Baltikum (3): Lettland - der Westen

die Küste, Riga und der Gauja Nationalpark:

Vielfältige Landschaften, dichte Wälder, Wasserfälle, sanfte Hügel, aber auch einsame Strände, versteckte Buchten. Uns zieht es zuerst an die Küste, und in die quirlige Hauptstadt Riga, später erkunden wir den einsamen Osten mit seinen Seen und Nationalparks.

 



Die einzelnen Etappen der gesamten Reise:


Lettland - der Westen


Wir starten unsere Tour durch Lettland im Südwesten. Aus Litauen (->zum Reisebericht) kommend, queren wir die Grenze auf einer unasphaltierten Straße und gelangen in das Landschaftsschutzgebiet Dunika (Parkplatz: GPS 56.241182, 21.406207). Leider ist der Holzweg in das Moorgebiet gesperrt, sodass wir gleich Richtung Naturschutzgebiet Pape an der Küste fahren.


Wildpferde, Wisente und Büffel

Naturschutzgebiet Pape


Mit dem Wohnmobil im Baltikum in Lettland

Unser nächstes Ziel ist das Naturschutzgebiet Pape im südwestlichsten Zipfel Lettlands etwa 15 km südlich von Liepāja. Mitten im Gebiet liegt der sumpfige Pape-See, umgeben von Dünen, Mooren und Bruchwäldern. Wir finden einen kleinen Parkplatz, von dem auch geführte Touren angeboten werden. Wir fragen den Ranger - ein Holländer, der gut Deutsch spricht - , ob wir übernachten dürfen und können bleiben:

  • Parkplatz: GPS 56.192514, 21.083272

Der Ranger empfiehlt uns, noch am Abend durch die Absperrung zum See zum Laufen. Wir folgen dem Tipp und machen uns auf dem Weg. Eine Herde wilder Konikpferde steht nicht allzu weit entfernt. Wir halten gebührenden Abstand - wir wurden ermahnt uns nicht den Tieren auf nicht mehr als 30 Meter zu nähern. Wir sehen Kuckuck, Sperber, Grau- und Silberreiher, Seeadler und eine Menge Kormorane. Der kleine Tripp war so spannend, dass wir ihn am frühen Morgen gleich noch einmal wiederholen. Neben den Pferden grasen jetzt auch Heckrinder, eine Nachzüchtung des ausgestorbenen Auerochsen. Eine tolle Landschaft mit einer grandiosen Tierwelt.


Nach einem heftigen Gewitter ist es unser Ziel, den Pape See zu umrunden. Das klappt leider nicht, denn die Straße um den See ist nur für Fahrradfahrer. Wir besuchen noch einen Aussichtsturm und müssen schweren Herzens die ganze Strecke wieder zurückfahren. 

Für die nächsten Tage ist erneut extrem schlechtes Wetter angekündigt. In Skandinavien ist gibt so viel Regen, dass Straßen gesperrt und die Fährverbindungen zum Teil eingestellt werden. Wir suchen uns einen kleinen Campingplatz an der Küste, um das schlechte Wetter auszusitzen.


Liepāja


Mit dem Wohnmobil im Baltikum in Lettland
Kathedrale zu Karosta

Vorher durchqueren wir die Hafenstadt Liepāja (deutsch Libau), die mit knapp 70.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Lettlands. Zwischen 1945 und 1990 wurden von der sowjetischen Führung hier Industrie- und Fischereibetriebe etabliert.

Der Hafen diente als Stützpunkt der Sowjetischen Marine. Während des Kalten Krieges war die norddeutsche Stadt Flensburg eines der möglichen atomaren Ziele des sowjetischen U-Boot-Stützpunktes von Liepāja.

 

Heute ist Liepaja in Lettland ein beliebter Badeort mit Strand ohne Ende, guten Restaurants und sehenswerten Gebäuden. Viele lettische Künstler kommen von hier.

 

Wir gehen einkaufen, und da es bereits angefangen hat zu regnen und vor allem zu stürmen, erkunden wir die Stadt vom Auto aus und müssen feststellen, dass nicht alle Ecken der Stadt auf Tourismus eingestellt sind.

 

Festungsbatterie

Festungsbatterie Nr. 1.
Festungsbatterie Nr. 1.

Wir besuchen noch eine alte Festungsanlage. Sie ist der bekannteste und der eindrucksvollste Teil der großen Festungsanlage von Liepāja. Die historische Bezeichnung lautet "Festungsbatterie Nr. 1".

