Kirchstadt in Gammelstad
Nach dem Frühstück im Freien (siehe Blogeintrag von gestern) besuchen wir in der Nähe von Lulea das nächste UNESCO-Welterbe - dieses Mal aber zum Thema Kultur. Die Kirchstadt in Gammelstad ist eine Siedlung bestehend aus kleinen bis winzigen Häuser, die rund um eine Kirche angeordnet sind. Die Häuser dienten den aus entferneten Orten kommenden Einwohner der Pfarrgemeinde, die zum regelmäßigen Kirchgang verpflichet waren, als Übernachtungsmöglichkeit. Diese Kirchdörfern, von denen es früher in Schweden mehrere hundert gab, stellten neben dem religiösen Zentrum auch den kulturellen Mittelpunkt der jeweiligen Region dar; hier wurden unter anderem Markt und Gericht abgehalten.
Weiter geht es in Richtung Jokkmokk. Kurz vor dem Erreichen der Stadt ist es endlich soweit: Wir überschreiten den Polarkreis. Keiner von uns war bisher so hoch im Norden. Weder haben wir das gemeinsam in Alaska noch hat es Michael bei seiner Grönland-Reise geschafft. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen zum Übernachten.
Der erste Schnee:
Das Wetter heute Morgen war schrecklich, doch gegen Mittag entschließen wir uns ein Schlechtwetterprogramm außerhalb des Autos zu starten und einen Museumstag einzulegen.
Jokkmokk
Jokkomukk, der Ort in dem wir gerade sind, gilt als Zentrum der Samen und hat ein wunderschönes Museum, das uns das Leben dieser letzten Ureinwohner Europas von damals bis in die heutige Zeit aufzeigt.
Fjäll- und Samenmuseum Museum Ájtee
In Jokkmokk informiert das Fjäll- und Samenmuseum Museum Ájtee informiert über das Leben und die Kultur der Samen, den nomanisierenden Ureinwohner Skandinavien, in der rauhen Landschaft Lapplands. In ganz Skandinavien leben heute noch etwa 70. - 80.000 Samen, davon ca. 20.000 in Schweden. .
In anschaulicher Art und Weise werden dem Besucher die Kultur und Geschichte des nomadisch lebenden Volkes von Jägern und Rentierzüchtern nahe gebracht. In den Ausstellungen finden sich Alltags- und Festkleidung, samischer Silberschmuck und diverse Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Die szenische Darstellung machen den Alltag der Siedler und Rentierzüchter in Vergangenheit und Gegenwort lebendig. Auch dem Thema Religion und Mythen ist eine eigene Ausstellung gewidmet.
Im angeschlossenen Restaurant bietet sich dem Besucher die Möglichkeit Rentierfleisch zu probieren. Das angebotene Rentiergeschnetzelte schmeckt ungewohnt, aber lecker.
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Doch weiter zum Nordkap?
Wir haben uns kurzfristig entschlossen weiter Richtung Norden bis zum Nordkapp zu fahren. Dafür müssen wir heute aber Strecke machen. Das bietet sich bei dem Wetter jetzt auch
an. Es schneit zwar nicht mehr, aber schön ist etwas anderes. So stehen heute etwa 500 km an.
Am Abend entschließen wir uns kurzfristig, das Schlechtwettergebiet zu verlassen. Anfangs schneit es noch so stark, dass wir durch eine fast geschlossene Schneedecke fahren - nur die Strasse ist noch frei. Vorbei an zum Teil noch tief zugefrorenen Seen geht es mit eingeschaltetem 4x4 Antrieb noch 150 km weiter nach Noden
Die Strecke ist in keiner Weise langweilig; immer wieder halten wir an. Wir fahren mitten durch Lappland, vereiste Seen prägen das Bild. Hier ist fast überall noch Winter, wie in fast 3/4 des Jahres. Häufig kommen wir an Siedlungen der Samen vorbei - mal sind es mehrere Häuser, mal einzelne. Fast allen ist gemeinsam, dass neben dem Haus zumindest ein Wohnwagen steht. Diese werden wohl gebraucht, wenn es darum geht, dann Renntieren zu folgen. Denn Renntierhaltung ist hier immer noch ein Haupterwerbszweig, selbst wenn die meisten Samen zumindest einen Teil des Jahres sesshaft geworden sind.
An der Straße gibt es auch immer wieder Gehege, die zum Zusammentreiben der Renntiere dienen. Häufig sieht man auch Souvenirläden mit Tippis, die darauf hindeuten, dass hier wärend der kurzen Sommersaison die Kultur der Samen auch touristisch aufgearbeitet wird. Im Moment ist allerdings davon nichts zu merken und das gefällt uns auch so.
Wir fahren ein Stück durch Finnland und erreichen dann endlich Norwegen. Hier kommen wir gegen Abend durch die Samenstadt Karasjok. Hier komibiniert sich Traditionelles mit Modernem, kleine Samen-Hütten mit moderner Architektur, die die Zeltbauten der Urväter in neuem Design aufgreif.