auch ein Geheimtipp für Naturliebhaber und Ornithologen
Wir haben immer wieder gehört, dass Texel in den Niederlanden nicht nur eine schöne Insel sein soll, sondern auch unter Ornithologen und Vogelfotografen zu jeder Jahreszeit ein Geheimtipp ist.
Wir machen uns auf dem Weg, um uns das anzuschauen:
Eine Anmerkung vorab:
Alle Informationen sind eigene Erfahrungen, sind aus dem Internet (Recherche zur Vorbereitung) oder stammen von Personen, mit denen wir gesprochen haben.
Nordseeinsel Texel
Texel ist die westlichste der Westfriesischen Inseln und die größte Nordseeinsel der Niederlande.
Die Insel ist rund 20 km lang und 8 km breit und ist mit den 30 Kilometer Sandstrand vor allem bekannt bei Sommerurlaubern.
Aber die Insel hat noch mehr zu bieten:
- Im Westen: Sandstrände, Dünen
- Im Südwesten: Wälder
- Im Nordwesten: Salzwiesen und Priele
- im Osten: Wattenmeer, Deiche und Polder mit Brackwasser
Knapp 400 verschiedene Vogelarten sind bisher auf Texel gesichtet worden. Regelmäßig werden seltene, auf der Roten Liste stehende Arten beobachtet.
Warum aber ist Texel so beliebt bei Vögeln?
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Da Zugvögel lieber an der Küste und nicht über das offene Meer fliegen, ist Texel ein idealer Zwischenstopp für alle Zugvögel Richtung Norden oder Süden.
- Wegen der vielfältigen Natur (Watt, Salzwiesen, Polder, Dünen, Strand) finden Vögel ein reichhaltiges Nahrungsangebot
- es gibt keine / kaum natürliche Feinde. Der Fuchs fehlt.
- Während der Brutzeit sind viele Gebiete gesperrt und die Vögel können Ihren Nachwuchs in Ruhe und erfolgreich aufziehen
Aber der Mensch tut nicht nur viel für den Schutz der Vögel, sondern auch viel für die Besucher und Touristen der Insel, die die Tiere sehen möchte. Daher gibt es eine große Anzahl von Beobachtungshütten und -verstecken auf der Insel. Die meisten davon sind mit dem Fahrrad, aber oft auch mit dem PLW gut erreichbar und für diejenigen, die sich mit der Vogelwelt nicht so auskennen, werden auf Texel unterschiedliche Vogelexkursionen angeboten.
Was ist die beste Reisezeit für Vogelfreunde?
Texel kann man als Vogelliebhaber zu jeder Jahreszeit besuchen. Von Januar bis Dezember gibt es immer etwas zu sehen. Der beste Monat ist der Mai. Dann kommen viele Vögel zurück bzw. nutzen die Insel als Raststation. Daher gibt es auch im Mai eine besondere Veranstaltung:
Watten Vogelfestival
Im Mai gibt es das "Watten Vogelfestival", das vom "Vogelinformationszentrum" und dem "Nationalpark Duinen van Texel" organisiert wird. Man soll bis zu 170 !!! Vogelarten an einem Tag zählen können. Darunter Zitronenstelze, Bienenfresser oder sogar Gänsegeier! An den Vogelbeobachtungspunkten stehen dann Spezialisten bereit, die einem über die Vögel der Umgebung etwas erzählen können.
Was ist in den anderen Jahreszeiten los?
Im Winter sind Zwerg- und Gänsesäger, Mittelmeermöwen, Steppenmöwen, Eismöwen, viele Enten- und Gänsearten, Goldregenpfeifer oder Kampfläufer zu erwarten. Unter den vielen Ringelgänsen kann man schwarz- und weißbäuchige erspähen.
Wenn der strenge Winter vorbei ist, kommen die ersten Heimkehrer wie z.B. die Uferschnepfe zurück.
Ab März kommen die ersten Singvögel. Das Blaukehlchen ist ab Ende März zu hören.
Im Frühjahr und Sommer ist die Insel voller Vögel. Ab Ende Juni bereiten sich die ersten wieder auf den Flug in den Süden vor. Auch rasten jetzt schon die ersten Durchzügler (Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer, Goldregenpfeifer). Aber es gibt auch Arten wie Wiesenpieper, Schwarzkehlchen, Hänfling, die im August noch einmal brüten.
Der September und Oktober sind die vogelreichsten Monate auf Texel. Der Herbstzug ist im vollen Gange. Die ersten Wintervögel aus dem Norden kommen. So sind oft Schneeammern, Ohrenlerchen, Rotdrosseln, Wacholderdrosseln, aber auch Basstölpel und Raubmöwen zu entdecken.
Schon gewusst?
Im Juni gibt es schon wieder Vögel, die den Rückzug in den Süden angetreten haben. So ist das Weibchen des Dunklen Wasserläufers schon unterwegs. Es hat im Norden die Eier gelegt und überlässt das Brüten dem Männchen, das später dann nachkommt.
Unser erster Besuch auf Texel:
Wir waren allerdings erst im Juni das erste Mal da. In dieser Jahreszeit brüten viele Vögel bzw. man sieht sie mit ihrem Nachwuchs.
Folgende Vögel sahen wir öfter:
- Brandseeschwalben:
Es brüten über 6.000 Paare auf Texel - Flussseeschwalben
- Säbelschnäbler
- Löffler
- Rohrweihen
- Rotschenkel
- Austernfischer
- Feldlerche
- Uferschnepfe
- Schafstelze
- Mauersegler
- Brandgans
- Graugans
- Lachmöwe
- Sandregenpfeiffer
- Eiderenten
- Turnfalke
- Kiebitz
- Großer Brachvogel
- Kormorane
- Blaukehlchen
- Schwarzkehlchen
- Dunkler Wasserläufer
- Haubentaucher
- Türkentaube
Leider waren wir zu früh für die ersten Watvögel. Sie beginnen Ende Juni /Anfang Juli mit dem Rückflug in den Süden. Pfuhlschnepfen, Goldregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Knutts, Dunkle Wasserläufer und Grünschenkel sollen vor allem an der Ostküste (Vogelboulevard) und im De Slufter gut zu beobachten sein.
Die einzelnen Beobachtungspunkte:
im Nordwesten:
De Slufter
Die Lagune im Nordwesten der Insel ist der komplett der Natur überlassen, die Nordsee kann ungebremst eindringen und bei Sturmflut kann sie das komplette Gebiet überschwemmen. Die Priele und Salzwiesen sind Brut- und Rastplatz vieler Vögel.
Vom Aussichtspunkt De Slufter (vom Parkplatz des Cafe-Restaurant De Slufter die Treppe hoch auf die Düne) hat man nicht nur eine wunderbare Aussicht auf das Gebiet, sondern von hier können Vogelfotografen Greifvögel im Flug fotografieren. Vor allem der Turmfalke soll nahe des Aussichtpunktes in Augenhöhe rütteln. Leider hat er sich bei uns nicht blicken lassen.
Übrigens hat uns auch das Cafe-Restaurant vor Ort dort sehr gut gefallen.
Im Norden:
Vogelkijkpunt Renvogelveld
Fährt man noch weiter Richtung Norden zum Leuchtturm, so gibt es ca. 100 Meter vor dem Turm rechts von der Straße zwei weitere Beobachtungsschirme mit dem Namen "Vogelkijkpunt Renvogelveld", einer ist direkt an der Straße, der andere etwas weiter unten, etwas versteckt zwischen größeren Büschen.
Von hieraus blickt man in ein weites Dünental mit einem See, auf dem man die üblichen Vögel findet. Die Informationstafel zeigt, dass es hier im Sommer Sumpfohreulen geben soll. Leider haben wir keine gesehen, dafür kam immer wieder die Rohrweihe vorbei, auch viele Hasen und Kaninchen sowie Fasane lassen sich hier gut fotografieren. Am besten parkt man kostenfrei am Ende des kleinen, parallel zur Straße laufenden Weges, der zum Campingplatz führt.
im Osten:
Der "längste Vogelboulevard"
Vor allem an der Ostküste reiht sich ein Highlight an das Nächste. Hier befindet sich auch der angeblich längste Vogelboulevard Europas. Das Wattenmeer auf der einen Seite, kleine Seen auf der anderen Seite. Auf den 26 Kilometer vom Fährhafen im Süden bis zum Leuchtturm im Norden gibt alleine 11 Vogelbeobachtungsplätze. Die meisten, vor allem die im Süden, sind auch mit dem Auto zu erreichen.
- Oude Molenkolk
- Prins Hendrik Zanddijk
- Ottersaat
- Dijkmanshuizen
- Zandkes
- Minkewal
- Waddendijk
- Wagejot (perfekt für Fotografen)
- Utopia
- De Schorren
Von den einzelnen Plätzen sticht ein Platz speziell für Fotografen hervor:
Wagejot - ein Highlight für Vogelfotografen
Der (oder das?) Wagejot ist 1977 entstanden, als ein neuer Deich entlang der Ostküste gebaut wurde. Das Sumpf- und Seengebiet entstand zwischen altem und neuen Deich. Das Wagejot ist ein Brackwassersee, zum einen füllt es sich durch Wasser aus der Nordsee, zum anderen durch Regenwasser. Es ist reich an Kleinstlebewesen, von denen sich die Vögel ernähren. Sandregenpfeifer, Säbelschnäbler, Lachmöwen, Austernfischer unterschiedliche Seeschwalben brüten hier. Als wir im Juni dort waren, fanden wir vor allem brütende bzw. fütternde Lachmöwen, Flussseeschwalben, Säbelschnäbler, aber auch Austernfischer, Brandseeschwalben und Brandgänse vor.
Das tolle für Fotografen hier ist, dass einerseits die Vögel an die Menschen gewöhnt sind und nicht gleich fliehen, wenn man seine Position einnimmt. Die kleine Straße am Deich führt hier direkt vorbei und es gibt kaum einen Fahrradfahrer, der nicht zumindest kurz anhält, es ist auch immer mindestens ein Ornithologe da, der deutlich durch sein Spektiv sich zu erkennen gibt.
Für Besucher, die mit dem Auto kommen, gibt es kleine Parkbuchten. Das Parken hier ist kostenlos.
Beste Zeit zum Fotografieren:
Am frühen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang finden sich die Natur-Fotografen im Wagejot ein, denn von hier kann man das Treiben auf den kleinen Inseln aus nächster Nähe nicht nur gut beobachten, sondern auch fotografieren.
Vom Gras- bzw. Schilfstreifen am Ufer kann quasi auf Augenhöhe die Vögel auf den Inseln ablichten. Am frühen Morgen ist nicht nur das Licht am besten, sondern die Fotografen sind auch unter sich. So zwischen 8 Uhr und 9 Uhr kommen dann die ersten Fahrradfahrer, Zeit für die Fotografen wieder zu verschwinden.
Im Süden:
De Geul
De Geul ist ein langes Tal zwischen zwei Dünenreihen im Süden der Insel, etwas westlich des Hafens. Hier gibt es mehrere Beobachtungsmöglichkeiten.
Auf dem See brütet die größte Löfflerkolonie der Niederlande. Die Kolonie existiert bereits seit 1943. Als wir dort waren, haben wir leider nur immer wieder einzelne Exemplare vorbei fliegen sehen. Von der Kolonie war leider nicht zu sehen.
De Petten und De Horsmeertjes
Etwas nördlich von De Geul liegt direkt an der kleinen Straße "De Petten". Der kleine Brackwassersee ist voll verschiedenster Vogelarten. Arten wie die Küstenseeschwalbe, Säbelschnäbler, Zwerg- und die Flussseeschwalbe, Sandregenpfeifer und die Lachmöwe fühlen sich hier heimisch. Zum Schutz der Vögel ist der See eingezäunt, somit ist das Fotografieren nur mit ganz langen Brennweiten sinnvoll.
Südlich von "De Geul" befinden sich "De Horsmeertjes". Die beiden Seen sind in ein ausgedehntes Dünengebiet eingebettet, in dem u.a. viele Singvögel brüten. Über den Schilfgebieten haben wir immer wieder Rohrweihen auf Beutefang gesehen.
Das Parken auf der Insel:
Das Parken auf Texel kann teuer werden. Parkplätze in den Orten und an den Stränden sind kostenpflichtig. Sogar wer Einkaufen gehen möchte, muss zahlen! Eine Stunde kostet über 2 Euro, es gibt vergünstigte Tages- und Wochenkarten. Wer allerdings Vögel beobachten möchte, kommt an den meisten Ecken an den hohen Parkgebühren herum. An den Straßen außerhalb der Ortschaften gibt es immer wieder kleine kostenfreie Parkbuchten. Außerdem ich das Parken auf den kostenpflichtigen Plätzen morgens bis 8 Uhr und abends ab 20 Uhr kostenfrei. Wohnmobile müssen diese Plätze in der Regel um 23 Uhr verlassen.
Wir sind immer kostenfrei gestanden, beim Einkaufen ist einer von uns im Wohnmobil geblieben.
Wohnmobilstellplätze
In den Niederlanden ist das Freistehen verboten. Wir sind da auch kein Risiko eingegangen und haben uns auf einem der vielen Mini-Campingplätzen bzw. auf einem Bauernhof für 4 Nächte angemeldet. Von hier konnte man die Insel gut mit Fahrrad bzw. Wohnmobil befahren. Da die Insel nur ungefähr 20 km lang und 8 km breit ist, sind alle Punkte schnell mit dem Fahrrad oder Auto zu erreichen.
Impressionen
Wohin geht die Reise weiter?
Die Windmühlen von Kinderdijk
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Mit dem Wohnmobil in den Niederlanden:
- Niederlande (1): Naturparks im Norden
- Niederlande (2): Nationalpark Hoge Veluwe
- Niederlande (3): Texel - zwischen Nordsee und Watt
- Niederlande (4): Die Windmühlen von Kinderdijk
VG23/11.700
Besuche seit 28.06.22: (2/23: 235), 1.1.24: 718