  • Festungsanlage am Strand: GPS 56.591042, 21.015341

Die Festung war während der Sowjetzeit gesperrtes Gelände, heute sind aber die teils gesprengten, historischen Labyrinthe frei zugänglich.

Wir fahren noch ein paar Kilometer entlang der Küste gen Norden und erreichen unser heutiges Ziel:

  • Campingplatz Sili GPS 56.977780, 21.341015

Hier treffen wir auch wieder auf Kathrin und Sebastian mit ihrem VW Bus, die wir bereits vor ein paar Tagen kennengelernt hatten. Wir bleiben zwei Tage. Das angekündigte Wetter erwischt uns Gott sei Dank nur am Rande, so dass wir auch einige sonnige Momente erhaschen, die wir für Strandspaziergänge und ein Lagerfeuer nutzen.

 

Mit dem Wohnmobil in Lettland
Camping im Regen

Interessant ist, dass wir die ganzen Tage quasi alleine auf dem Campingplatz sind. Am ersten Abend war noch ein Wohnmobil da, den Tag und die 2. Nacht waren wir komplett alleine - und das Mitte August!

 

Strandkunst


Ventspils


Ventspils (deutsch Windau) ist in erster Linie eine Industriestadt, die aber versucht, viel für den Tourismus zu tun. Die Stadt mausert sich derzeit durch zahlreiche Renovierungs- und Sanierungsprojekte zu einem kleinen, hübschen Städtchen. Auffällig sind viele Kinderspielplätze und ähnliche Einrichtungen. 

 

Wir besuchen den Hafen und fahren durch eine altes Viertel im Norden der Stadt. 

Es gibt heute auch 28 Skulpturen von Kühen in unterschiedlicher Größe und Farbe, die von lettischen und ausländischen Künstlern erschaffen wurden. Den Charme der ehemaligen Sowjetherrschaft hat sie in unseren Augen vielerorts bereits vertrieben.


Bootsfriedhof in Mazirbe


Weiter geht es entlang der Küste nach Norden in den Nationalpark Slītere. Der auf der Halbinsel Kurland gelegene Park umfasst neben viel Natur auch die Fischerdörfer der Liven, einem fast ausgestorbenen Volk. Bis vor einigen Jahren gab es hier noch Menschen die Livisch sprachen; mit deren Tod ist diese Sprache aber untergegangen.

Mit dem Wohnmobil in Lettland
Bootsfriedhof bei Mazirbe

Wir fahren über unbefestigte Wege von einem Dorf zum anderen und legen in Mazirbe einen kurzen Stopp bei einem Bootsfriedhof ein. Letztendlich liegen drei verrottete Holzboote im Wald, deren Geschichte aber ganz interessant ist: 1976 nahmen die Russen den einheimischen Fischern ihre Boote weg, um deren Fischerei einzudämmen und um eine Flucht aus dem Land über das Meer zu verhindern. Die Fischerboote landeten im Wald hinter der Stranddüne. Heute sind nur noch zwei Boote zu erkennen, ein weiteres ist kaum noch auszumachen.

  • Bootsfriedhof in Mazirbe GPS 57.690087, 22.319617

Treffpunkt zweier Meere

Kap Kolka


Mit dem Wohnmobil in Lettland
Wohnfass am Meer

Unser nächstes Ziel ist das Kap Kolka. Der kleine Ort mit seiner bekannten, in früheren Zeiten strategisch wichtigen Landspitze liegt mitten im Nationalpark Slītere. Hier wechseln sich Meer, Laubwälder, Moore und Feuchtgebiete mit Borealwäldern und Schwarzerlen ab.

Mit dem Wohnmobil im Baltikum
Aufeinandertreffen zweier "Meere"

Am Strand kann man den Zusammenstoß der Wellen  von zwei "Meeren" beobachten. Von links kommen die Wellen der offenen Ostsee und von rechts die der Rigaer Meeresbucht. Hier ist übrigens der einzige Platz in Lettland, an dem man aufgrund der exponierten Lage sowohl den Sonnenauf- als auch den Sonnenuntergang beobachten könnt.

 

Wir übernachten auf einem kleinen Parkplatz nur wenige Meter vom Strand:

  • Parkplatz: GPS 57.756588, 22.591397

Nur wenige Meter vom Parkplatz befindet sich ein hoher Beobachtungsturm. Etwas weiter den Strand entlang kann man an der Spitze die zusammentreffenden Wellen beobachten. Möwen und Seeschwalben nutzen das aufgewirbelte Wasser zum Fangen von kleinen Fischen.


