Von Montenegro aus entscheiden wir uns über Bosnien-Herzegowina Richtung Slowenien zu fahren.
Im Nachbarland Kroatien boomt der Tourismus schon seit Jahren, Bosnien soll dagegen ein Geheimtipp mit viel unberührter Natur sein.
Wir reisen vom Durmitor-Nationalpark in Montenegro im Osten nach Bosnien ein.
Die Einreise gestaltet sich als völlig problemlos. An beiden Grenzstationen war nichts los und nachdem man kurz unsere Papiere kontrolliert hatte, ging es weiter. Die Straße nach der Grenze ist allerdings eine Katastrophe. Man würde nie auf die Idee kommen, dass diese holprige und löchrige Schotter die Zufahrt zu einem Grenzübergang ist. Nach einigen Kilometer Richtung Brod (GPS 43.486153, 18.745139) biegen wir auf die bessere MI-109 ab und folgen dem Fluss Drin diesmal Richtung Süden. Hier jagt ein Rafting-Zentrum das andere, aber zu dieser Jahreszeit ist alles leer und dunkel. Man kommt zwar auf die Parkplätze, aber hier fühlen wir uns nicht wohl und fahren noch etwas weiter.
Im kleinen Ort Krusevo finden wir hinter einem geschlossenem Restaurant einen kleinen Campground. Wir sind nicht alleine, mit uns übernachtet hier ein junges Paar aus Holland in ihrem Kastenwagen.
Wir verabreden uns mit den beiden und schlendern - nachdem wir noch bezahlt haben - auf die gegenüberliegende Straßenseite und verbringen einen gemütlichen Abend in einem kleinen, authentischen familiengeführten Restaurant. Wir sind die einzigen Gäste, aber es wird extra für uns gekocht - und das sehr lecker.
Am nächsten Morgen durchqueren wir den Sutjeska-Nationalpark Richtung Süden. Er ist der älteste Nationalpark in Bosnien und Herzegowina, was auch deutlich zu sehen ist, die
Infrastruktur ist doch sehr in die Jahre gekommen bzw. nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut worden. Der Park wurde bereits 1962 gegründet und soll mit einer reichen Pflanzen- und Tierwelt
sowie mit dem Perućica-Urwald, der zu den letzten Urwäldern Europas zählt, faszinieren. Leider spielt das Wetter nicht mit, trotzdem ist die Fahrt durch den Park schon
sehr beeindruckend,
Weiter geht es durch kleine Ortschaften. Das nächste Ziel ist Mostar. In Gacko biegen rechts auf die MI-116 Richtung Westen ab. Wir durchqueren eine liebliche, leicht hügelige Landschaft.
12 Kilometer vor Mostar liegt der Ort Blagaj, bekannt durch die außergewöhnliche Quelle des Flusses Buna (Vrelo Bune).
Infobox:
Die Quelle der Buna ist eine der größten Karstquellen Europas und die größte des Landes. Der Fluss entspringt in einer Felswand und hat eine Schüttung von rund 43.000 Litern pro Sekunde, die allerdings je nach Witterung und Jahreszeit stark schwankt. Das Wasser ist sieben bis acht Grad Celsius kalt. Direkt neben der Quelle befindet sich ein Derwisch Kloster.
Unser Übernachtungsplatz für die nächsten Tage ist
Die rund 120.000 Einwohner zählende Stadt galt früher als Verbindung zwischen Orient und Okzident. Christen und Muslime lebten friedlich auf engstem Raum zusammen. Das Symbol dieser Verbindung ist Stari Most, die alte Brücke, die dem dreijährigen Bosnienkrieg 1993 zum Opfer fiel und die Stadt wieder in die beiden Religionen teilte.
Inzwischen wurde sie wieder aufgebaut und seit 2010 gibt es wieder die wichtige Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen und der Religionen. Bereits 2005 erklärte die UNESCO die neue Brücke von Mostar zu einem Weltkulturerbe.
