Nordkap-Reise (4): Nordnorwegen

von Hammerfest zu den Lofoten

Mit dem Wohnmobil in Nordnorwegen

Wir kommen vom Nordkap, einem der Highlights unserer Reise, und wollen weiter Richtung Lofoten. Unser nächstes Ziel ist aber erst einmal die nördlichste Stadt der Welt.

Es schneit und stürmt. Trotzdem wagen wir einen Abstecher nach Hammerfest, der nördlichsten oder, wenn man einige deutlich kleinere Orte einbezieht, zumindest einer der nördlichsten Städte der Welt.

Wer denkt, hier oben im Norden ist nichts los, der täuscht. In den Fjorden gibt es kleine Ortschaften und Lachsfarmen. Auch Stockfisch wird an jeder Ecke getrocknet. An der Küste sehen wir immer wieder Eiderenten.


die nördlichste Stadt der Welt

70,7° nördliche Breite: Hammerfest


Bird-Safari und Hammerfest mit dem Wohnmobil in Norwegen
Hammerfest wurde gegen Ende des zweiten Weltkriegs von den abziehenden deutschen Truppen vollständig zerstört. Historisches ist daher nicht zu erwarten. Die Stadt lebt vom Fischfang und von der offshore Gas- und Ölförderung sowie der zugehörigen Industrie. Hier steht beispielsweise eine der größten Gasverflüssigungsanlagen.
Bemerkenswert ist noch der im Stadtzentrum zu findende Messpunkt des Struve-Bogens, einem sich mit seinen diversen Messpunkten bis nach Russland erstreckenden Erd-Vermessungsprojekts aus dem 19. Jahrhundert, das zum Welterbe UNESCO gehört.
Wir suchen uns ein nettes Plätzchen für die Nacht in der Nähe des kleinen Ortes Forsol direkt an der Küste:
  • GPS 70°43'08.2"N 23°49'16.2"E
Der in der Nacht zum Sturm mutierte Wind treibt uns weiter durch das verschneit und baumlose Inland. Die Landschaft ist praktisch nicht zu beschreiben und noch schwerer im Bild festzuhalten.

Felsritzungen von Alta


Wir nähern uns der nächsten Stadt - Alta- und plötzlich, ohne Vorwarnung ist die Schneelandschaft Geschichte. Ein Fjord öffnet sich vor uns, schneefrei und fast windstill.

 

Alta Felsritzungen Felszeichnungen UNESCO Welterbe Weltkulturerbe
Felsritzungen von Alta

Nach einer wieder taghellen Nacht mit Fjord-Blick ist heute wieder ein Museumstag angesagt. Wir sind in Alta  und die  hiesigen, bis zu 7000 Jahre  alten Felsritzungen sind UNESCO Welterbestätte und der Besuch praktisch ein Muss.

Wir wandern mehrere Kilometer entlang der Küste in freiem Gelände von einem "bemalten" Felsen" zum andern. Die rote Farbe der Figuren wurde in den 1970 Jahren zur Verdeutlichung aufgetragen. Heute ist man dabei, sie wieder zu entfernen, in der Hoffnung so dem Originalzustand besser gerecht zu werden. An manchen Felsen wird es so für den Betrachter zur Herausforderung, die Figuren überhaupt zu erkennen. Es macht auf diese Weise aber deutlich mehr Spaß und man fühlt sich doch auch ein bisschen wie ein Entdecker.

Für das Museum und die Aussenanlage wird Eintritt verlangt. Wie es uns aber auch schon in Schweden mehrfach aufgefallen ist, wäre es ein Leichtes, ohne zu bezahlen auf das Gelände zu kommen. Hier scheint man deutlich mehr Vertrauen in die Ehrlichkeit seiner Mitmenschen zu haben, als das bei uns der Fall ist.


Wir fahren durch eine atemberaubende Landschaft. Ausnahmsweise scheint sogar mal die Sonne.

Eigentlich haben wir keine Lust auf Zivilisation und so fahren wir weiter auf der E6. Nach kurzer Fahrt schauen wir uns an und drehen um. Es fühlt sich einfach nicht richtig an, Tromsö auszulassen. Somit heißt es für uns heute wieder "Fähre fahren". Der direkte Weg führt uns über zwei Fähren; wir überqueren diverse Fjorde und Inseln.