Am nächsten Morgen starten wir Richtung Riga, aber nicht ohne noch einen weiteren Nationalpark zu besuchen:


Ķemeri Nationalpark


Der Nationalpark Ķemeri zeichnet sich durch große biologische Vielfalt rund um das einmalige Ķemeri-Moor aus. Der Park besticht durch seine vielfältigen Feuchtgebieten.

Mit dem Wohnmobil im Baltikum / Lettland
Kemeri Nationalpark: Blick vom Aussichtsturm

Wir erreichen den Parkplatz und müssen 3 Euro Parkgebühr bezahlen. Die Frage, ob wir hier auch übernachten dürfen, wird bejahrt.

  • Parkplatz: GPS 56.916454, 23.464047

Vom Parkplatz aus geht es ein wenig durch den Wald, bevor Holzstege durch das Moor führen. Es gibt einen 1,5 km langen und einen 3.5 km langen Weg, der an einem großen Aussichtsturm mit weitem Blick über das Feuchtgebiet vorbeiführt. Beide Wege darf man nur links herum begehen. So soll verhindert werden, dass sich die Besucher auf den schmalen Stegen begegnen. Bei unserem Rundgang ist nicht allzuviel los, das scheint am Wochenende und in der Saison wohl etwas anders zu sein.

 

Gerüstet mit großem (und kleinem) Objektiv machen wir uns auf dem Weg, aber es gibt nicht einen Vogel zu sehen. Stattdessen begeistert uns die grandiose Landschaft. Bänke mitten im Moor laden zum Verweilen ein. Ein wirklich toller Ort.

 

 


Als wir am nächsten Morgen starten, leuchtet die Kühlmittelleuchte in unserm Paul. Das ist jetzt das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit und wir beschließen, eine Mercedes Werkstatt in Riga aufzusuchen.

 

Vorher allerdings machen wir noch einen Abstecher in den Badeort:


Jūrmala


Der Ort am Rigaischen Meerbusen wird auch "Strand von Riga" genannt. Neben dem Wasser sorgen das milde Klima, der Heilschlamm und Mineralquellen für Entspannung. Während der Sowjetzeit wurde Jurmala zum Urlaubsziel für verdiente Genossen, danach setzte ein richtiger Massentourismus ein. Es gibt viele Restaurants und Cafés, Geschäfte ... und alte Holzhäuser.

 

Und noch eine Besonderheit:

Wer nach Jurmala möchte, muss eine Maut bezahlen. Gleich am Anfang des Ortes kann man sie an Automaten lösen: 3 € waren es.

 

Wir belassen es bei der Durchfahrt und machen uns auf nach Riga zur Mercedes-Werkstatt:


Riga - die Hauptstadt Lettlands


Mit dem Wohnmobil in Riga, der Hauptstadt von Lettland

In Riga leben rund 620.000 Menschen, ca. 46% sind Letten, 40% Russen, rund je 4% Weißrussen und Ukrainer. Wir erleben Riga als eine unheimlich sympathische und lebendige Stadt. Viele Restaurants und Kneipen laden zum Verweilen ein.

Die Werkstatt liegt mitten in der Stadt. Es wird ein Schaden am Kühler festgestellt, der innerhalb 2-3 Stunden vor Ort behoben werden kann. Uns wird angeboten, dass gleich zu erledigen. Man beachte, es ist Freitag, 16 Uhr! 

 

 

Wir stellen fest, dass es nicht allzu weit in die historische Altstadt Rigas ist und nutzen die Zeit für einen Spaziergang durch das Weltkulturerbe.

 

 

Es ist Freitag am frühen Abend und die Stadt füllt sich - eine tolle Atmosphäre.

 

Mit dem Wohnmobil in Riga
Das Schwarzhäupterhaus

Der Marktplatz mit Rathaus, die Petrikirche und das Schwarzhäupterhaus - die Altstadt ist gleichzeitig das Zentrum der größten Sehenswürdigkeit der lettischen Hauptstadt.

 

Leider und gleichzeitig Gott sei Dank bekommen wir einen Anruf von der Werkstatt, dass unser Auto fertig ist. Wir holen es ab und entscheiden uns, auf einen der Campingplätze auf einer Insel im Fluss zu gehen:

  • Camping and Yachts, GPS 56.964457, 24.082229

Wir erhaschen noch den letzten Platz direkt am Ufer der Duna. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es Life-Musik aus den 90-iger Jahren. Wir sitzen mit Nachbarn am Ufer, grillen und lassen es uns wirklich gut gehen.