Ziel war ein kleiner Bummel durch die angeblich malerische Altstadt und natürlich ein Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, die "Alte Brücke" zu werfen. Wir folgten den Hinweisschildern zu einem der vielen kleinen Parkplätzen in der Innenstadt. Sofort sprang ein Parkplatzwächter auf und bot uns ein 24 Stunden Ticket für 15€ an. Solange wollten wir aber gar nicht bleiben, aber er ließ nicht mit sich handeln. Wir suchten den nächsten Parkplatz auf - das selbe Spiel. Wir konnten hier zwar den Preis auf 10€ für 2 Stunden drücken, aber auch das war uns einfach zu viel. Hier möchte man scheinbar Touristen ausnehmen. Wir verloren die Geduld, machten ein Foto von der Brücke aus dem fahrenden Auto und zogen ab weiter Richtung Nordwesten. Wir waren ein wenig enttäuscht!
Ganz gemütlich folgten wir der M-6.1. Nach rund 70 Kilometer, hinter dem Ort Mesihovina (GSP 43.590800, 17.273712), bogen wir links ab und fuhren die zum größten Teil nicht asphaltierte Straße
zum See Buško Jezero. Für größere Wohnmobile ohne Allrad ist diese Strecke wirklich nicht zu empfehlen.
Hier fanden wir an einem abgelegenen Weg direkt am Wasser einen ruhigen Übernachtungssplatz:
Unser nächstes Ziel liegt nur ein paar Kilometer weiter nördlich:
In einer Bilderbuchkulisse sollen auf dem Hochplateau Kruzi nördlich der Stadt Livno eine der letzten, echten Wildpferdeherden Europas leben. Die Vierbeiner sollen nicht einfach zu finden sein, auch das Gelände ist für normale Fahrzeuge nur sehr schwer oder gar nicht zu erreichen.
Zwei Schotterpisten führen auf das Plateau hinauf:
Wer sich nicht traut oder kein entsprechendes Fahrzeug hat, kann sich während der Saison auch einer geführten Tour anschließen.
Wir trauen uns mit unserem Allrad-Sprinter und fahren über die östliche Route hoch und später über die westliche zurück. Welche von beiden Strecken schlimmer ist, können wir nicht sagen.
Oben angekommen stoppten wir zuerst einmal für ein gemütliches Frühstück mitten auf dem Weg und hielten mit unserem Spektiv Ausschau nach den Pferden:
Es ist kaum zu glauben, aber hier oben leben nicht nur Wildpferde, sondern auch Menschen:
Und tatsächlich, ganz hinten in den Bergen sehen wir die ersten Pferde:
Infobox:
Der Ursprung der Wildpferde geht auf die Siebzigerjahre des letzen Jahrhunderts zurück. Zu dieser Zeit wurden Arbeitspferde durch Traktoren ersetzt und anstatt die Tiere zu verkaufen, beschlossen die meisten Bauern, sie freizulassen. So entwickelte sich eine Herde von inzwischen rund 600 bis 800 Tieren. Die karstige Hochebene bietet ihren auf 150 qkm weite Wiesen und ausreichend Nahrung.
Wir fahren noch ein Stück weiter in den bergigen Teil des Plateaus und sehen noch mehr Pferde:
Zuletzt umzingelte die Herde unser Wohnmobil und wir haben uns nach drinnen zurückgezogen:
WOW - was für ein Erlebnis. Obwohl wir beide doch viel mit Pferden zu tun hatten, war das Gänsehaut-Feeling pur!
Nicht nur Pferde haben wir hier gesehen, auch zwei Steinadler beobachteten das Schauspiel:
Am Nachmittag folgen wir der M-6.1 entlang der kroatischen Grenze. Die landschaftlich schöne Straße führt durch sanfte Hügel. Links und rechts passieren wir kleine Ortschaften und Gehöfte - wenn man allerdings genau hinschaut, stellt man fest, dass ein Großteil der Häuser zerstört sind:
Infobox:
Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens wurde das überwiegend von Serben bewohnte Gebiet 1995 von kroatischen Truppen eingenommen. Die serbische Bevölkerung floh aus seinen Häusern. Die neuen
Einwohner waren fast ausschließlich Kroaten. Der Versuch bosnischer Serben 1996 in ihre Heimat zurückzukehren, wurde von den jetzigen Einwohnern der Stadt vereitelt. Um eine Rückkehr unmöglich zu machen, kam es im Mai 1997 kam zur kontrollierten Zerstörung ehemals serbisch bewohnter
Häuser. Bis heute wurden die zahlreiche Ruinen so gut wie nicht renoviert.
Der Nationalpark Una ist unser nächste Ziel. Er ist der größte von insgesamt drei Nationalparks in Bosnien-Herzegowina und benannt nach dem gleichnamigen Fluss.
Mit rund 200 Quadratkilometer ist der Nationalpark der größte in Bosnien-Herzegowina. Der Fluss Una durchzieht auf einer Länge von etwa 200 Kilometern den Park. Uns zieht es den bekannten Wasserfällen.
Alternative zum Plitvice Nationalpark:
Dieser Park ist eine echte alternative zum von Touristen überfüllten (und überteuerten) Nationalpark Plitvice
auf kroatischer Seite. Darf man in Plitvice nicht einmal auf den Parkplätzen des Parks übernachten, hier darf man sogar mitten im Park auf einen kleinen Campingplatz mitten im Park (siehe weiter im Text) übernachten!
Die Artenvielfalt des Una-Nationalparks sucht in Europa Ihresgleichen. Viele vom Aussterben bedrohte Tierarten leben in dem dünn besiedelten Gebiet. Wolf, Bär, Wildschein, Rotwild und Luchs fühlen sich hier heimisch, genauso wie der See- und Steinadler, Wanderfalke und andere, rund 120 Vogelarten.
Uns zieht es zuerst zu den Wasserfällen in Martin Brod. Am Ende der kleinen Straße zahlen wir bei einem Ranger in einer Hütte (GPS 44.489029, 16.142236) eine kleine Gebühr. Zum Wasserfall führt ein kleiner Weg auf eine Brücke (44.487557, 16.142779), von der man den Wasserfall sehr schön sehen kann. Ich hole noch unser Stativ und wir versuchen uns in Langzeitaufnahmen:
Auf dem Rückweg fragen wir den Ranger, ob der kleine Campingplatz am Fluss noch offen hat. Er bejahte, nur die Sanitäranlagen sind geschlossen und wir müssten bei ihm der Gebühr entrichten. Dies taten wir und fuhren die kurze Strecke zurück zum Campingplatz. Wir waren die einzigen Gäste:
Der wunderschön gelegene Platz liegt direkt am Fluss. Am Morgen beobachte ich noch Eisvögel auf der Suche nach kleinen Fischen im wilden Wasser. Leider waren sie ein bisschen weit weg.
Anschließend führt uns der Weg über dir R-408 Richtung Norden weiter durch den Park. In Orašac (GPS 44.624967, 16.068484) biegen wir links Richtung kroatische
Grenze ab. Ziel ist der Štrbački Buk, der größte Wasserfall des Nationalparks. Nach einigen Kilometern entlang des Flusses passieren wir einen Schlagbaum, an dem wir
eine geringe Gebühr zahlen müssen. Kurz danach erreichen wir einen großen Parkplatz, über Bohlen und Brücken führt ein Weg zum Aussichtpunkt des Wasserfalls:
Auf der Karte führt eigentlich ein Weg weiter Richtung Norden. Allerdings hat man uns von einer Weiterfahrt über diese Strecke abgeraten, zu schlecht soll der Weg auch für Allrader sein. Also
fahren wir die paar Kilometer wieder zurück nach Orašac, von dort geht es Richtung Bihać zu einem doch sehr ungewöhnlichen Ort, einer
alten Flugzeugkaverne, der allerdings auf der kroatischen Seite der Grenze liegt.
VG23/11.000
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