Freilebende Flamingos in Deutschland

Die nördlichste Kolonie der Welt lebt im Münsterland

Flamingo im Zwillbrocker Venn / Deutschland
Flamingos im Zwillbrocker Venn / Deutschland

Man glaubt es kaum:
In Deutschland leben tatsächlich frei fliegende Flamingos. Im Zwillbrocker Venn, unweit der niederländischen Grenze, zieht jeden Sommer eine Flamingo-Kolonie ihren Nachwuchs groß.

 

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Das Zwillbrocker Venn


Das Zwillbrocker Venn ist sehr abwechslungsreich und besteht aus Wald, Moor und Feuchtwiesen und liegt an der holländischen Grenze westlich von Vreden. Teile des Gebiets wurden bereits 1938 unter Naturschutz gestellt – ein früher Schritt, der den besonderen Wert dieser Landschaft unterstreicht. Ursprünglich lag hier ein ausgedehntes Hochmoor. Nach dem Ende des Torfabbaus entwickelte sich an seiner Stelle ein flacher, nährstoffarmer See, der heute das Herzstück des Gebietes bildet.

 

Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten

Rund um diesen See erstrecken sich offene Feuchtwiesen, Röhrichte und lichte Wälder, die gemeinsam eine bemerkenswerte Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten beherbergen. Das Zwillbrocker Venn ist damit nicht nur ein bedeutender Lebensraum, sondern auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich ehemalige Abbauflächen zu wertvollen Naturräumen entwickeln können.


Seltene Sommergäste:

Flamingos


Die eigentliche Besonderheit des Gebiets – und der Grund, warum jedes Jahr Besucher aus nah und fern ins Zwillbrocker Venn kommen – sind jedoch die Flamingos, die hier im Sommer brüten.

 

Was für Flamingos gibt es hier?
Im Zwillbrocker Venn lassen sich gleich vier verschiedene Flamingo Arten beobachten:

Rosaflamingo
Rosaflamingo

Am häufigsten zu sehen ist der Rosaflamingo, der größte der hier vorkommenden Arten. Sein Gefieder ist hellrosa gefärbt und der Schnabel zeigt eine rosa Grundfarbe mit einer deutlich abgesetzten schwarzen Spitze.


Chileflamingo
Chileflamingo

Ebenfalls regelmäßig vertreten ist der Chileflamingo, der insgesamt etwas blasser wirkt. Seine Beine sind graugrün gefärbt und besitzen auffällig rote Gelenke, ein Merkmal, das ihn gut von den anderen Arten unterscheidbar macht. Auch sein Schnabel ist zweifarbig, hellrosa mit einer schwarzen Spitze.


  • Besonders ins Auge fällt der Kubaflamingo, der wegen seiner intensiven Färbung oft als Roter Flamingo bezeichnet wird. Sein Gefieder leuchtet kräftig lachsrot bis orange und auch sein Schnabel zeigt eine rötliche Grundfarbe mit dunkler Spitze. Diese Art ist deutlich farbintensiver als der Rosaflamingo und daher leicht zu erkennen. Leider haben wir ihn bisher nicht gesehen.

  • Seltener, aber immer wieder nachgewiesen, ist der Zwergflamingo. Er ist deutlich kleiner als die anderen Arten und besitzt einen fast vollständig dunklen, fast schwarzen Schnabel. Seine Färbung ist meist kräftiger rosa, und durch seine geringe Größe wirkt er im Vergleich zu den anderen Flamingos fast zierlich. Auch den Zweigflamingo haben wir noch nicht gesehen.

Dass im Zwillbrocker Venn gleich vier Arten auftreten, ist ungewöhnlich und macht das Gebiet zu einem wirklich besonderen Ort für Vogelbeobachter. 

Wie kommen die Flamingos ins Venn?

 

Die Flamingos im Zwillbrocker Venn stammen wohl nicht aus einem natürlichen europäischen Bestand, sondern haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte aus verschiedenen Quellen zu einer freilebenden Kolonie zusammengeschlossen.

 

Die ersten Flamingos tauchten in den 1970er‑Jahren in dem Gebiet auf und vieles spricht dafür, dass es sich um entflogene Tiere aus Zoos, Tierparks oder privaten Haltungen handelte. Gleichzeitig wird jedoch berichtet, dass die ersten Flamingos nicht beringt waren – ein Detail, das eher gegen einen Ursprung in zoologischen Einrichtungen spricht und die genaue Herkunft der Tiere bis heute offen lässt.

