weiter in Richtung Norden nach Lappland
ein buntes Spektakel:
Ruska - der Indian Summer Finnlands
Der Herbst beginnt früh im Norden Finnlands. Schon Mitte September verfärben sich die ersten Blätter und schnell ist das bunte Naturschauspiel, das hier Ruska oder auch Ruska-Aika genannt wird und ehesten dem Indian Summer Amerikas oder unserem Altweibersommer vergleichbar ist, schon wieder vorbei. Sobald der erste Frost kommt, werfen die Bäume ihr Laub ab und das war es dann auch schon mit der bunten Herrlichkeit. In manchen Jahren dauert das Ganze nur zehn Tage.
Im Gegensatz zum Indian Summer, der vor allem in Rottönen leuchtet, ist das Phänomen Ruska-Aika in erster Linie in Gelb getaucht. Es sind vor allem die Birken, die sich so kontrastreich vom Grün der Nadelbäume abheben. Viele der Bäume scheinen wie von Innen beleuchtet, dies umso mehr, wenn die Sonne scheint.
Das Rot kommt vom Laub der Espen, deren Blätter durch schon geringen Wind schnell in zarte Bewegung versetzt werden. Espen werden daher auch Zitterpappeln genannt und nicht umsonst besagt ein Sprichwort, dass ein Mensch „zittert, wie Espenlaub“.
Einen echten Hingucker liefern dann auch noch die Vogelbeerbäume bzw. Ebereschen, deren Laub von gelblich bis Rot changieren kann. Besonders beeindrucken aber ihre roten Beeren, die auch dann noch rot leuchten, wenn die Bäume ihr Laub schon lange verloren haben. Aber nur solange bis Vögel und andere Tiere sich über die nahrhaften Beeren hergemacht haben, die ihnen in der kargen Zeit als begehrte Nahrungsquelle dienen.
Auch auf dem Boden leuchtet es in vielen Farben. Nach vor kurzem in sattem grün und voller Beeren, erstrahlen die Blätter der Blau-, Preisel- und Moosbeeren jetzt in so kräftigen Farbtönen, dass es scheint, als ob eine herbstliche Blüte eingesetzt hätte und an die Heide im August erinnert.
Dazwischen ragen die Fruchtkörper der Pilze auf. Diese sind mit ihren erdigen Farben nicht nur schön anzusehen, nein, sie sind auch eine begehrte Beute für Pilzsammler und bieten vielen Tieren eine Erweiterung des Speiseplans. In manch finnischem Wald muss man Pilze nicht suchen, sondern zu dieser Zeit eher aufpassen, nicht mit jedem weiteren Schritt versehentlich einen Pilz zu zertreten.
Insbesondere wenn man nicht nur auf den Hauptstraßen unterwegs sein will, empfiehlt es sich, gutes Kartenmaterial dabei zu haben. Wir haben mit
gute Erfahrungen gemacht. Nicht ganz billig, aber sein Geld wert.
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Finnlands Osten:
Nord-Karelien
Unsere Tour führt uns tief in den Osten Finnlands nach Karelien, einer kulturell zusammenhängenden Region, die heute zwischen Russland und Finnland geteilt ist. In Russland liegt die Republik Karelien, die sich bis hoch zum Polarkreis erstreckt, in Finnland Süd- und Nord-Karelien.
Wir sind jetzt in Nord-Karelien und damit schon weiter östlich als St. Petersburg oder beispielsweise auch Kiew und damit im östlichsten Festlandsgebiet der Europäischen Union.
Die Grenzregion um die Stadt Joensuu ist extrem dünn besiedelt und strukturschwach. Die Orte haben einen gewissen „Ost-Charme“ und erinnern uns mit ihren Plattenbauten an manche Region im Osten Deutschlands.
Das war allerdings auch schon einmal anders. Unter russischer Herrschaft war das auf Anordnung von Zar Nikolaus I gegründete Joensuu ein Handelzentrum und ein wichtiger Standort der Holz- und Forstindustrie.
Um den Transport von Waren und das Flößen von Holz zu vereinfachen wurden in dieser Zeit Seen der Region durch Kanäle verbunden.
