Im Binnenland in Ostfriesland am schönsten
Unsere Route:
- Großefehn und Timmler Meer
- Kloster Ihlow
- Der Upstallsboom
- Aurich
- Das Moormuseum Moordorf
- Das Große Meer
- Der schiefste Turm der Welt
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Großefehn und Timmler Meer
Infobox: Fehngebiet – Moorlandschaft
Bereits Papenburg gehört als eine der ältesten Fehn-Kolonien zum sogenannten Fehngebiet, das sich von der Ems bis ins Ammerland erstreckt. Der Begriff „Fehn“ steht für Moor und so versteht man unter einem „Fehngebiet” üblicherweise eine Moorsiedlung, die sich entlang eines Kanals erstreckt. Von den Kanälen aus erschlossen die oft auch als Kolonisten bezeichneten Bewohner das ihre Siedlung umgebende, unwirkliche Moorland zur Brenntorfgewinnung und machten es im Anschluss urbar.
Typisch für eine Fehnlandschaft sind Windmühlen, die hier meist der Entwässerung des umliegenden Moorlands dienten, und die oft strahlend weißen Klappbrücken über die Entwässerungsgräben und Kanäle, die lange Zeit auch die Haupttransportwege der Region darstellten.
Wir lenken unser Wohnmobil nun nach Großefehn, das als das Zentrum des Fehnlands und neben Papenburg als eine der ältesten der Fehnsiedlungen gilt. Großefehn liegt bereits im Landkreis Aurich und besteht aus den drei Ortsteilen Ost-, Mittel- und Westgroßefehn.
Typisch für die Region sind die das Ortsbild prägenden Windmühlen der Gemeinde. Von den ehemals 19 Windmühlen sind heute noch fünf funktionsfähig und können teilweise nach Absprache auch besichtigt werden. Weitere Infos findet man auf der Internetseite der Touristeninformation Großefehn: https://www.grossefehn-tourismus.de/muehlen
Die bekannteste Mühle ist die
- Windmühle Ostgroßefehn: GPS 53.40210, 7.604116
Timmler Meer
Touristisches Zentrum ist das Feriengebiet Timmler Meer. Hier gibt es einen Badestrand mit feinem Sand und für die Vierbeinern einen eigenen Hundestrand. Man kann sich ein Tretboot mieten oder auf einem Boot mitfahren, Kinder dürfen sich auf dem Spielplatz austoben. Hier kommt sicher keine Langweile auf. Wer länger bleiben will kann zwischen Camping- und Wohnmobilstellplatz wählen.
Campingplatz und Wohnmobilstellplatz Timmeler Meer
- Zur Mühle 13, 26629 Großefehn
- Camping: April bis Oktober geöffnet, Stellplatz ganzjährig
- GPS 53.36279, 7.513103
- Multifunktionsgebäude mit Toiletten, Duschen, Waschmaschinen und Trockner
- Parkähnliche Anlage mit vielen Freizeitmöglichkeiten
- Sandstrand mit Hundestrand
Kloster Ihlow
Auf unserem Weg nach Aurich, der zweitgrößten Stadt Ostfriesland, die auch das Zentrum des gleichnamigen Landkreises ist, besuchen wir das 1228 durch die Zisterzienser gegründete Kloster Ihlow. Bis zu seiner Auflösung im Rahmen der Reformation im frühen 16. Jahrhundert und dem anschließenden Abriss spielte das Kloster eine wichtige Rolle nicht nur im religiösen, sondern auch im politischen und wirtschaftlichen Leben der „freien Friesen“.
Im Rahmen von Ausgrabungen wurden Fundamente der Anlage wiederentdeckt. Heute findet man am Ort des Klosters eine aus Stahlträgern erstellte „Imagination“ der Umrisse der Klosterkirche. Darunter bietet der „Raum der Spurensuche“ sowohl Informationen als auch einen Ort der Ruhe und Andacht.
Die Klosterstätte ist ganzjährig frei zugänglich. Im angrenzenden ehemaligen alten Forsthaus bietet das Klostercafé seinen Besuchern von Dienstag bis Sonntag am Nachmittag stundenweise Kaffee und Kuchen und natürlich auch Ostfriesentee.
Die Klosterstätte ist ganzjährig frei zugänglich, der "Raum der Spurensuche" steht Besuchern zu den Öffnungszeiten des Cafés offen.
- kostenfreier Parkplatz: GPS 53.41043, 7.451830, von hier sind es 900 m bis zur Klosteranlage.
Steinpyramide als Versammlungstätte
Upstalsboom
Auch unser nächster Stopp steht für ein Stück ostfriesischer Geschichte. Wir besuchen eine versteckt in einem Waldstück gelegene Versammlungsstätte, den „Upstalsboom“. Nur über einen Waldweg erreichbar erinnert eine 1833 errichtete Steinpyramide daran, dass hier im 13. und 14. Jahrhundert von Abgesandten der friesischen Gemeinden die politischen Geschicke der Region bestimmt wurden.
- Parkplatz Upstallsboom
GPS 53.45153, 7.434127.
Info-Box: „Freie Friesen“
Auf einer Reise durch Ostfriesland trifft man fast zwangsläufig auf den friesischen Spruch „Eala Frya Fresena“. Es ist zwar umstritten, ob es sich dabei um einen mittelalterlichen Wahlspruch oder doch eher um einen deutlich später erfunden Trinkspruch handelt. Gleichwohl nimmt der auf Hochdeutsch etwa mit „Seid gegrüßte freie Friesen“ zu übersetzende Ausruf Bezug auf die mittelalterliche Epoche der „Freien Friesen“, die sich auch in politisch und militärisch turbulenten Zeiten keinem Herrn als dem Kaiser Untertan fühlten und Eroberer immer wieder in die Flucht schlugen. Noch heute ist er ein Symbol der Unabhängigkeit der Region und steht für den Stolz und das Selbstbewusstsein ihrer Bewohner.
ein alter Häuptlingssitz
Aurich
Aurich war einst Häuptlingssitz, dann Residenzstadt, später Verwaltungszentrum und Industriestandort. Die Innenstadt selbst ist wenig attraktiv, auf dem großen, von einigen wenigen Bürgerhäusern eingerahmten Marktplatz wurde eine gläserne Markthalle erbaut, deren Nutzung leider in der Vergangenheit häufig wechselt. Vor dem Eingang ragt seit 1990 eine in Anlehnung an ihren Künstler „Sous-Turm“ genannte, abstrakte Plastik gen Himmel. Der in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Fundamenten einer alten Burg errichteten Schlossbezirk beherbergt heute mehrere Behörden.
Etwas außerhalb liegt am Ems-Jade-Kanal der Hafen der Stadt. Hier starten von Mai bis September/Oktober Ausflugsfahrten mit der MS Aurich. Auf ihrer „großen Fahrt“ bringt das Ausflugsschiff Besucher bis nach Emden und nach einem zweistündigen Aufenthalt auch wieder zurück. Am Hafen befindet sich auch ein Fahrrad- und ein Bootsverleih. Neben Kanus und Tretbooten kann man hier auch Motorboote mit E-Motor mieten, mit denen sich der Ems-Jade-Kanal ohne Bootsführerschein erkunden lässt. Direkt gegenüber steht Besuchern am Freizeitbad „De Baalje“ ein moderner Wohnmobilstellplatz zur Verfügung.
- Wohnmobilstellplatz Aurich: GPS 53.46560, 7.476784
Infobox Ems-Jade-Kanal
Der Ems-Jade-Kanal verbindet seit 1888 die Ems bei Emden mit dem Jadebusen bei Wilhelmshaven. Gebaut um die in Wilhelmshaven stationierte Marine mit Kohle aus dem Ruhrgebiet zu versorgen, ist der gut 72km lange Kanal heute ein beliebtes Revier für Sportbootfahrer.
Freilichtmuseum
Moormuseum Moordorf
In Moordorf gibt das Moormuseum einen Einblick in das Leben der Kolonisten, die in der Region Torf abbauten und das Land nutzbar machten. Das Freilichtmuseum vermittelt mit seiner Ausstellung einen Eindruck von den harten und ärmlichen Lebensbedingungen der Menschen in der Region.
Das Museumsdorf umfasst mehrere Gebäude aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, bei denen es sich teilweise um originalgetreue Nachbauten der Soden- und Plaggenhütten aus Torf, Hütten und Häuser aus Lehm sowie einige originale Steinhäuser handelt, die hierher versetzt wurden.
Info: Hunde dürfen nicht mit auf das Gelände genommen werden.
- Parkplatz: GPS 53.48677, 7.394393
Badesee und Naturschutzgebiet
Das Große Meer
Unser nächstes Ziel ist das „Große Meer“ ein natürlicher Niedermoorsee, dessen Wasserstand durch künstliche Entwässerung ganzjährig unter dem Meeresspiegel gehalten wird. Der Südteil des Flachwassersees steht mit seinen Wasser- und Röhrichtflächen unter Naturschutz, der Nordteil dagegen ist ein Paradies für Wasserratten.
Alles klar?
In Ostfriesland werden die Seen der Region Meere genannt, das Meer bezeichnet man dann als die See.
In der Feriensiedlung „Großes Meer“ findet man eine Badestelle mit kleinem Sandstrand und einen Sportboothafen mit Surf- und Segelschule, man kann sich an der Paddel-und-Pedal-Station (siehe unten) aber auch Tretboote, Kajaks aber auch Fahrräder mieten. Direkt nebenan liegt der Spielplatz. Etwas abseits dürfen Hunde auf der eingezäunten Hundewiese mit Seezugang toben und plantschen. Es gibt sogar eine kleine Sauna, die zur exklusiven Nutzung reserviert werden kann.
Natürlich kann man am Meer auch essen gehen, beispielsweise im „Meerwartshaus“ oder im „Landhaus“ direkt im Feriengebiet oder auch im am Besten mit dem Fahrrad oder per Boot zu erreichenden „Bootshaus“ (GPS 53.44304, 7.277555).
Wir mobilen Gäste können zwischen einem Campingplatz und dem angegliedertem Wohnmobilhafen wählen:
Wohnmobilhafen Großes Meer:
- GPS 53.44492, 7.308454
Tipp für Fahrradfahrer:
An der Touristen-Info am Großen Meer startet der Drei-Meere-Weg, ein ausgeschilderter, etwa 15km langer (Erweiterung auf 35 km möglich) Fahrrad-Rundkurs entlang der Seen „Großes
Meer“, „Kleines Meer“ und „Loppersumer Meer“.
Entlang der Route durch Felder und Wiesen findet man 21 Stationen mit Informationen zur Tier und Pflanzenwelt. An zwei Stellen müssen Kanäle mit Selbstkurbelfähren, sogenannten Pünten überquert werden. Achtung: Diese sind nur saisonal in Betrieb.
Mit etwas Glück kann man am Abend eine Sumpfohreule über die Wiesen gleiten sehen.
Infobox: Paddel-und-Pedal-Station
An Ostfrieslands Wasserstraßen findet man derzeit knapp 20 Paddel-und-Pedal-Stationen, an denen man Kanus und Fahrräder, aber auch Ebikes mieten kann. Beschilderte Wege führen zu Land und zu Wasser von einer Station zur anderen. Es gibt sogar die Möglichkeit Paddel- und Radtouren zu kombinieren. Mehr Informationen findet man unter https://www.paddel-und-pedal.de.
laut Guinness-Buch der Rekorde:
Der schiefste Turm der Welt
Auf unserem Weg nach Emden kommen wir nach Suurhusen, einem winzigen Ortsteil der Gemeinde Hinte, das mit einer besonderen Sehenswürdigkeite aufwarten kann. Suurhusens mittelalterliche Kirche nennt nämlich den laut Guinness-Buch der Rekorde „Schiefsten Turm der Welt“ ihr eigen.
Mit einer Neigung von über 5° ist der Turm deutlich mehr geneigt als der schiefe Turm von Pisa, der nur eine Neigung von knapp 4° aufweist. Die Schräglage des um 1450 errichten Turms rührt daher, dass sein Fundament aus Eichenpfählen aufgrund von Veränderungen des Grundwassernivaus zu verrotten begann. In den 1970er Jahren drohte der Turm sogar einzustürzen, die Kirche wurde gesperrt. Mit viel Einsatz konnte das Fundament aber stabilisiert werden, so dass heute in der seit der Mitte des 13. Jahrhunderts existierenden Kirche wieder regelmäßig Gottesdienste stattfinden.
Gleich um die Ecke erzählt das liebevoll gestaltete Landarbeitermuseum des Ortes mehr über das Leben in der ehemaligen Landarbeitersiedlung. Direkt gegenüber der Kirche lädt in der Saison das „Brötchenhuus“ zur Rast. Hier gibt es neben dem üblichen Bäckerangebot auch Ostfriesentee mit Stövchen, Kluntjes und Wölkchen sowie leckere Matjesbrötchen. Für E-Bike-Fahrer stehen Ladestationen bereit.
- Der schiefste Turm der Welt: GPS 53.41017, 7.218328
Info-Box: Ostfriesische Teekultur
Der Tee kam Anfang des 17. Jahrhunderts mit den Schiffen der Niederländischen Ostindien Kompanie in die Region. Das Getränk erfreute sich schnell großer Beliebtheit und heute liegt der Teeverbrauch hier um ein Vielfaches höher als im Übrigen Deutschland.
Seit 2016 zählt die „Ostfriesische Teekultur“ sogar zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Traditionell wird der Tee in feinem Porzellan serviert. Die Kanne mit den offen hineingeworfenen Teeblättern steht dabei auf einem Stöffchen. Getrunken wird aus winzigen, flachen Teetassen, in die zuerst ein Kluntje, ein Stück Kandiszucker, gegeben wird. Beim Eingießen des heißen und kräftigen Gebräus knistert der Zucker in der Tasse. Im Anschluss wird mit einem speziellen Löffel Sahne hinzugegeben. Durch eine kreisförmige Bewegung des Löffels entstehen im Tee die typischen „Wölkchen“. Ganz wichtig: Nicht umrühren!
„3 sind Ostfriesenrecht“. In einem echt ostfriesischen Haushalt stehen jedem Besucher mindestens 3 Tassen Tee zu. Ist man fertig, stellt man sein Löffelchen in die Tasse, um dem Gastgeber zu zeigen, dass nicht weiter nachgegossen werden soll. Am Besten lässt man sich den Ablauf in einem der Cafés oder Teegeschäfte oder im Teemuseum Leer erklären.
Teil 3: Die Ostfriesische Waterkant
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