsatzsteuer und weisen diese daher auch nicht aus.