Museumshafen
Kanavamuseo Jakokoski
Wir machen einen Abstecher zum 1878 fertiggestellten Jakokoski Kanal, wo sich an der Schleusenanlage des Kanals ein kleines Museum befindet. Dieses wirkt im Herbst aber verlassen, der Außenbereich ist aber frei zugänglich und wir unternehmen einen kurzen Spaziergang. Die ausgestellten Schiffen und Maschinen entlang des Weges geben einen Einblick in Bau und Betrieb des Kanals. Im Sommer scheinen hier Veranstaltungen stattzufinden.
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
- Jakokoski Kanal: Parkplatz am Museum (62°44'26"N 30°02'26"E). Wenn man dem Waldweg am Parkplatz geradeaus folgt, kommt man zu einem Grillplatz, an dem kleine Fahrzeuge auch direkt am See stehen können.
Bär, Wolf, Luchs, Vielfraß und Elch:
Nationalpark Patvinsuo
Unsere Route führt uns nun in den 1982 gegründeten und etwa 100 Quadratkilometer große Patvinsuo Nationalpark bei Lieksa. Dieser dient in erster Linie dem Schutz eines großen Sumpfgebiets, umfasst aber auch Seen und Wälder. Uns zieht es hierher, weil es hier die die „Big 5“ Finnlands, Bär, Wolf, Luchs, Vielfraß und Elch geben soll. Das ist allerdings keine offizielle Bezeichnung für die hier heimischen großen Tiere, sondern eine Anlehnung an die Big 5 Afrikas.
Wir wandern mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend über Holzbohlenwege durch den Sumpf, bekommen aber (glücklicherweise) kein einziges dieser Tiere zu sehen. Einem Schild am Wegesrand entnehmen wir, dass die Bauersfrauen in alter Zeit Bären vertrieben haben sollen, in dem sie ihnen den blanken Po entgegengestreckt hätten. Ob das wirklich helfen würde? Wir sind froh es nicht ausprobieren zu müssen.
Wir übernachten auf einem Parkplatz am Rand des Parks. Einer der zahlreichen Parkplätze im Park ist aber sogar explizit für Wohnwagen und Wohnmobile ausgewiesen. Frischwasser gibt es an einer Handpumpe am kleinen Informationszentrum, wo man auch Mülleimer findet. Hier könnte man aber auch Hütten und natürlich Saunen mieten.
Unsere Wohnmobil-Stellplatz:
- am Rand des Patvinsuo-Nationalpark (63°03'24"N 30°49'50"E), Anfahrt über etwa 8 km lange Schotter-/Waschbrett-Strecke
offizieller Wohnmobil-Stellplatz:
- im Patvinsuo-Nationalpark: Parkplatz gekennzeichnet für Wohnwagen/-mobile ohne Infrastruktur; hier starten mehrere Wanderwege (63°07'13"N 30°43''37 E)
Die Außengrenze der Europäischen Union:
Entlang der Grenze zu Russland
Im Osten schmiegt sich Finnland über 1.300 Kilometer an Russland und bildet dort die östliche Außengrenze der Europäischen Union. Auf unserer nächsten Etappe folgen wir nun dem Grenzverlauf gen Norden.
Der Grenzverkehr zwischen Finnland und Russland findet an wenigen großen Grenzübergängen statt. Hier werden auch LKWs und Güter abgefertigt. Da wir nicht weiter nach Russland wollen und deshalb natürlich auch kein Visum beantragt haben, lassen wir diese links liegen.
Unsere Neugier lässt uns aber nicht los und so folgen wir einer kleinen Straße abseits der Hauptrouten in Richtung Grenzlinie. Im Verlauf wird die Strecke zur holprigen Schotterpiste; trotzdem sehen wir links und rechts des Wegs immer wieder auf bewohnte aber auch einige aufgegebene Häuser. Plötzlich endet die Straße und wir stehen vor einer Schranke. Hier geht es zumindest für uns nicht weiter.
Große Schilder weisen darauf hin, dass die Schranke nur mit Sondergenehmigung geöffnet wird. Der Beschriftung entnehmen wir weiter, dass hinter der Schranke eine mehrere Kilometer breite Grenzzone beginnt, die nicht betreten werden darf.
