Der Weg zum Nordkap führt uns durch unterschiedliche Vegetationszonen. Anfang fahren wir noch durch Nadelwälder, umso nördlicher wir kommen, umso mehr setzt sich die baumlose Tundra durch.
Unterwegs lernen wir bei einem kurzen Stopp einen Radfahrer aus Füssen kennen. Er ist mit seinen 67 Jahren bereits seit 4 Wochen nur mit Fahrrad, Zelt, Schlafsack und ansonsten dem Allernötigsten unterwegs und will kurz nach uns ebenfalls das Nordkap erreichen. Wir stellen wieder einmal fest: "Es gibt noch deutlich Verrücktere als uns". Man muss sich vorstellen, er ist durch den Schnee und Sturm geradelt, den wir mit dem Auto schon als unangenehm empfunden haben.
Entlang des Porsangerfjord geht es für uns weiter. Bei starkem Wind, aber immer wieder durchblitzender Sonne eröffnen sich uns atemberaubende Aussichten. In Honningsvag legen wir am Hafen noch einmal eine kurze Pause ein und schauen einem Schiff der Hurtigroutenflotte beim Auslaufen zu, bevor wir die letzten 30 km in Angriff nehmen.
71° 10' 10.175" N 25° 46' 59.39" E - das Nordkap
Und wie man sieht, wir haben es geschafft! Der Wind bläst uns zwar fast weg und es ist bitterkalt. Aber wir stehen am Nordkap. Die traditionelle Flasche Champagner haben wir vergessen, es ist aber trotzdem ein erhebender Moment. - Nur noch Wasser trennt uns vom Nordpol.
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
- Nordkap: gebührenpflichtiger Großparkplatz vor dem Besucherzentrum (71°10'9" N, 25°46'47" O)
Warten auf die Mitternachtssonne
Nach dem gestrigen Tag hätten wir das nicht für möglich gehalten. Wir haben beim Aufwachen strahlend blauen Himmel. So entscheiden wir uns zu bleiben und darauf zu warten, am Nordkap die Mitternachtssonne erleben zu können.
Hier, praktisch an nördlichen Ende der Welt (na, jedenfalls Europas) gibt es einen freien Internetzugang - das hier ist eben Skandinavien. Wir verbringen den Tag also mit Arbeiten, genießen die wärmende Sonne und erkunden noch ein wenig die Umgebung. Dabei lernen wir einen Herrn aus Frankreich kennen, der mit seinem, zugegeben sportlichen, Elektrorollstuhl von Frankreich aus entlang der Ostgrenzen Europas OHNE BEGLEITUNG und als Couch-Surfer (Internetplattform zur Vermittlung kostenfreier Privatunterkünfte) hierher gekommen ist. Wiederum ein neues Kapitel zum Thema "Menschen, die deutlich verrückter sind als wir."
Es ist unglaublich, aber das Wetter hält. Kurz vor Mitternacht ziehen zwar einige Wolken auf, aber die Sonne bleibt sichtbar. Es ist ein fast surreales Erlebnis, insbesondere als es dann bei Sonnenschein noch einmal leicht anfängt zu regen und sich ein dünner Regenschleier über uns hinweg auf's Meer hinaus bewegt. - Nicht zu vergessen, dass etwa um die gleiche Zeit eine Gruppe Renntiere gemächlich am Rand des Parkplatzes entlang zieht.
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Besuche seit 01.01.22: