Die Planung von Paul 3 hat rund 2 Jahre gedauert. Immer wieder landeten wir bei unseren Überlegungen in einer Sackgasse, aber letztendlich ist das für uns perfekte Auto dabei herausgekommen.
Es ist das dritte Wohnmobil, das unter unserer Regie entstanden ist.
Es gab eine über 20-seitige "Bauanleitung", die Fa. Woelcke und sein Team quasi zu 100 Prozent umsetzte.
Das neue Fahrzeug soll uns für mehrere Jahre sicher und als treuer Partner auf unserer Reisen begleiten. Nachdem wir viele Jahre Kastenwagen auf Citroen Jumper gefahren sind, die wir jeweils mit rund 120.000 km nach 5-6 Jahren verkauft haben, sollte es diesmal etwas werden, was qualitativ deutlich hochwertiger und haltbarer ist. Aber Qualität hat auch seinen Preis. Die meisten Wohnmobile basieren auf Fiat Ducato oder Citroen Jumper, aber die sind meist auch nur 4-6 Wochen im Jahr im Einsatz. Ganz anders bei uns: unser Neuer wird rund 6 Monate und mehr im Jahr unterwegs sein.
Wir hätten vielleicht den großen Motor nehmen sollen, denn man sagt, je mehr Hubraum ein Motor hat, desto weniger anfällig ist er. Auch wäre dann die Automatik eine echte Option gewesen. Beides - die große Maschine und das Automatikgetriebe - wären allerdings deutlich schwerer gewesen, sodass eine Zulassung unter 3.5 Tonnen kaum noch möglich gewesen wäre.
Ein T5-4 Motion ist von Hause aus nur bis 3,2 Tonnen zugelassen und kann auf Wunsch mit einigem Aufwand auf 3,5 Tonnen aufgelastet werden. Das Fahrzeug mit fester Wohnkabine fährt dann quasi ständig auf voller Last. Das war uns zu heikel. Der Sprinter hingegen ist vom Werk aus bis 3,8 Tonnen zugelassen und in unseren Augen die bessere Wahl. Der sehr ähnliche VW Crafter kam für uns aus anderen Gründen nicht in Frage.
Wir wollten ein kleines, handliches Wohnmobil. Unsere Vorgaben waren: unter 6 m lang, unter 3 m hoch und nicht breiter als 2 m. Mit diesen Maßen passen wir auf (fast) jeden Parkplatz und wenn uns auf schmalen Wegen jemand entgegen kommen, müssen wir nicht gleich in den Graben springen. Ein Fahrradträger kam für uns nicht in Frage, denn dann hätten wir uns gleich ein längeres Auto kaufen können, und den Fahrrädern tut die ständige Umweltbelastung auch nicht gut. Mit einer Höhe von unter 3 m halten Unterführungen einem in der Regel nicht von der Durchfahrt ab.
Diese Frage war bei uns schnell beantwortet. Es soll eine Kabine werden, denn mit Kastenwagen hatten wir so unsere Erfahrungen gemacht. Sie sind wenig isoliert, heizen sich im Sommer extrem schnell auf bzw. kühlen im Winter genauso schnell ab. GFK mit 40 mm Isolation sorgt im Sommer und Winter für ideale Temperaturverhältnisse, vor allem in Verbindung mit einer Wintertür. Der Aufpreis der Kabine von mehr als 10.000 € war uns das Wert. Durch die senkrechten Wände entsteht zumal ein deutlich größeres Raumgefühl und man ist deutlich flexibler beim Einbau.
Lange waren wir auf einen Alkoven mit Langbetten fixiert. Mit Ausnahme des VW T5 4-Motion als Basis sind diese Fahrzeuge aber viel zu hoch. Letztendlich haben wir uns aber für die umbaubare Hecksitzgruppe entschieden. Sie ist deutlich gemütlicher, man schaut immer nach hinten auf die schöne Landschaft. Wenn man wochenlang unterwegs ist, sind auch täglich 2 Minuten für den Umbau keine Qual. Wir haben unsere Entscheidung bisher nicht bereut.
Eine Dinette kam für uns nie in Frage. Wir wollen in unserem Fahrzeug autark leben, ohne dass uns jedermann ins Wohnzimmer schauen kann. Aus diesem Grund war auch die sogenannte Wintertür Pflicht, die die Wohnstube vom Fahrerhaus trennt. Diese ist im Sommer und Winter sehr wichtig, da über die großen Scheiben im Fahrerhaus die Wärme bzw. Kälte schnell ins Innere dringt. Ein weiteres Pro für die Wintertür ist, dass die Wohnkabine komplett geschlossen ist und wir uns so bewegen können, dass keiner von außen merkt, dass das Womo bewohnt ist. Ein wichtiger und oft vergessener Punkt ist auch, dass man durch die abschließbare Wintertür das Fahrerhaus vom Wohnraum trennen kann. Dies ist wichtig, wenn das Fahrzeug mal in die Werkstatt muss oder verschifft werden soll und keine Fremden unbefugt Zutritt zum Wohnraum haben sollen.
Eine weiße, fahrbare Schrankwand - andere nennen es Tupperschüssel - wollten wir nicht. Da wir in der Natur unterwegs sein wollen, wollten wir ein unauffälliges Fahrzeug. Dies ist uns mit der Farbe "LKW-Grau" nur zum Teil gelungen, denn stehen wir mal in der Stadt, ist unser Fahrzeug ein Hingucker und man muss oft Rede und Antwort stehen; stehen wir in der Natur, finden wir ihn oft auch nicht sofort. Alles hat halt seine Vor- und Nachteile.
Dies war in der Planungsphase eigentlich keine Diskussion, denn wir haben uns sehr schnell auf Gas geeinigt. Als wir das Auto planten, gab es auch noch keine wirkliche Alternative zu einem Gasherd. Außerdem macht es Iris großen Spaß, auf Gas zu kochen. Auf unseren Gas-Außenanschluss wollten wir auch nicht verzichten. Auch ist eine Gasheizung deutlich leiser als eine Dieselheizung und wir möchten ja autark und oft auch unbemerkt in unserem Paul übernachten können. Auch mit einem Absorberkühlschrank (Anmerkung: Absorberkühlschränke laufen hauptsächlich mit Gas, Kompressorkühlschränke ausschließlich mit Strom) hatten wir noch nie Probleme, aber wir meiden auch Reisen in die große Hitze.
Heute würden wir uns wahrscheinlich einen Kompressorkühlschrank einbauen lassen, da durch die Lithium Batterien es deutlich einfacher ist, mehr Strom im Fahrzeug zur Verfügung zu haben.
Das waren einige grundsätzlichen Fragen, über die man sich Gedanken machen muss, bevor man sich auf die Suche nach dem richtigen Fahrzeug macht. Wenn es dann allerdings ins Detail geht, gibt es noch tausende andere Fragen, über die man sich einen Kopf machen muss.
Hier nur ein paar Beispiele:
Eine Außendusche ist einfach eine praktische Sache.
Als Dusche wird sie allerdings selten genutzt, aber schnell mal nach der Entsorgung die Hände waschen , mal kurz dreckige Schuhe gespült - bei uns ist dieser Wasserhahn fast täglich im Einsatz.
Ein neues Einsatzgebiet hat der Hahn erhalten, als der Hund bei uns eingezogen ist. Nicht selten kommt er mit dreckigen Pfoten nach Hause, die - bevor es rein geht - gegen seinen Willen gereinigt werden müssen.
Ein Großteil der Einbrüche findet über die Fahrerhaustüren statt, da diese überall gleich sind und ein Einbrecher sich entsprechend vorbereiten kann. Um einen Einbruch über diese Türen zu verhindern, haben wir auf jeder Seite ein HeoSafe Riegelschloss der Fa. Heosolution eingebaut. Unser Schloss ist mit einem Schlüssel abschließbar.
Ein großer Vorteil dieses Schlosses ist die gute Sichtbarkeit. Ein Einbrecher soll sehen, dass wir uns Mühe mit dem Einbruchschutz gegeben haben; das Schloss soll in erster Linie auch Einbrecher im Vorfeld abschrecken.
Wir schließen dieses Schloss nicht nur, wenn wir das Auto verlassen, sondern auch nachts. Allerdings schließen wir es dann nicht mit dem Schlüssel ab, sondern verriegeln es nur, denn die Fahrerhaustüren sollen uns auch weiterhin als Fluchtweg dienen. (*unbezahlte Werbung*)
Mehr über die Sicherheit im Wohnmobil:
Nie wieder ohne Gastankflasche. Die 14 Kilo-Flasche muss fest in den Gaskasten eingebaut werden und bekommt einen Tankstutzen an der Außenwand des Wohnmobils. So kann man an jeder LPG Tankstelle sein Gas auffüllen. Es gibt für die Länder in Europa eine Handvoll Adapter. Allerdings ist das Tanken nicht in allen Ländern erlaubt. Unsere neuesten Erfahrungen zeigen, dass es in Finnland überhaupt kein LPG gibt, d.h. dort gibt nirgens eine Möglichkeit, Gas nachzutanken.
Das Propan / Butan-Verhältnis:
Man sollte darauf achten, dass der Propan-Anteil im LPG-Gas hoch ist. Dies hat diverse Vorteile (vor allem im Winter) und die Geräte wie Absorber-Kühlschrank und Gasheizung werden es danken.
Neben LPG-Tankstellen kann man auch Gasfachbetriebe anfahren. Sie bieten oft 95/5 Propan zu Butan an. Diese Fachbetriebe haben oft nur wochentags offen.
Mehr über Gastankflaschen gibt es hier:
Über Sinn und Zweck eines Außengasanschlusses muss man wohl nicht viel sagen. Wer viel draußen grillen oder kochen möchte, der sollte ihn bei seiner Planung nicht vergessen.
Bei uns kommt er jedes Mal zum Einsatz, wenn es der Stellplatz und das Wetter es zulässt.
Beim Kauf eines Grills bzw. Kochers sollte man darauf achten, dass der Anschluss auf 30 mbar reduziert ist. Wir haben lange gesucht und sind froh, diesen Kocher gefunden zu habe, der sowohl mit 50, als auch mit 30 mbar läuft.
Unseren Außengrill habe ich fest auf einen kleinen Tisch fixiert. Die Beine ausgeklappt, ist er schnell aufgebaut. Man könnte sogar die Beine noch verlängern, Verlängerungsstücke sind unterm Tisch montiert.
Verstaut wird der Grill auf dem Kopf stehend im Staukasten. Er verschwindet auf einer Schiene oberhalb unserer Wäscheschleuder.
VG/10.500
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