Was man als Wohnmobilfahrer wissen sollte.
Als wir nach Polen einreisten, wussten wir nicht, was auf uns zukam. Die Gefühle waren sehr gemischt, hat doch viel Negatives gehört und gelesen.
Aber am Ende was alles ganz anders ...
Was ist zu beachten:
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Land und Leute:
Polen war deutlich unproblematischer zu bereisen, als ursprünglich erwartet. Die Menschen waren immer freundlich und vor allem hilfsbereit. Wir haben noch nie so viele junge Mütter und Väter gesehen. Vielleicht ist dies auch der Grund, dass man so gut wie nie Jugendliche abends auf der Straße sieht. Vielleicht haben die andere Dinge zu erledigen - Windeln wechseln zum Beispiel.
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Maut:
es gibt einige Mautstrecken in Polen für alle Fahrzeuge.
Update: seit 1.7.2023 gibt es ein neues Mautsystem im Polen (siehe unten im Text)
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schwere Fahrzeuge:
Für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gilt (mit Ausnahmen) eine Geschwindigkeit von max. 70 kmh auf Landstraßen und 80 km/h auf Autobahnen und Schnellstraßen.
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Licht:
Abblendlicht ist Pflicht, Tagfahrlicht reicht nicht aus
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Tanken:
Tanken ist einfach. Es gibt vor allem in Ballungsräumen genügend Tankstellen, auf dem Land sollte man etwas früher schauen. Orlen ist eine große polnische Kette, aber es gibt auch viele Tankstellen, die man aus Deutschland und Europa her kennt. Viele Tankstellen haben 24/7 offen, kleinere sind oftmals nur am Tag offen. Bisher hatten wir nie Schwierigkeiten, mit der Karte zu bezahlen.
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Bußgelder:
Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen wurden 2022 deutlich erhöht. Ab einer Überschreitung von 50 km/h wird der Führerschein sofort einbehalten.
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Promillegrenze:
Auch wurden die Strafen für das Fahren unter Alkohol im Jahr 2022 drastisch angehoben. Wer mit mehr als 0,2 Promille erwischt wird, ist den Führerschein los und muss ein recht hohes Strafgeld bezahlen.
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Handy am Steuer
Auch das Telefonieren am Steuer ist verboten und wir mit einem 3-stelligen Betrag bestraft.
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Einkaufen:
Einkaufen ist recht einfach. Wer Bekanntes kaufen möchte, geht zum Lidl.
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Währung/Karte/Bargeld:
Wer mit der Karte bezahlt, hat die Auswahl zwischen EUR und Zlotty. Sinnvoll ist es, in der polnischen Währung zu zahlen, erhält man doch später einen deutlich besseren Kurs.
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Wohnmobilstellplätze/Campingplätze:
Es gibt nur wenige Stellplätze in Polen. Allerdings sind Campingplätze sehr günstig. Es gibt kleinere Campingplätze für 10-15 €, die eigentlich bessere Stellplätze sind. Die Grauwasserentsorgung gestaltet sich manchmal etwas schwierig, haben doch nur wenige Campingplätze entsprechend "befahrbare" Einlässe. Oft geht es nur mit einem Eimer.
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weitere Ver- und Entsorgung:
Auf vielen öffentlichen Parkplätzen stehen Toiletten, in denen man seine Kassette entsorgen kann. Wasser gibt es dort, wo man immer Wasser findet: an Tankstellen, an Friedhöfen. Wir nutzen oft auch Quellen, an denen Einheimische ihr Wasser holen.
Wir haben auch eine Kassetten-Toiletten, die wir aber wie eine Trenntoilette nutzten. Wie wir das machen, kannst Du hier nachlesen:
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Landschaft:
Die Küste ist zum Teil sehr touristisch und es fehlen gemütliche Häfen, die zum Bummeln einladen. Im Hinterland findet man Ruhe. In die Nationalparks im Osten und in die Karpaten im Süden trauen sich Deutsche nur sporadisch hin. Findet man mal ein Womo, so kommt es aus Holland, Belgien oder Frankreich. Deutsche findet man nur auf der Durchreise Richtung Baltische Staaten.