 

Mit dem Wohnmobil im Norden Norwegens
Moorschneehuhn (Männchen) auf der Straße

Die Zivilisation hat uns wieder:

Tromsø


Als wir Tromsö erreichen, stellen wir schnell fest, dass unsere Entscheidung richtig war. Bei strahlendem Sonnenschein empfängt uns hier oben im Norden eine freundliche und architektonische reizvolle Stadt mit rund 70.000 Einwohnern, die einiges Altes, denn Tromsö wurde im Gegensatz zu beispielsweise Hammerfest im zweiten Weltkrieg nicht zerstört, mit supermoderner Architektur kombiniert. Über eine imposante Brücke geht es über einen Fjord und dann führt uns ein Tunnelsystem, das den Autoverkehr über ein verzweigtes, unterirdisches Straßennetz mit diversen Kreisverkehren unter der Stadt verteilt, zu unserem Ziel, einem Parkplatz am Theater mit Blick auf den Hafen.

Skyline von Tromsö mit dem Wohnmobil

Bei dem Versuch ein Parkticket zu ziehen, hilft uns ein netter, deutsch sprechender Norweger (der Sprache nach könnte es aber auch ein schon lange in Norwegen lebender Deutscher oder Schweizer sein) weiter, denn wir sind mit dem System und der Anleitung auf Norwegisch etwas überfordert. Wie auch in Schweden ereilt uns hier unaufgeforderte Hilfsbereitschaft. Wir plaudern noch etwas über die Unterschiede der Fahrweise deutscher und norwegischer Autofahrer bei Schnee und über das Fahren von Reifen mit Spikes. Bei uns sind diese vorboten, hier 8 Monate oder mehr im Jahr unverzichtbar.

 

Wir machen noch einen "abendlichen" Spaziergang durch die Stadt - es ist 21 Uhr, der Sonnenstand vermittelt aber den Eindruck eines frühen Nachmittags -  und genieße den jugendlichen Charme der Universitätsstadt und wundern uns, dass bei so viel Moderne und einem ausgeklügelten Verkehrsleitsystem zumindest für uns keine echte Stadtplanung erkennbar ist, zu unerwartet gehen Hafen und Innenstadt ineinader über.

Unser Wohnmobil-Stellplatz:

  •  Tromsö: gebührenpflichtiger Parkplatz in Zentrumsnähe
    (69°38'34.2" N, 18°56'49.2"O)

Nach einer ruhigen Nacht mitten im Stadtzentrum geht es am nächsten Morgen früh weiter.

Wir verlassen Tromsö über eine weitere Brücke und ganz schnell geht die Stadt in Einsamkeit über. Wie auch schon in den letzten Tagen trifft man in der winterlichen Landschaft nur noch vereinzelt auf Häuser.


Insel Senja


Kurz später bringt uns eine Fähre innerhalb von 45 Minuten über eine fast spiegelglatte See auf die Insel Senja, auf deren Nordseite wir entlang einer sogenannten "Landschaftsroute", einer norwegischen Touristikstrasse, weiterfahren wollen.

 

Norwegische Landschaftsrouten auf Senja

Norwegens Landschaftsrouten

In Norwegen gibt es 18 sogenannte Landschaftsrouten (norwegisch Nasjonale turistveger). Dabei handelt es sich um überregionale Haupt- und Nebenstraßen in Norwegen, die aufgrund ihrer spektakulären Landschaft und ihrer touristenfreundlichen Infrastruktur aus Rastplätzen und Aussichtspunkten von der Staatlichen Norwegischen Straßenverwaltung als Touristikrouten ausgewiesen wurden. Die Routen erstrecken sich ingesamt über etwa 1850 km und stellen eine interessante Alternative zu den Hauptverbindungsstraßen da.  Viele der Rastplätze wurden von bekannten Designern bzw. Architekten gestaltet und so lohnt ein Stop in jedem Fall auch dann, wenn man eigentlich gerade keine Pause einlegen möchte.


Insel Senja ist landschaftlich sehr reizvoll und abwechslungsreich. Immer wieder gibt es Aussichtspunkte, die zum Teil mit Aussichtsplattformen in modernem Design ausgestattet sind, meist führt der Weg aber entlang einer teilweise hochalpin erscheinenden Landschaft mit hohen Bergen, die aber für uns immer wieder überraschend direkt ins Meer übergeht.

Mit dem Wohnmobil im Norden Norwegens
Insel Husoy (aktiver Fischerort) auf Senya

Auch die hier heimische Seevogelwelt scheint für unser Auge so überhaupt nicht zu der Bergkulisse zu passen. Weiter Richtung Westen gelangen wir an Buchten mit türkisblauem Wasser und kleinen Inseln, die ein fast mediterranes Flair verbreiten. Das Wasser scheint zum Baden einzuladen - bei einer Aussentemperatur von unter 10° Grad Celsius im Schatten und eiskaltem Wasser ist das aber selbst beim derzeitigen Sonnenschein keine Option für uns.

