Nationalparks und traumhafte Küste:
Estland, das nördlichste Land der drei baltischen Staaten, ist etwa so groß wie Niedersachsen und mit nur etwa 1,3 Millionen Einwohnern nur dünn besiedelt. Die Küstenlinie wiederum ist fast 3.800 Kilometer lang.
Viel Platz für Walder, Moore, Seen, Inseln und Strände, die es zu entdecken gilt. Estland ist ein Traum für Wanderfreunde, Wasserfans und natürlich für Wohnmobilfahrer.
Die einzelnen Etappen der gesamten Reise:
Estland - die Westküste
Wir überqueren die Grenze zu Estland kommend im Landesinneren auf einer kleinen, nur zum Teil asphaltierte Straße. Vom Gauja-Nationalpark in Lettland kommend, lassen wir uns von unserem Navigationssystem über die "kürzester Strecke" auf zum Teil unbefestigten Straßen (Anmerkung: die unbefestigten Straßen lassen sich zum Teil besser fahren als asphaltierte!) in Richtung unseres ersten Ziels, dem Soomaa-Nationalpark leiten:
Soomaa-Nationalpark
Der Soomaa-Nationalpark im Südwesten Estlands besteht hauptsächlich aus ausgedehnte Moore, die von Wäldern, Flüssen und bunten Wiesen umgeben sind. Wer Stille und unberührten Natur sucht, ist hier richtig.
Das Gebiet wird von mehreren Flüssen durchzogen, deren Pegelstand stark variiert. So kommt es mehrmals im Jahr zu Überflutungen, die die Region prägen. Mensch und Tier haben sich daran angepasst. Schon nach starkem Regen kann es aber Überschwemmungen geben, so daß man als Wohnmobilfahrer die Wettervorhersage im Blick haben sollte.
Besonders die Flut zum Ende des Winters, wenn Schmelzwasser zum Ende des Winters Felder, Straßen, Wälder und Ackerland überflutet, so dass nicht Fahrzeuge mit Rädern, sondern Boote zum zuverlässigen Transportmittel werden, ist außergewöhnliches. Nicht umsonst wird diese Zeit in der Region als die fünfte Jahreszeit bezeichnet. Der Soomaa- Nationalpark ist berühmt dafür.
Es gibt viel zu erleben im Soomaa-Nationalpark:
- Soomaa ist einer der besten Orte in Europa, um Biber in freier Wildbahn zu beobachten.
- Man kann sich Boote (Kajaks) leihen und die Flüsse erkunden.
- Es werden "Moorschuh-Tour" angeboten.
- Es gibt viele Wanderwege z.T. mit Holzstegen.
Unser erster Stopp ist der Ördi-See. Unser Ausgangspunkt für die Erkundung der Umgebung ist ein kleiner Parkplatz mit Lagerfeuerstelle, WC und allem Drum und Dran bei
- Parkplatz Ördi-See: GPS 58.380372, 25.196459
Ein etwa einen Kilometer langer Weg führt teilweise über Holzbohlen durch den Wald zum tiefschwarzen See. Fährt der Pfad doch einmal direkt über Waldboden, so sind feuchte Stellen mit Holzschnitzeln aufgefüllt. Unser Dank an das RMK, die estländische Forstbehörde.
Wir machen es uns gerade auf einem der Picknick-Plätze am See gemütlich und als wir kaum unseren Augen trauen. Mitten auf dem See schreit ein Sterntaucher.
Infobox :
Wer in Estland in der Natur unterwegs ist, stößt unweigerlich auf das RMK, die estnische Forstbehörde. Diese kümmert sich nicht nur um die Holzwirtschaft, sondern ganz allgemein um die Bewirtschaftung des Waldes. Dazu gehört die Instandhaltung von Forst- aber insbesondere auch von Wanderwegen und den Unterhalt eigener Camping- und Rastplätze. Hier gibt es fast immer die Möglichkeit zu Zelten, manchmal sind aber auch Unterstände oder auch Schutzhütten vorhanden. Es gibt mindestens eine Feuerstelle mit Grill, eine Trockentoilette und meist kostenloses Feuerholz, das von Mitarbeitern der Forstbehörde regelmässig aufgefüllt. Selbst Mülleimer sind meist vorhanden - und das mitten im Nichts. Viele, aber nicht alle dieser Plätze sind mit dem Wohnmobil erreichbar. Manchmal ist die Zufahrt aber schon etwas holprig. Eines ist aber allen diesen Plätzen gemeinsam, sie liegen an den schönsten Orten und sind immer super gepflegt. Unser Dank an das RMK.
Auf dem Wanderparkplatz des Sees kann man auch gut übernachten. Es gibt wie immer: Toilette, Lagerfeuerplatz und Feuerholz.
Für unseren Geschmack ist hier aber gerade zu wenig Wind. Am Abend wird es durch das den See umgebende Feuchtgebiert wahrscheinlich wieder (zu) viele Mücken geben.
