Nordkap-Tour (6): die Fjorde Norwegens

von den Lofoten, über den Trollstigen und Geiranger Fjord bis nach Bergen

Nachdem wir über Süd- und Mittelschweden durch Lappland zum Nordkap gefahren sind, geht es jetzt über Nordnorwegen und den Lofoten entlang der Küste und den Fjorden in den Süden.


Region Narvik: Sonne, Schnee und Regen

Region um Narvik


Die Gegend hinter Narvik gefällt uns, wie auch die Stadt selbst, nicht wirklich Zu deutlich ist die Stadtnähe zu spüren. Und irgendwie ist das hier alles so unaufgeräumt und unorganisiert, sieht zusammengewürfelt aus. Das wundert uns in einem so reichen Land wie Norwegen. Vielleicht ist es aber auch noch immer der starken Zerstörung im zweiten Weltkrieg geschuldet.

Immer mehr fällt uns der Unterschied zu Schweden auf und das nicht nur im Punkt Qualität des Strassenbelags. Das gleiche Bild in den Nationalparks. Wo in Schweden viel Wert auf Zugänglichkeit und Information gelegt und dem Besucher das "Erleben" der Natur leicht gemacht wurde, genau das Gegenteil hier in Norwegen. Es fängt bei fehlenden Parkplätzen an, setzt sich in nur rudimentärer Information fort. Wenig bis nichts ist ausgeschildet. Selbst an den ausgewiesenen Landschaftsrouten sind die Hinweisschilder zum Teil demontiert. Das enttäuscht uns alles ein wenig.


ohne Wasser und Strom

Häuslerhof Kjelvik


Mit dem Wohnmobil in Norwegen
Häuslerhof Kjelvik

Auf einer leichten Anhöhe liegt der ehemalige Häuslerhof Kjelvik.

  • GPS 67°33'55.9"N 15°48'29.8"E

Hier kann man die bescheidenen Lebensumstände - ohne Wasser und Strom - auf einem alten Hof kennenlernen. Der Hof wurde bis 1967 bewirtschaftet, seitdem ist die Zeit hier oben stehen geblieben.

Auch die Landschaft hat ihre Tücken. Im Grunde ist es hier wunderschön, aber nicht nur das Wetter macht das Fotografieren schwer - es finden sich für den Fotografen nur wenige Motive, die hervorstechen. So gibt es bisher nur wenige Bilder, die diesen Abschnitt unserer Reise dokumentieren.


Tunnel und Fähren


Norwegen ist ein Land der Fährverbindungen, aber auch der Tunnel. Das erfahren wir heute wieder einmal mehr, als wir der Küstenstrasse nach Süden folgen. Es geht per Fähre vom Festland zu Inseln und zurück. Kilometer lange Tunnel führen durch die steilen und für Strassen anderweitig nur schwer oder garnicht passierbaren Gebirge. Manches Mal sieht es so aus, als ob man direkt in eine Steilwand einfährt, so plötzlich taucht das nächste "Loch" im Berg auf.

Heute leitet uns sogar ein Pilotfahrzeug an einer Baustellle im Tunnel vorbei. Nicht nur, dass auf halbem Weg im Tunnel mit grossem Gerät gearbeitet wird, die Tunnelbeleuchtung ist noch dazu ausser Betrieb. Wir fühlen uns wie hinter dem Safety Car bei der Formel 1, nur dass die Strecke durch ein im wahrsten Sinne des Wortes "schwarzes Loch" führt.

Um die Stadt Fauske herum suchen wir einen Ort zum Übernachten. Wir haben uns mit Joshua und Ina, den beiden VW-Bus-Fahrern verabredet, aber es findet sich einfach kein geeigneter Platz. Der einzige schöne Parkplatz ist von einem Trupp Bulgaren besetzt, die hier dauerhaft Camp bezogen, ein grosses Feuer gemacht und Wäsche zum Trocken in die Bäume gehängt hat. Als wir darauf warten, dass der blaue VW-Bus uns einholt, damit wir das weitere Vorgehen besprechen, geraten wir auch noch in eine Übung des Militärs und werden weitergeschickt.

Kurzs nachdem wir wieder Richtung Küste abgebogen sind, finden wir doch noch einen Übernachtungsplatz. Er ist direkt an der Strasse, nicht wirklich schön und laut. Das merken wir aber nicht, da wir uns zu viert einen netten Abend in Paul machen und wieder einmal erst nach Mitternacht ins Bett kommen.


Saltfjellet-Gletscher


Wenn wir nicht gerade im Tunnel stecken, ist die Strecke sehr schön. Häufig fahren wir direkt am Wasser entlang, neben uns steile Berghänge. Je weiter wir Richtung Süden kommen, umso grüner wird es um uns herum. Trotzdem, an den Hängen über uns liegt immer wieder Schnee. Auf halber Strecke kommen wir am Saltfjellet-Gletscher vorbei, dem tiefstgelegenen Gletscher des europäischen Festlands.

 

Wir haben uns entschieden, erst einmal nicht weiter auf der Küstenroute zu fahren, da die vielen Fähren, die hier vor uns liegen, einen enormen Zeitaufwand darstellen würden. Statt dessen nehmen wir die Inlandsroute, wo uns unser Weg erst einmal in die von der Stahlindustrie geprägte Stadt Mo i Rana führt. Hier wollen wir einkaufen, denn die langen Abende der letzten Zeit haben unsere Weinreserven stark dezimiert. Das ist in Norwegen aber eine echte Herausforderung. Wein und alles andere mit mehr als 4,5% Alkohol gibt es nur im staatlichen Vinmonopolet zu kaufen. Diese Läden gibt es wiederum nur in größeren Städten und die Getränke  dort zu, selbst in Bezug auf das sonstige Preisgefüge, gesalzenen Preisen. Zwei Flaschen Rotwein müssen es trotzdem sein.


Freilichtmuseum in Bjerka


Von hier aus geht es weiter auf der gut ausgebauten E6 bei doch deutlich stärkerem Verkehr. Wir kommen aber gut voran. Bei dem kleinen Ort Bjerka weckt ein Hinweisschild auf ein Freilichtmuseum unsere Neugier. Wir folgen der minimalistischen Beschilderung vorbei ein Wohnhäusern und Katen über enge Wege bis wir vor einem alten Bauernhof stehen.

  • GPS  66°08'44.6"N 13°49'56.8"E

Wir parken im Hof und da an einer der Türen "Velkommen" steht, gehen wir hinein. Aufgeregt kommt uns ein Mann in Arbeitskleidung entgegen, begrüsst uns in gebrochenem Deutsch und mit der Frage, ob wir aus Hildesheim kommen. Ihm ist es entsetzlich peinlich, dass das Museum noch nicht geöffnet hat und die Türen nur offen stehen, da er eine private Feier für das Wochenende vorbereitet. Wir bitten darum, uns draussen umsehen zu dürfen, und ziehen los, um Fotos zu machen.

Wenige Minuten später kommt der nette Norweger mit einem Schlüsselbund hinter uns her und will uns unbedingt das Haupthaus des kleinen Hofes von Innen zeigen. Das ganze entwickelt sich zu einer kompetenten und spannenden Privatführung, bei der sich herausstellt, dass unser Führer der Leiter des Museumshofes ist. Wir lernen einiges über die Bewohner des Hofes aus dem 17. Jahrhundert und über norwegische Geschichte und norwegisches Selbstverständniss und freuen uns so nah an alte Haushalts- und Einrichtungsgegenstände wie Webstühle, Strickmaschinen, Werkzeug und ein Harmonium heran zu dürfen. Im Gegenzug freut sich der "Museumsdirektor" darüber, sein Deutsch trainieren zu dürfen. Wir verabschieden nach einer guten Stunde. Der heutige Tag ist schon mal gerettet.

Danach führt uns unser Weg weiter immer an einem grossen Fluss entlang, der sich immer wieder zu Seen verbreitert. Wir kommen aber auch an Stromschnellen und einem Wasserfall vorbei, bis wir auf einer Wiese direkt an der Strasse, aber umgeben von Goldregenpfeifern übernachten.

Insbesondere wenn man nicht nur auf den Hauptstraßen unterwegs sein will, empfiehlt es sich, gutes Kartenmaterial dabei zu haben. Wir haben mit "

gute Erfahrungen gemacht. Nicht ganz billig, aber sein Geld wert.