 

Mit dem Wohnmobil im Norden  Norwegens
Päuschen am Wasser

Unterwegs erhalten wir eine SMS von unseren belgischen Bekannten mit dem Faltwohnwagen, die unseren Weg bereits in Schweden und in Jokkmokk in Lappland gekreuzt haben. Sie sind auch auf Senja und so verabreden wir uns auf ein Treffen am nächsten Fähranleger. Die beiden wollen Senja erkunden, uns zieht es weiter.


auf zur nächsten Insel:

Die Vesteralen


Wir nehmen die Fähre von Gryllefjord (Senja) nach Andenes auf der Insel Andoya, die nördlichste Insel der Vesterålen. Die Fähre ist relativ leer. Unter den wenigen Passagieren sind zwei deutsche Womos, auf die wir heute (Caro und Christoph) und in den letzten Tagen (Ina und Joshua mit ihrem blauen VW-Bus) schon mehrfach getroffen sind. Das bleibt nicht aus, da wir in etwa die gleiche Tour fahren. Auch mit den Besitzen eines Mobils aus Frankreich kommen wir ins Gespräch. Diese Art von Gemeinschaft fühlt sich irgendwie gut an.

Obwohl das Wetter schön ist, ist die 1,5 Stunden lange Überfahrt unruhig. Iris Magen hält dieses Mal aber durch, sie ist aber trotzdem ziemlich fertig als wir endlich anlanden. Trotzdem verbringen wir noch einen netten Abend mit dem jungen VW-Bus-Paar in unserem Auto und lassen uns von der mitternächtlichen Sonne wärmen.

 

Wir übernachten auf einem kleinen Parkplatz direkt am Hafen von Andenes:

  • GPS  69°19'20.9"N 16°07'54.5"E

Nach Mitternacht bei Sonnenschein ins Bett, um 8 Uhr bei Nieselregen aufwachen. Das ist nicht fair.

Wir machen uns trotzdem auf, die Inseln der Vesteralen zu erkunden, erst entlang der Westküste von Andoya, dann quer durch Langoya. Das Klima ist aufgrund des nahen Golfstroms mild hier. Im Winter fällt die Temperstur selten tief unter den Gefrierpunkt, im Sommer ist es gemäßigt, selten warm. Die steilen Berge gehen ins Meer über. In einem schmalen Küstenstreifen und an den Hängen der Fjorde ist aber tatsächlich Landwirtschaft möglich. Der wirtschaftliche Fokus liegt aber auch hier wieder auf dem Fischfang.

 

Vesteralen: Pirschfahrt bei Nieselregen

Der Tag bleibt grau und die Fahrt daher etwas trist. Gegen Abend ändert sich das aber plötzlich. Das Wetter bleib das Gleiche, aber wir fühlen uns wieder einmal auf Pirschfahrt.

Erst zeigt sich uns ein Steinadler und wartet geduldig bis die Belichtung  sitzt, dann entdecken wir eine Dreizehenmöwenkolonie und beobachten eine Krähe beim strategisch geplanten Eierdiebstahl. Das hat doch fast etwas von Heinz Sielmann oder Andreas Kieling.

Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht treffen wir dann noch auf einen jungen Elchbullen, der uns neugierig beäugt, bevor er im Gestrüpp verschwindet. Was für ein Ende eines doch sonst so öden Tages. Wir übernachten auf einem einfachen Parkplatz.

Heute geht es weiter entlang schroffer Berge und weißer Strände auf den Versterälen. Bei Sonnnenschein stellt sich ein mediterranes Gefühl ein. Abenteuer im Norden geht anders.

Unsere Voräte sind deutlich dezimiert und so müssen wir Einkaufen gehen. Als preisbewusster Mensch ist das in Norwegen wahrlich kein Vergnügen. Lebensmittel kosten hier schnell das Doppelte oder Dreifache wie zuhause, manches ist sogar noch teurer und es handelt sich hier nicht um Luxusartikel sondern um Grundnahrungsmittel. Gerne greifen wir daher auf die mitgebrachten Dosen und auf Fleisch aus unserem Tiefkühlfach zurück.

Mit dem Wohnmobil im Norden Nordwegens
Mit der Fähre geht es auf die Lofoten.

Weiter geht es auf den Lofoten:

Wir waren schon sehr oft auf den Lofoten und haben dieser Halbinsel einen eigenen Bericht mit den besten Fotospots gewidmet:


Die Reise-Etappen im Überblick:

oder klicke einfach auf eine Stecknadel


N23/750

 

 

 

 

Besuche seit 13.12.23:

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1 Aufgrund des Kleinunternehmerstatus gem. § 19 UStG erheben wir keine Umsatzsteuer und weisen diese daher auch nicht aus.