Wir fahren daher weiter Richtung Nationalparkhaus (GPS 58.430302, 25.030745). Auf dem Parkplatz des Geländes stehen bereits zwei Wohnmobile, die sich zum Übernachten eingerichtet haben. Eindeutig zu voll für uns.
Keinen Kilometer weiter finden wir ein wirklich tolles Plätzchen an einem Beobachtungsturm mit Blick auf große Wiesen. Auch hier gibt es wieder eine Lagerfeuerstelle, vorgeschnittenes Brennholz, ein WC und einen Unterstand. Wir hoffen auf Elche, Rehe, Wildschweine, oder vielleicht sogar einen Luchs und bleiben.
Der Platz hat den schönen Namen:
- Tõramaa puisniidu lõkkekoht, GPS 58.422111, 24.997634
Wir machen ein Lagerfeuer und genießen den Abend. Unser Mückenabwehrgerät Thermocell hilft uns, uns die Mücken vom Leib zu halten.
Als der Nebel beginnt über den Wiesen aufzusteigen, ziehen wir uns ins Auto zurück. Tiere haben wir an diesem Abend leider keine gesehen.
Am nächsten Tag statten wir dem Nationalparkhaus einen Besuch ab. Eine tolle, kleine Ausstellung zeigt die Geschichte und die Vielfalt des Parkes und wir erfahren, dass man in der Umgebung viel unternehmen kann. Leider haben wir dazu gerade keine Zeit, aber wir beschließen, zur Zeit des Vogelzuges noch einmal zu kommen.
Infobox :
Das traditionelle Boot der Soomaa Region ist der Haabjas, ein Einbaum, nicht unähnlich den Booten manch indigener Völker in Afrika. Wie der Name schon sagt, entsteht das Boot, indem die Form mit der Axt aus einem einzigen Baumstamm herausgehauen wird. Die im Soomaa Nationalpark beheimatete Tradition wurde von der UNESCO 2021 in ihre Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen.
Gut Tori
Weiter geht es über die Straßen 2 und 5 nach Pärnu. Auf dem Weg kommen wir am Ort Tori vorbei. Die Gemeinde hat nicht nur eine beeindruckende Kirche, sondern hier gibt es auch ein großes Pferdegestüt. Hier wird das Tori-Pferd, das auch Torgelsches Pferd genannt wird, eine estnische Pferderasse gezüchtet.
Pärnu
Die Hafenstadt Pärnu durchfahren wir zügig. Die ehemalige Hansestadt ist heute die "offizielle Sommerhauptstadt" Estlands und ein bekanntes Seebad.
Wir aber tuckern lieber weiter entlang der Küste. Am kleinen Hafen von Kavaru finden wir einen wirklich tollen Platz zum Übernachten. Es handelt sich dabei offenbar um den Dorfplatz der lose in der Umgebung verteilten Siedlung. Es gibt hier Sitzgelegenheiten, Feuerstelle, Spielplatz und die Möglichkeit zur Müllentsorgung.
- Hafen von Kavaru: GPS 58.269644, 24.192754
Am Ufer der Ostsee tummeln sich tausende (nicht übertrieben) Schwäne, drei Seeadler ziehen ihre Kreise; wir sehen Sperber, Neuntöter, Braunkehlchen und viele Rauchschwalben.
Abends kommen noch ein paar Einheimische zum Plaudern vorbei. Einige haben ihre Hunde dabei. Wir werden freundlich gegrüßt - alles total entspannt.
Unser nächstes Ziel ist die Fähre nach Muhu. Auf dem Weg machen wir aber noch einen Abstecher an die Küste in das Tõstamaa Landschaftsschutzgebiet. Von einem Aussichtsturm hat man einen schönen Blick auf die typische Landschaft mit ihren beweideten Wiesenflächen, Wachholdern und den seit alter Zeit von den Einwohnern genutzten alten Eichen (Eichen von Kastna).
- Parkplatz GPS58.322473, 23.902244
Zum Hafen nach Virtsu folgen wir nicht der Hauptstraßen, sondern nehmen statt dessen eine kleine unbefestigte Straße, die über einen Damm führt. Auf dem Damm gibt es einen kleinen Parkplatz und wir beschließen, eine kurze Pause einzulegen. Als wir anhalten, trauen wir kaum unseren Augen. Dort steht ein Fahrrad - die Radlerin dazu kennen wir: Ramona aus Deutschland. Wir haben sie vor einigen Tage das erste Mal in Lettland getroffen - und es wird nicht das letzte Mal auf unserer Tour gewesen sein. Gemeinsam trinken wir Kaffee. Auf der Fähre steht sie schon wieder neben uns.
Reist mit uns weiter auf die Inseln:
Von den zahlreichen Inseln des Landes sind die Inseln Muhu, Saaremaa, Hiiumaa im Nordwesten die bekanntesten. Wir haben diese Inseln besucht:
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