 

Außergewöhnlich ist auch die Artenvielfalt: Neben Chileflamingos leben hier regelmäßig auch Rosa‑ und Kubaflamingos, die in Europa natürlicherweise nur selten vorkommen. Im Laufe der Zeit schlossen sich vermutlich einzelne Flamingos aus südeuropäischen Populationen an, sodass sich nach und nach eine stabile, grenzüberschreitende Gruppe entwickelte. 

Wann sind sie zu beobachten?

Die ersten Vögel kommen bereits im März, der Rest dann im April. Die meisten Flamingos halten sich jedes Jahr etwa von Februar/März bis Juli/August im Zwillbrocker Venn auf, bevor sie im Spätsommer wieder in ihre niederländischen Winterquartiere zurückkehren. Bereits im Februar kehren die ersten Tiere aus den Niederlanden zurück und im April und Mai erreicht die Brutzeit ihren Höhepunkt – dann lassen sich oft mehr als 60 Flamingos beobachten. Von April bis Juli sind die Vögel regelmäßig an den flachen Ufern des Sees zu sehen, bevor sie sich mit dem Ende des Sommers allmählich wieder auf den Weg Richtung Westen machen.

Wohin wandern sie im Winter?

Im August verlassen die Flamingos das Zwillbrocker Venn vollständig und ziehen nicht wirklich weit weg - in die Niederlande. Dort finden sie an großen, flachen Seen ideale Bedingungen, weil diese Gewässer selten zufrieren und auch in der kalten Jahreszeit genügend Nahrung bieten. Die Tiere verbringen den ganzen Winter in diesen Winterquartieren und kehren erst im Februar/März  zum Brüten wieder ins Venn zurück, sobald die Temperaturen steigen und die neue Brutsaison beginnt.

Foto: Archiv
Foto: Archiv

Beste Beobachtungszeit:

Im April und Mai sind die meisten Flamingos im Zwillbrocker Venn anzutreffen. In dieser Zeit lassen sich sowohl die Balz als auch der Nestbau besonders gut beobachten, da die Tiere dann sehr aktiv sind und sich häufig in Ufernähe aufhalten.

Der Rundweg ist gut beschildert und auch fahrradtauglich.
Der Rundweg ist gut beschildert und auch fahrradtauglich.

Beobachtungsmöglichkeiten:

Rund um das Zwillbrocker Venn führt ein etwa sechs Kilometer langer Rundweg, der sich hervorragend eignet, das Gebiet zu erkunden. Der Weg ist überwiegend flach und gut befestigt, sodass er nicht nur für Spaziergänger ideal ist, sondern auch problemlos mit dem Fahrrad befahren werden kann.

 

Entlang der Strecke liegen mehrere gut platzierte Beobachtungsmöglichkeiten, die einen freien Blick auf den flachen See und die umliegenden Feuchtwiesen bieten, darunter sind zwei Aussichtskanzeln, die einen geschützten und gleichzeitig sehr nahen Einblick in das Geschehen auf dem Wasser ermöglichen. Von hier aus lassen sich – je nach Jahreszeit – Flamingos, Lachmöwen, Gänse und viele weitere Arten gut beobachten, ohne die Tiere zu stören. Ergänzt werden diese Kanzeln durch einen kleinen Aussichtsturm, der einen erhöhten Überblick über das gesamte Gebiet bietet und vor allem für Fotografen interessant ist, die die weite Landschaft und das Spiel von Licht und Wetter einfangen möchten.

 

Zwischendurch laden immer wieder Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Gerade in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend, wenn das Licht weich ist und sich Nebelschwaden über die Feuchtwiesen legen, entfaltet das Gebiet seinen ganz eigenen Reiz.


Auch ohne Flamingos toll:


Als wir Mitte August dem Zwillbrocker Venn unseren ersten Besuch abstatten, sind wir leider schon etwas spät dran. Die Flamingos haben sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf den Weg in ihre niederländischen Überwinterungsgebiete gemacht. 

Statt der eleganten Vögel begrüßen uns daher nur die charmanten Flamingo-Skulpturen vor der Biologischen Station – sie liegt übrigens direkt gegenüber des Wohnmobil-Stellplatzes auf der anderen Straßenseite und ist kaum zu übersehen. 


Auch die große Kolonie der hier brütenden Lachmöwen, die im Sommer mit über 10.000 Tieren für ordentlich Betrieb sorgt, ist zu dieser Jahreszeit bereits verschwunden.