 

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Namsen Laksakvarium


Regen, Regen und nochmal Regen. Trotzdem haben wir einen Interessanten Tag. Wir besichtigen ein an einem Wasserfall gelegenes Wasserkraftwerk und erfahren, dass über 90% der in Norwegen benötigen Elektrizität durch Wasserkraft erzeugt wird. Allein dieses Kraftwerk liefert die Energie für ca. 10.000 Haushalte.

Da der Fluss in seinem Oberlauf Lachsen zum Laichen dient, ist das Kraftwerk mit einer grossen Fischtreppe versehen, die es den flussaufwärts schwimmenden Lachsen erlaubt, das Kraftwerk zu umgehen. Leider hat die grosse Wanderung der Lachse noch nicht begonnen, die Einrichtung (Namsen Laksakvarium) ist aber trotzdem interessant und der Weg über das zum Kraftwerk gehörende Wehr aufgrund des unter uns tosenden Wassers beeindruckend.


Felsritzungen bei Bøla


Wir verlassen die Schnellstrasse, da wir in einer Broschüre von einer weiteren eiszeitlichen, ca. 6000 Jahre alten Felsritzung gelesen haben, dem Böla-Rentier. Von einem kleinen Parkplatz aus führt uns ein glitschiger, aber ausgeschilderter Weg zu Felsflächen oberhalb eines kleinen Flusses. Ganz klar ist dort ein eingeritztes, lebensgrosses Rentier zu erkennen. Die Beschilderung weist auf weitere Figuren hin. Nach etwas Suchen finden wir einen Bären und einen ebenfalls lebensgrossen Mann auf Ski. Der angeblich ebenfalls eingeritzte Wasservogel erschließt sich uns nicht wirklich..

 

Wir fahren weiter auf Nebenstrassen und so begegnen wir einmal wieder Rentieren, die hier größer zu sein scheinen als weiter im Norden. Auf einem See entdecken wir einen Ohrentaucher.

 

Stiklestad und Namsen Laksakvarium

Stiklestad


Unseren nächsten Stopp legen wir in Stiklestad ein, einem für die norwegische Geschichte wichtigen Ort ein. Hier kam in einer Schlacht im Jahr 1030 der norwegische König Olav ums Leben. Dieses Ereignis markiert den Übergang von der Wikingerzeit ins christianisierte Mittelalter. Der Ort selbst ist nicht wirklich aufregend, es gibt ein Freilichttheater in der in der Saison das Leben König Olavs dargestellt wird und eine kleine, leider verschlossene Kirche aus dem 10./11. Jahrhundert.

Eigentlich wollen wir den Abend in Trondheim verbringen. Als wir dort ankommen, schüttet es wie aus Kübeln und nur zur Übernachtung ist es uns auf dem kostenfreien Stellplatz einfach zu eng. Wir verlassen die eigentlich sehr nett erscheinende Stadt und gelangen nach kurzer Zeit zurück in die Natur, wo wir auf einem einsamen Wanderparkplatz den Tag beenden.


Begegnungen

 

Unser Waldparkplatz war nachts tatsächlich ruhig. Kurz vor 9 Uhr ändert sich das schlagartig. Ein Auto nach dem anderen parkt um uns herum, Stühle und Tüten werden ausgepackt. Keine Ahnung was hier gerade passiert. Eines ist aber allen Ankömmlingen gemeinsam: Sie haben mindestens einen Hund dabei. Kurz nach 9 Uhr ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Irgendjemand mit einer Liste übernimmt das Kommando, Menschen und Hunde verteilen sich neu auf die Autos. Zurück bleiben einige wenige Fahrzeuge, Stühle und Tüten und ..... etwas ratlos: Wir.

 

 


Andalsnes

Wir wollen heute nach Andalsnes, als Auftankstation vor der geplanten Fahrt über den Trollstigen, einer Route, die es in sich haben soll und die man gefahren haben mussc. Auf dem Weg nach Andalsnes begegnen wir einem Rudel Hirsche, direkt an der Strasse. So dicht haben wir in Deutschland außerhalb eines Zoos noch kein Rotwild gesehen.

 

 

Auf der letzten Fähre des Tages stehen wir neben einem Oldtimer. Ob dieser auch über den Trollstigen will?

 

Der Rest des Tages verläuft beschaulich, wir rasten direkt am Fjord kurz vor dem Ort Andalsnes:

  • 62°34'06.5"N 7°45'13.9"E

 


Der Trollstigen


Trollstigen mit dem Wohnmobil
Trollstigen mit dem Wohnmobil kein Problem

Bevor wir heute den Trollstigen in Angriff nehmen, wollen wir noch schnell etwas einkaufen. Grundsätzlich ist das kein Problem. Doch der erste Laden in Hafennähe hat kein Mineralwasser mehr auf Lager. Man sagt uns, dass tags zuvor die Passagiere eines großen Kreuzfahrtschiffes hier eingefallen wären und alle Vorräte aufgekauft hätten. "Kopfschüttel - Immer dieser Massentourismus".

Unten machen wir noch mal einen Stopp. Michael ist begeistert von der Szenerie!

 

Es geht los, wir starten. Die Strasse mit den steilen Serpentinen und die immer neuen Ausblicke sind schon beeindruckend. Aber eine Herausforderung für unseren Paul oder für Michael, seinen versierten Fahrer, ist das hier nicht. Entspannt zieht es uns mit zugeschaltetem Allradantrieb und Untersetzungsgetriebe in die Höhe. Das mag für schwach motorisierte und 20 cm breitere Standardwohnmobile mit riesigem Hecküberhang anders aussehen. Aber auch die reichlich vorhandenen Busse haben wenig Mühe: sie meistern die Kurven ohne zurücksetzen zu müssen. Nur wenn sich zwei entgegenkommen wird es etwas eng. Da haben wir schon anderes gesehen.

 

 

 

Die Aussichtspunkte sind wie immer in Norwegen durchdesignt und gewähren grandiose Ausblicke auf die Landschaft aber auch auf die immer größere Zahl von Bustouristen aus aller Herren Länder. Die Anzahl von Asiaten mit Selfie-Sticks und posenden Damen wird mit zunehmender Höhe immer größer.

  • Aussichtspunkt oben: 62°27'18.2"N 7°39'59.2"E

Gudbrandsjuvet


Auf dem Weg zum Geirangerfjord machen wir noch einen kurzen Stopp am Gudbrandsjuvet, eine 5 Meter breite und 20-25 Meter tiefe Schlucht, die der Fluss Valldøla gegraben hat.

  •  GPS 62°19'49.7"N 7°28'10.0"E

 

Es scheint am zweiten Tag in Folge die Sonne!! Das ist auf dieser Reise eine eine Meldung wert.

 


Der Geirangerfjord


Geirangerfjord
Geirangerfjord

Je tiefer wir kommen, umso schicker, aber auch um so voller werden die Aussichtspunkte an der Straße. Am letzten Punkt über Geiranger herrscht ein wahres Gewimmel. Nein, eine Kreuzfahrt buchen wir so schnell sicher nicht - vielleicht denken wir in 30 Jahren noch einmal darüber nach.

 

Wir sind hier mit unseren beiden jungen VW-Bus-Fahrern verabredet. Und tatsächlich wir finden sie trotz des Gewühls in einer halbwegs ruhigen Ecke am anderen Fjordufer. Sollen wir hier bleiben? Nein, die Entscheidung fällt schnell. Wir haben genug gesehen und wollen raus aus dem Gewimmel. Die Ausfahrt aus Geiranger gestaltet sich noch einmal schwierig, nicht aufgrund der Straßenverhältnisse, sondern aufgrund der rangierenden Busse, die uns ganz klar zu verstehen geben, dass sie hier Vorfahrt haben.


Winter im Juni

Eine andere Jahreszeit scheint es hier nicht zu geben. Aber so schnell der Winter gekommen ist, so schnell gelangen wir durch Kilometer lange und recht steil nach unten führende Tunnel wieder nach unten. Der Frühling, denn von Sommer kann man hier nicht wirklich reden, hat uns wieder.


von hier geht weiter über Bergen in den ...


Die Reise-Etappen im Überblick:


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N23/750

 

 

 

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1 Aufgrund des Kleinunternehmerstatus gem. § 19 UStG erheben wir keine Umsatzsteuer und weisen diese daher auch nicht aus.