Tolle Route durch tiefe Schluchten und einsame Dörfer
Tiefe Schlucht und einsame Dörfer
Durch die Cevennen zur Gorges du Tarn
Die Cevennen sind ein Karstgebirge mit engen, steilen Schluchten und Hochebenen und bilden den südöstlichen Teil des französischen Zentralmassivs. Sie stellen in der Zusammenschau von Nationalpark, geschichtlichen Zeugnissen und erhaltener Kultur ein Welterbe UNESCO da. Mitten durch die Cevennen fließt der Fluss Tarn von Westen nach Osten. Diesem wollen wir folgen:
Wir starten unweit der Quelle der Tarn in Albi.
Albi - Weltkulturerbe mit Charme
Es ist schon Dunkel als wir nach Albi kommen und uns auf der Suche nach einem Stellplatz im Gewirr der Straßen verlieren. Die Suche wird noch dadurch erschwert, dass in der Innenstadt ein Jahrmarkt aufgebaut ist.
Letztlich finden wir aber doch einen Platz zum Übernachten und machen uns auf zu einem Nachtspaziergang durch die Stadt, deren Altstadt mit der Kathedrale in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Es ist 22 Uhr und die Stadt wirk, obwohl es Freitagabend ist, wie ausgestorben. Umso beeindruckender ist unser Rundgang entlang der gothischen Backsteinkirche, die fast wie eine Festung wirkt, bis hin zur frisch renovierten Markthalle.
- Parkplatz an der Kathedrale – ausgewiesener Bereich für Wohnmobile
GPS 43°55'38.8"N 2°08'27.5"E
Am nächsten Morgen gehen wir mit unseren Stellplatznachbarn zum Kaffeetrinken in die Stadt und finden in der Markthalle ein nettes Plätzchen
kleinen Tunnel zwingen zur Umkehr
Abstecher nach Marcal
Wir wollen nach Marcal und und fahren daher direkt am Fluss entlang weiter. Dies gestaltet sich schwierig, denn zum Teil nur 1.8 m breite Tunnel verhindern ein Weiterkommen. Wir geben das Vorhaben auf und drehen um.
Auch die Weiterfahrt auf der "großen" Straße wird spannend, denn auch hier gibt es einige unbeleuchtete, einspurige Tunnel. Die Durchfahrt wird aber glücklicherweise durch Ampeln geregelt.
Halbinsel Ambialet
Wir folgen dem Tarntal bis nach Ambialet. Der Ort wird malerisch von einer etwa drei Kilometer langen Schleife des Flusses Tarn umschlungen und von einem ehemaligen Kloster und einer römische Kirche überragt.
20 Kilometer weiter finden wir in dem kleinem Ort Plaisance einen wirklich netten Stellplatz an einem Schwimmbad.
- Wohnmobilstellplatz Plaisance:
43°55'30.1"N 2°32'47.0"E
kostenlos
Am nächsten Morgen geht es weiter entlang der Tarn Richtung Osten. Oft nutzen wir nicht die Hauptstraße, sondern folgen schmalen Gassen, die uns durch ursprüngliche Dörfer leiten.
Wasserfall
Cascade des Baumes
An der D 73 machen wir an einem Aussichtpunkt halt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses liegen unweit der kleinen Stadt Saint-Rome-de-Tarn die Cascade des Baumes . Ein kleiner Bach ergießt sich hier die 18 Meter hohen Klippen hinunter in das türkisfarbene Wasser der Tarn.
- Cascade des Baumes 44°03'05.3"N 2°53'39.4"E
Weitere Impressionen entlang der Route:
Spektakulär:
Die Brücke von Millau
Wir erreichen die Brücke von Millau, die die Autobahn A75 über die Tarn führt. Es ist eine Brücke der Superlative. Sie ist laut Wikipedia ...
- mit 2460 m die längste Schrägseilbrücke der Welt,
- bei einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 m die größte Brücke der Welt,
- das höchste Bauwerk Frankreichs und die
- höchste Brücke in Europa.
Obwohl die darüber führende Autobahn grundsätzlich mautfrei ist, wird an dieser Stelle eine kleine Brückenmaut fällig (-> Mautfrei durch Frankreich).
Als wir unter der Brücke durchfahren, verzichten wir wegen der schlechten Lichtverhältnisse darauf, ein Foto zu machen. Wir sind uns sicher, dass wir bereits von einer früheren Reise eine Aufnahme im Archiv haben. Leider haben ich wir es bis jetzt noch nicht gefunden.