 

Trotzdem bleiben wir. Noch vor Sonnenaufgang brechen wir zu einer Fototour entlang des Rundwegs auf, der direkt am Stellplatz beginnt. Und wie so oft, wenn wir es schaffen, früh loszuziehen, werden wir reich belohnt: Die Landschaft liegt in einer stillen, warmen Morgenstimmung, feiner Nebel hängt über den Feuchtwiesen und das erste Licht des Tages taucht das Venn in tolle Farben. Auch ohne Flamingos zeigt sich das Gebiet von seiner schönsten Seite – ruhig, atmosphärisch und voller kleiner Naturmomente, die man nur zu dieser frühen Stunde erlebt.

Wir sehen von dort zwar keine Flamingos, können aber auf den umliegende Heideflächen Rehe und Kraniche beobachten. Obwohl die Kraniche hier eigentlich nur während des Zuges im Frühjahr und Herbst rasten, gibt es inzwischen wohl auch Paare, die hier bleiben.

 

 

Direkt am Rundweg stehen Schottische Hochlandrinder, die hier zur Beweidung der tiefen Wiesenflächen eingesetzt werden.

 

Nachdem wir bei unserem ersten Besuch leer ausgegangen sind, versuchen wir es eine Jahr später noch einmal.

Versuch 2:

Diesmal besuchen wir die Region im Juni – und tatsächlich: Die Flamingos sind da.

 

 

Wir parken an einem kleinen Parkplatz ganz in der Nähe des Startpunktes des Rundwegs:

  • GPS 52.0503, 6.70325,

 

 

Wir starten den Rundweg. Wer jedoch ausschließlich die Flamingos beobachten möchte, muss den gesamten Rundweg nicht gehen. In unmittelbarer Nähe des Parkplatzes befinden sich zwei der Beobachtungstürme: einer wenige hundert Meter rechts des Weges, der andere in etwa gleicher Entfernung links davon. Beide bieten einen guten, ungestörten Blick auf den flachen See und die Bereiche, in denen sich die Flamingos bevorzugt aufhalten.

 

Wir zählen rund 20 Flamingos, die ruhig auf dem flachen, wassergefüllten See stehen.

Die Lachmöwenkolonie über der Insel
Die Lachmöwenkolonie über der Insel

Doch nicht nur die Flamingos sorgen für Leben im Venn. Die große Lachmöwenkolonie ist schon von weitem zu hören. Hunderte Vögel kreisen laut rufend über der Insel, auf der sich zahlreiche Nester befinden – ein ständiges Kommen und Gehen.

 

 

Auf dem Aussichtsturm kommen wir mit einer älteren Einheimischen ins Gespräch. Sie erinnert sich noch gut an den ersten Flamingo-Nachwuchs im Venn. Das Küken schlüpfte ungewöhnlich spät im Jahr und musste schließlich per Flugzeug in den Frankfurter Zoo gebracht werden, wo es erfolgreich aufgepäppelt wurde – eine Geschichte, die hier offenbar viele kennen.

Ein Reh im Zwillbroker Venn
Ein Reh im Zwillbroker Venn

Auch an diesem Morgen lohnt es sich, etwas länger auf dem Turm zu bleiben. Ein Reh tritt plötzlich aus dem hohen Gras und äst in aller Ruhe direkt neben uns. Ein Fasan huscht dicht am Turm vorbei, mehrere Baumpieper singen von ihren erhöhten Lieblingsplätzen und eine Nonnengansfamilie mit Nachwuchs steigt gemächlich aus dem Wasser. Solche Momente zeigen, wie vielfältig das Gebiet ist – selbst dann, wenn man eigentlich wegen der Flamingos gekommen ist.

 

Und wieder einmal bestätigt sich:
Früh aufzustehen lohnt sich. Gegen neun Uhr füllen sich die Beobachtungstürme spürbar und die ruhige Morgenstimmung weicht dem lebhaften Besucherverkehr.


Mit dem Wohnmobil bei den Flamingos

Unser Wohnmobil-Stellplatz

 

Als wir die ersten Male hier waren, war der Stellplatz noch kostenlos. Seit ein paar Jahren ist der tolle Stellplatz allerdings kostenpflichtig. 

  • Kostenpflichtiger Wohnmobil-Stellplatz auf einer Wiesenfläche am Rande von Zwillbrock 
  • GPS 52.0539, 6.69529


 VG23/11.000

 

 

 

 

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1 Umsatzsteuerbefreit gemäß § 19 UStG (Kleinunternehmerregelung)