 

Riga ist schon eine tolle Stadt, aber wer uns kennt, weiß, dass wir keine Stadtmenschen sind und darum zieht es uns bereits am nächsten Morgen weiter gen Nord-Osten - etwas ins Landesinnere.

 


Kurz vor Silgulda, die Stadt kennen Sportbegeisterte vom Rodeln und Bobfahren, biegen wir nach links Richtung Turaida ab. Die reizvolle Gegend nennt man auch die "Schweiz Lettlands", wir finden dies allerdings etwas übertrieben.


Turaida


In Turaida gibt es ein Museum auf einem 40ha großes Territorium. Es zeigt die mehr als tausend Jahre lange Geschichte der historischen Ereignisse und der Menschen. Der Name “Turaida” wird aus der livländischen Sprache poetisch als "Gottes Garten" übersetzt.

 

Der altertümliche Teil der Erzählung von Turaida umfasst die Geschichte des zweiten Grundvolkes Lettlands - der Liven. Bis Anfang des 13. Jahrhunderts war Turaida das eindrucksvolle Zentrum der Liven bei Gauja. Zeugnisse aus der Vergangenheit kann man auf der für die Liven eingerichtete Exposition besichtigen.

  • Parkplatz Museum: 57.186521, 24.845064

Wir entscheiden uns aber nicht für einen Museumsbesuch, sondern fahren über kleine Straßen weiter entlang der Gauja Richtung gleichnamigen Nationalpark.


Nationalpark Gauja


Der Nationalpark Gauja ist der größte und der älteste Nationalpark Lettlands und wird von malerischen Landschaften und einzigartige Natur- und Kulturdenkmäler geprägt. 1973 gegründet, schützt er vor allem einen Teil des des Urstromtales der Gauja von Valmiera bis Murjāņi.

 

Bekannt sind die Sandsteinfreilegungen, Gesteine, Felsen, Höhlen und Quellen. Die rötlichen, goldfarbenen und grauen Sandsteine sind vor 350-370 Millionen Jahren entstanden.

 

Für gleich zwei Nächte finden wir einen tollen Platz direkt am Fluß. Offiziell ist das sogar ein Campingplatz. Es gibt mehrere Feuerstellen, ein Trockenklo, ein paar Mücken, Wespen und Bremsen ... aber alles hält sich in Grenzen.

Mit dem Wohnmobil in Lettland Baltikum

Als wir ankommen, sind wir noch die einzigen. Nach und nach gesellen sich noch zwei weitere Wohnmobile dazu. Auch Einheimische kommen vorbei, um hier zu grillen. Auf dem Fluss gleiten Kanus und Flöße mit Parkbesuchern vorbei. Uns am Ufer wird zugewunken.  Es ist ein gemütliches Nebeneinander - wie scheinbar überall im Baltikum.

  • "Camping Lenčupe", GPS 57.332666, 25.220461

Am späten Nachmittag gibt es noch ein Spektakel der besonderen Art. Zwei motorisierte Gleitschirmflieger hangeln sich am Fluß entlang.


Wir faulenzen den ganz Tag und beobachten die Natur und das Treiben auf dem Wasser - es ist Wochenende und das Wetter toll:

In der letzten Nacht hören wir in der Ferne ein lautes Heulen, dass sich nicht wirklich nach Hund anhört. Sind es Wölfe, die hier im Nationalpark leben?

Infobox:

In den tiefen Wäldern und Hochmooren von Lettland leben wilde Elche, Wölfe und Hirsche in großen Populationen. Es kann also passieren, dass man während einer Wanderung oder in der Nähe eines Stellplatzes plötzlich einem Wolf oder Elch gegenübersteht.

 

Die nächsten Kilometer Richtung Estland scheinen nicht so interessant zu sein. Wir machen etwas, was wir in solchen Fällen immer machen: Wir schalten das Navi auf kürzeste Strecke und schließen die unbefestigten Straßen nicht aus: schon ist die Route um 30% kürzer und doppelt so spannend ...

 


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1 Aufgrund des Kleinunternehmerstatus gem. § 19 UStG erheben wir keine Umsatzsteuer und weisen diese daher auch nicht aus.