Das Highlight:
Die Gorges du Tarn
Wir erreichen die Gorges du Tarn , welche zu den Highlights der Region gehört. Und das ist sie auch. Im Nordosten von Millau gelegen, führt die Schlucht von Le Rozier im Westen über 35 Kilometer bis Sainte-Enimie im Osten. Tief schneidet sich die Schlucht in die Felsen ein.
Die Strasse windet sich spektakulär zwischen den bis zu 500 Meter hohen Felswänden und und dem Fluss Tarn unter Felsüberhängen hindurch und durch enge Tunnel.
Diese Stelle unterhalb des Felsens ist besonders spektakulär und befindet sich hier:
- 44°18'30.99" N 3°14'57.528" E
getarnter Ort:
Castelbouc
Am rechten Ufer der Tarn befindet sich ein kleines Dorf mit Namen Castelbouc. Man entdeckt es erst auf zweitem Blick, drückt es sich doch eng an die Innenwand der Tarn-Schlucht. Die Häuser verschmelzen optisch fast mit der Felswand.
- verstecktes Dorf: 44°20'26.0"N 3°27'52.1"E
Wer mit offenen Augen durch die Schluchten fährt, kann immer wieder Gänsegeier entdecken, die auf den Felsen sitzen oder sich von der Thermik in die Höhe tragen lassen.
Der Wohnmobil-Stellplatz in Florac:
- Florac: Stellplatz auf Parkplatz mit VE oberhalb der Stadt
44°19'32.6"N 3°35'27.0"E
Update: Gemäß unserer Recherche im Netz scheint der Stellplatz nicht mehr zu existieren. Darüber hinaus soll am Parkplatz eine Höhenbegrenzung angebracht worden sein.
Eine kleine Story zum Schmunzeln:
Gegen Abend suchen wir uns im Örtchen Florac einen Stellplatz. Kurz nach uns trudelt ein mit viel Gepäck beladener Fahrradfahrer auf dem Parkplatz ein und baut hinter unserem Auto sein Zelt auf. Als er fertig ist, holt er die Gitarre hervor und beginnt zu spielen.Wir kommen ins Gespräch und laden ihn zum Aufwärmen ins Auto ein. Dabei erfahren wir, dass der selbständige Bierbrauer aus Bayern regelmäßig per Fahrrad in Frankreich unterwegs ist, um sein Französisch zu verbessern und nebenbei die ein oder andere Brauerei zu besichtigen. Mehr Infos zu Manfred und seiner Brauerei gibt es in unserer Rubrik "unterwegs getroffen": hier klicken.
Wir fahren auf unserer letzten Reise daher noch ein wenig weiter und übernachten in Pont de Montvert:
- Wohnmobilstellplatz Pont de Montvert
44°21'49.3"N 3°44'44.9"E
kostenfreier Stellplatz,
Der Stellplatz ist ziemlich schief, daher haben wir unterhalb des offiziellen Platzes auf dem Parkplatz eine ruhige Nacht verbracht.
Das Tal der Ardèche
Von der Tarn geht es für uns weiter zur Ardeche. Wir fahren die D979 Richtung Nordosten. In Ort Vallon-Pont-d'Arc halten wir uns rechts auf die D290 und erreichen nach wenigen Kilometern die ...
der französische Grand Canyon:
Pont d’Arc Ardeche
Die Pont d’Arc ist eine natürliche Steinbrücke am Anfang des Ardèche-Tals, das auch als "der französische Grand Canyon" bezeichnet wird. Sie ist 60 Meter lang, 54 Meter hoch und ist eines der Sehenswürdigkeiten entlang des Flußes.
- Pont d’Arc Ardeche 44°22'55.9"N 4°24'57.9"E
Hier ist es sehr touristisch, es gibt Strände, viele Campingplätze und so gut wie keine kostenfreien Parkplätze. Wir machen daher nur ein Foto zur Dokumentation und ziehen weiter.
Auch die Ardeche wird dominiert von kleinen Dörfern entlang enger und steiler Strasse. Je weiter uns unser Weg führt, umso weniger spektakulär sind allerdings die Schluchten, immer mehr weichen sie breiten Tälern. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts blühte in der Region die Landwirtschaft. Riesige Mengen von Kastanien wurden geerntet, Pfirsich- und Kirschbäume lieferten Obst für Kunden bis hin im entfernten Paris.
Wichtig waren aber auch Maulbeerbaumplantagen, die das Futter für Seidenraupen lieferten und die damit die Basis der hiesigen Seidenproduktion darstellten. Zuerst kam die Seidenproduktion durch Krankheiten, dann aber auch durch die zunehmende Konkurrenz günstigerer Importseide aus Asien in die Krise. Dann ruinierte ein Pilz die Kastanienerten. Die Region verarmte. Viele Menschen zogen weg. Davon zeugen noch heute viele verlassenen Häuser.
Erst Gegen Ende des letzten Jahrhunderts brachte der Tourismus wieder einen gewissen Aufschwung.
Wohnmobilstellplatz Chomérac
- 44°42'26.5"N 4°39'29.0"E
- gebührenfrei Stellplatz mit VE im Ort
Abstecher:
Entlang des Eyrieux
Über Aubenas und Privas geht es entlang des Flusses bis zu Rhone. Wir biegen aber gleich wieder Richtung Westen ab und folgen einem anderen Fluß im Département Ardèches, der Eyrieux
Hier möchten wir zwei Bekannte aus Belgien besuchen, die hier ein "Ferienhaus der besonderen Art" haben. Gegen Abend erreichen wir nach einigem Suchen in der Nähe des Ortes Les Ollières sur Eyrieux die "Domaine de Baffie", das Ferienhaus der beiden.
Domaine de Baffie
Eigentlich handelt es sich dabei um ein aus mehreren kleinen Häusern, Scheunen und Anbauten bestehendes Gebäude, dessen ältester Teil bis ins 17. Jahrhundert zurück datiert und das typisch für
die Region ist. In der Scheune wurden früher Seidenraupen gezüchtet. Noch heute erinnert viel daran, unter anderem sind Überreste der Beheizung zu sehen. Seidenraupen brauchen
viel Wärme.
Christine und Pierre bringen uns in den nächsten zwei Tagen die Kultur der Ardeche näher. Wir besuchen eine kleine Kirche, die von den katholischen Bewohnern des kleinen Orts Saint Vincent de Durfort in Eigenregie restauriert wurde. Direkt nebenan steht ein protestanticher Tempel (evangelische Kirchen werden hier so genannt), der völlig schmucklos ist und auch keinen Turm besitzt.
Dieses für uns außergewöhnliche Gebäude bringt uns dazu, uns ein wenig mit der Geschichte der Protestanten in Frankreich zu beschäftigen. Frankfreichs Bevölkerung ist in der Hauptsache katholisch - Protestanten stellen auch heute nur eine Minderheit darstellen.
Geschichte der Hugenotten in der Ardeche und in den Cevennen
Die Cevennen und die Ardeche bildeten währen der Protestantenverfolgung und den Hugenottenkriegen im 16. Jahrhundert die letzten Rückzugsräume der Hugenotten, in denen sie sich Partisanenkämpfe mit dem Militär lieferten. Die Religionsausübung erfolgte im Geheimen, man lebte sehr zurückgezogen, Fremden gegenüber war man äußert misstrauisch. Wenn man dies weiß, sieht man Zeichen dafür auch noch heute. Die Dörfer sind oft noch immer schwer zugänglich, Häuser wirken wie kleinen Burgen, Fensterläden bleiben häufig auch noch am Tag geschlossen. Christine erzählt, wie schwer es für ihre Eltern war, in der Dorfgemeinschaft Fuß zu fassen, als sie das Ferienhaus vor 50 Jahren kauften.
In vielen Häusern gab und gibt es versteckte Räume. Hier konnten sich sich verfolgte Menschen verbergen oder es wurden Gegenstände versteckt, die die die Zugehörigkeit zum Protestantismus hätten verraten können. Auch in der Domaine de Baffie lässt die fehlende Übereinstimmung zweier Wände im Obergeschoss vermuten, dass es dort einen solchen Raum geben könnte.
Am nächsten Morgen besuchen wir den nächsten Ort. Die Auslage der kleinen Metzgereien überzeugt uns, auf dem Markt bieten regionale Produzenten ihre Produkte an. Hier kann man nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Honig, Nüsse oder die biologisch angebauten Produkte einer landwirtschaftlichen Kommune kaufen. Ein paar Brocken Französisch erleichtern die Verständigung, sind aber nicht notwendig. Man kann sich ja immer noch mit Händen und Füßen unterhalten.
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