In den umliegend weiten Waldflächen ist dies, so heißt es in mehreren Sprachen weiter, an gelben Ringen an den Bäumen zu erkennen. Auf entsprechende Schilder an Waldwegen, die vor einem unbeabsichtigten Betreten der Grenzzone, beispielsweise beim Pilze sammeln, warnen, werden wir in den nächsten Tagen immer wieder treffen.
Wir sind ganz alleine und trotzdem fühlen wir uns beobachtet. Hoch über den Gipfeln überragen auf russischer Seite zwei Wachtürme den Wald. Unsere Adi lassen wir hier nur gut angeleint aus dem Auto; nicht dass er versehentlich einen Ausflug nach Russland startet.
Das Gebiet, dass wir nun durchfahren, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und gehörte in der Vergangenheit neben Finnland, zu Russland als auch zu Schweden. So war es leider auch schon oft Ort kriegerischer Auseinandersetzungen.
Seinen letzten Höhepunkt fanden diese Konflikte im Winterkrieg 1939/1940, der zwischen Finnland und der Sowjetunion ausgetragen wurde und dem sogenannten Fortsetzungskrieg im Rahmen des zweiten Weltkriegs. So lange dies her zu sein scheint, treffen wir bei Wanderungen doch immer wieder auf Relikte dieser Kriege in Form von Panzersperren und Schützengräben. Mahnmale, Museen und Tafeln erinner entlang der Straße an diese Kriege, die Verteidigungslinien und gedenken der toten Soldaten und zivilen Opfer.
Wir übernachten auf einer Husky-Farm, der wir einen eigenen Bericht gewidmet haben:
weiter geht es Richtung Norden:
Finnisch-Russischer Friendship Park
Nachdem wir uns nun eingehend mit der Geschichte der Grenzregion beschäftigt haben, zieht es uns jetzt aber zurück in die Natur. Wir besuchen den finnisch-russischen Freundschaftspark, der 1990 in einer Phase nachlassender Spannungen zwischen Ost und West gegründet wurde und damit hoffen lässt, dass die Schlachten und Kriege, die hier ausgetrage wurden, der Vergangenheit angehörden. Der Park ist ganz im Sinne der Völkerverständigung grenzübergreifend konzipiert; erstreckt sich also sowohl über finnisches als auch russisches Staatsgebiet.
Der Park dient in erster Linie dem Schutz der hier lebenden, seltenen Waldrentiere. Um eine Vermischung mit ihren domestizierten Verwandten in Lappland zu unterbinden, wurde darüber hinaus ein 90 Kilometer langer Zaun angelegt, der die Lebensräume trennt. Wir sehen leider keines der Tiere, unternehmen aber eine Wanderung durch das Wald-und Sumpfgebiet, immer auf der Hut vor den hier lebenden Bären und immer mit offenen Augen, um nicht unbeabsichtigt, die Grenzzone zu betreten.
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
-
Finnisch-russischer Friendship-Park:
Parkplatz im Park mit Trockentoilette und Müll-Trennungsstation
(64°19'30"N 30°02'44"E)
Hossa Nationalpark
Das nächste Ziel dieser Etappe ist der Hossa Nationalpark, jüngste der derzeit 40 Nationalparks Finnlands. Er wurde in 2017 anlässlich des 100 jährigen Bestehens des unabhängigen Staates Finnlands gegründet.
Hossa ist ein Paradies für Wanderer und bei den Einheimischen sehr beliebt. So ist selbst an einem trüben Tag im September überraschend viel los. Das schlechte Wetter hält uns allerdings von einer Erkundung zu Fuß ab. Vom Auto aus bekommen wir aber zumindest einen Kiefernkreuzschnabel vor die Linse.
Vor der Weiterfahrt werden nur einen kurzen Blick in das Informationszentrum des Parks, in dem das angeschlossene Restaurant gerade ein Mittagsbuffet anbietet. Neben dem Zentrum liegt ein großer, ebenfalls gut besuchter, kostenpflichtiger Campingplatz.
Wohnmobil-Stellplatz:
-
Hossa: Campingplatz am Eingang des Parks neben dem Informationszentrum
(65°28'09"N 29°31'09"E)
Weiter geht es mit einer Übernachtung auf einer Husky-Farm:
Übersichtskarte der Reise
klicke auf ein Fähnchen:
N23/750
Besuche seit 01.01.24: