weitläufig, dünn besiedelt, unwirklich
Nachdem wir Südschweden und Mittelschweden durchquert haben, befinden wir uns nun in Lappland. Das Motto dieser Reise, das Nordkap, ist nicht mehr sehr weit entfernt.
Von Lulea kommend, geht es in Richtung Jokkmokk wieder ins Inland. Wir fahren durch eine traumhafte Landschaft. Es ist Mitte Mai und auf den Seen liegen noch viele, große Eisplatten.
Der Polarkreis
Kurz vor dem Erreichen der Stadt Jokkmokk ist es endlich soweit: Wir überschreiten zum ersten Mal den Polarkreis. Keiner von uns war bisher so hoch im Norden. Weder haben wir das gemeinsam in Alaska noch hat es Michael bei seiner Grönland-Reise geschafft.
Wir suchen uns ein nettes Plätzchen zum Übernachten entlang der Straße.
Der erste Schnee:
Das Wetter am Morgen ist schrecklich, es hat geschneit. Doch gegen Mittag entschließen wir uns ein Schlechtwetterprogramm außerhalb des Autos zu starten und einen Museumstag in Jokkmokk einzulegen.
Das Zentrum der Samen
Jokkmokk
Jokkmokk gilt als Zentrum der Samen und hat ein wunderschönes Museum, das uns das Leben dieser letzten Ureinwohner Europas von damals bis in die heutige Zeit aufzeigt.
Infobox: Fjäll- und Samenmuseum Museum Ájtee
In Jokkmokk informiert das Fjäll- und Samenmuseum Museum Ájtee informiert über das Leben und die Kultur der Samen, den nomanisierenden Ureinwohner Skandinavien, in der rauhen Landschaft Lapplands. In ganz Skandinavien leben heute noch etwa 70. - 80.000 Samen, davon ca. 20.000 in Schweden. .
In anschaulicher Art und Weise werden dem Besucher die Kultur und Geschichte des nomadisch lebenden Volkes von Jägern und Rentierzüchtern nahe gebracht. In den Ausstellungen finden sich Alltags- und Festkleidung, samischer Silberschmuck und diverse Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Die szenische Darstellung machen den Alltag der Siedler und Rentierzüchter in Vergangenheit und Gegenwort lebendig. Auch dem Thema Religion und Mythen ist eine eigene Ausstellung gewidmet.
Im angeschlossenen Restaurant bietet sich dem Besucher die Möglichkeit Rentierfleisch zu probieren. Das angebotene Rentiergeschnetzelte schmeckt ungewohnt, aber lecker.
Fotos aus dem Samenmuseum.
Wir übernachten auf einem Parkplatz etwas nördlich des Ortes direkt an einem See:
- Laponia ställplats GPS 66°38'33.4"N 19°49'27.7"E
Insbesondere wenn man nicht nur auf den Hauptstraßen unterwegs sein will, empfiehlt es sich, gutes Kartenmaterial dabei zu haben. Wir haben mit "
gute Erfahrungen gemacht. Nicht ganz billig, aber sein Geld wert.
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Durch Lappland ans Nordkap
Nun geht es weiter Richtung Norden bis zum Nordkap. Dafür müssen wir heute aber Strecke machen. Das bietet sich bei dem Wetter auch an. So stehen heute etwa 500 km durch Lappland auf unserem Programm.
Anfangs schneit es noch so stark, dass wir durch eine fast geschlossene Schneedecke fahren - nur die Strasse ist noch frei. Vorbei an zum Teil noch tief zugefrorenen Seen geht es mit eingeschaltetem 4x4 Antrieb noch 150 km weiter nach Norden.
Die Strecke ist in keiner Weise langweilig; immer wieder halten wir an. Wir fahren mitten durch Lappland, vereiste Seen prägen das Bild. Hier ist fast überall noch Winter, wie in fast 3/4 des Jahres. Häufig kommen wir an Siedlungen der Samen vorbei - mal sind es mehrere Häuser, mal einzelne.
Fast allen ist gemeinsam, dass neben dem Haus zumindest ein Wohnwagen steht. Diese werden gebraucht, wenn es darum geht, dann Renntieren zu folgen. Denn Renntierhaltung ist hier immer noch ein Haupterwerbszweig, selbst wenn die meisten Samen zumindest einen Teil des Jahres sesshaft geworden sind.
An der Straße gibt es auch immer wieder Gehege, die zum Zusammentreiben der Renntiere dienen. Häufig sieht man auch Souvenirläden mit Tippis, die darauf hindeuten, dass hier wärend der kurzen Sommersaison die Kultur der Samen auch touristisch aufgearbeitet wird. Im Moment ist allerdings davon nichts zu merken und das gefällt uns auch so.
Wir fahren ein Stück durch Finnland und erreichen dann endlich Norwegen. Hier kommen wir gegen Abend durch die Samenstadt Karasjok. Hier kombiniert sich Traditionelles mit Modernem, kleine Samen-Hütten mit moderner Architektur, die die Zeltbauten der Urväter in neuem Design aufgreifen.
Auch die Straßennamen werden immer unaussprechlicher:
Der Weg zum Nordkap führt uns durch unterschiedliche Vegetationszonen. Anfang fahren wir noch durch Nadelwälder, umso nördlicher wir kommen, umso mehr setzt sich die baumlose Tundra durch.
Entlang des Porsangerfjords
Für uns geht es entlang des Porsangerfjord. Bei starkem Wind, aber immer wieder durchblitzender Sonne eröffnen sich uns atemberaubende Aussichten.
Wir übernachten direkt am Fjord auf einem kleinen Parkplatz:
- GPS 70°06'16.3"N 24°55'09.1"E
Unterwegs lernen wir bei einem kurzen Stopp einen Radfahrer aus Füssen kennen. Er ist mit seinen 67 Jahren bereits seit 4 Wochen nur mit Fahrrad, Zelt, Schlafsack und ansonsten dem Allernötigsten unterwegs und will kurz nach uns ebenfalls das Nordkap erreichen. Wir stellen wieder einmal fest: "Es gibt noch deutlich Verrücktere als uns". Man muss sich vorstellen, er ist durch den Schnee und Sturm geradelt, den wir mit dem Auto schon als unangenehm empfunden haben.
Honningsvag
In Honningsvag legen wir am Hafen noch einmal eine kurze Pause ein und schauen einem Schiff der Hurtigroutenflotte beim Auslaufen zu, bevor wir die letzten 30 km zum Nordkap in Angriff nehmen.
71° 10' 10.175" N 25° 46' 59.39" E - das Nordkap
Und wie man sieht, wir haben es geschafft! Der Wind bläst uns zwar fast weg und es ist bitterkalt. Aber wir stehen am Nordkap. Die traditionelle Flasche Champagner haben wir vergessen, es ist aber trotzdem ein erhabener Moment. - Nur noch Wasser trennt uns vom Nordpol.
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
- Nordkap:
gebührenpflichtiger Großparkplatz vor dem Besucherzentrum
(71°10'9" N, 25°46'47" O)
Bei unserem Besuch gilt das Ticket für den Wohnmobilstellplatz für 48 Stunden, also für 2 Nächte.
Nach dem gestrigen Tag hätten wir das nicht für möglich gehalten. Wir haben beim Aufwachen strahlend blauen Himmel. So entscheiden wir uns zu bleiben und darauf zu warten, am Nordkap die Mitternachtssonne erleben zu können.
Hier, praktisch am nördlichen Ende der Welt (na, jedenfalls Europas) gibt es einen freien Internetzugang - das hier ist eben Skandinavien.
Wir verbringen den Tag also mit Arbeiten, genießen die wärmende Sonne und erkunden noch ein wenig die Umgebung. Dabei lernen wir einen Herrn aus Frankreich kennen, der mit seinem, zugegeben sportlichen, Elektrorollstuhl von Frankreich aus entlang der Ostgrenzen Europas OHNE BEGLEITUNG und als Couch-Surfer (Internetplattform zur Vermittlung kostenfreier Privatunterkünfte) hierher gekommen ist. Wiederum ein neues Kapitel zum Thema "Menschen, die deutlich verrückter sind als wir."
Warten auf die Mitternachtssonne
Zeitvertreib:
Es ist ja quasi 24 Stunden am Tag hell, Zeit genug, auch mal etwas auszuprobieren. Iris versucht sich in einer
Pizza aus der Pfanne
- sehr, sehr lecker. Das Rezept dazu gibt es hier
Es ist unglaublich, aber das Wetter hält. Kurz vor Mitternacht ziehen zwar einige Wolken auf, aber die Sonne bleibt sichtbar. Es ist ein fast surreales Erlebnis, insbesondere als es dann bei Sonnenschein noch einmal leicht anfängt zu regen und sich ein dünner Regenschleier über uns hinweg auf's Meer hinaus bewegt. - Nicht zu vergessen, dass etwa um die gleiche Zeit eine Gruppe Renntiere gemächlich am Rand des Parkplatzes entlang zieht.
Bootstour zum Vogelfelsen
Gjesvaer: Bird-Safari am Nordkap
Heute herrscht wieder das für hier typische Wetter: kalt, grau und neblig. Wir ergreifen die Flucht und tatsächlich - hinter der nächsten Bergkette klart es auf.
Zuerst kommen wir an einem Tippi vorbei, das direkt neben einem Parkplatz steht:
Wir entschließen uns, eine Bird Safari per Boot zu einem bekannten Vogelfelsen mitzumachen. Als wir im Hafen von Gjesvaer ankommen, heißt es: "Abfahrt ist in 5 Minuten".
Hafen GPS:
- 71°05'50.5"N 25°23'59.8"E
Sobald der Bus mit einigen Passagiere der Hurtigrouten-Linie ankommt, muss es sofort losgehen, da diese einen straffen Zeitplan haben. Warten ist nicht. Wir kramen in Windeseile unsere Ausrüstung zusammen, hüpfen in die langen Unterhosen und andere warme Sachen und stürmen - wohlgemerkt ohne Frühstück - los.
Leider sind wir von unserer Alaska-Tour etwas verwöhnt und so erscheint uns die zweistündige Fahrt nicht allzu spektakulär. Wir sehen allerdings diverse Adler, Lummen, Papageientaucher, eine Basstölpel- und eine Dreizehenmöwenkolonie wie auch Robben und können uns eigentlich nicht beschweren. Das Fotografieren fällt aufgrund des Seegangs schwer, da das Boot heftig in den Wellen rollt. Wir sind ständig dabei unser nicht allzu handliches Equipment zu sichern. Iris hat darüber hinaus mit leichter Seekrankheit zu kämpfen. Wir sind aber trotzdem froh mitgefahren zu sein. - Es ist wieder einer dieser Tage, die in der Erinnerung wirken wie ein Film.
Weiter geht es entlang der Küste:
Die Reise-Etappen im Überblick:
oder einfach auf ein Fähnchen klicken
VGWORT 10000
Besuche seit 1.1.24: (1.1.25: 766)