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Hunde, Katzen und Co.
Für die Einreise von Haustieren nach Polen gelten die aktuellen Bestimmungen der EU. Hunde und Katzen benötigen den EU-Heimtierpass mit tierärztlicher Bestätigung der Tollwutimpfung, die mindestens 21 Tage alt sein muss, außerdem müssen die Tiere gechipt sein. Hunde müssen älter als 12 Wochen sein. Die genauen Bestimmungen sollte man allerdings vorher einmal nachlesen.
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Internet:
Internet in Polen ist wie in Deutschland. Seit Juni 2017 gibt es innerhalb der EU keine Roaming-Gebühren mehr. Wer einen Vertrag mit ausreichender Datenmenge hat, surft in Polen wie in Deutschland. Es gibt allergings ein paar Hürden wie die Fair-Use Policy". Mehr darüber hier:
Freistehen
Sicherheit:
Polen ist ein Land, in dem man sich in jedem Fall sicher fühlen kann. Allerdings sollte man ein wenig vorsichtig sein. Wie in vielen Länder auch weckt der Inhalt eines Wohnmobils manchmal Begehrlichkeiten. Dabei ist es eigentlich egal, in welchem Land man ist, man sollte grundsätzlich vorbeuten.
Wie wir uns vorbereitet haben, kannst Du hier nachlesen:
Aber:
Wir fühlten uns in ganz Polen immer sicher. Ganz im Gegenteil, vielerorts fühlten wir uns sicherer als in Deutschland.
Wir allerdings auch immer darauf geachtet, dass wir in größeren Städten immer auf einem bewachten Parkplatz oder auf einem Campingplatz gestanden haben. Da haben wir immer ein gutes Gefühl, wenn wir das Wohnmobil für längere Zeit verlassen. Dieses Verhalten hat nichts mit Polen zu tun, sondern das machen wir grundsätzlich, wenn wir unterwegs sind.
Änderungen bei PKWs und Fahrzeuge über 3,5 Tonnen
ab 1.Juli 2023: neues Mautsystem in Polen
vorab:
zwei verschiedene Straßentypen
Es gibt in Polen öffentlich finanzierte und privatwirtschaftlich finanzierte Straßen.
Die privatwirtschaftlichen Straßen nennen sich auch Konzessionsautobahnen und sind auf jeden Fall mautpflichtig. Wir haben sie so erlebt, dass man am Anfang der Strecke ein Ticket zieht und am Ende entsprechend bezahlt. An der Mautstation muss man nur den richtigen Schalter mit den Tickets nehmen. Bisher sind wir nur einmal an einer solchen Zahlstation gelandet. Für uns ging es nur kurz über eine Brücke, die Fahrt hat daher auch nur 36 Cent gekostet.
Dieser Typ Straße ist einfach: Drauf fahren, bezahlten, gut. Das ist allerdings auf den öffentlich finanzierten Strecken anders:
Seit 1.Juli 2023:
Neue Regeln für die Maut auf öffentlichen Strecken
Die gute Nachricht:
Auf den öffentlich finanzierten Autobahnen gibt es – so wie wir es verstanden haben – seit dem 1.Juli 2023 für PKW keine Maut mehr
Zwei schlechte Nachrichten:
1. Die Maut für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen wurde neu gestaltet und teilweise auf Schnell- und Bundesstraßen erweitert. Die Maut wird ausschließlich über das elektronische System e-Toll abgerechnet. Eine Beschilderung einer Maustrecke haben wir nicht mehr gesehen.
2. So wie wir es verstanden haben MUSS jedes Fahrzeug über 3,5 Tonnen bei e-Toll registriert sein, anders als früher, darf man ohne nicht mehr fahren. Die Abrechnung basiert auf Satellitenortung und erfolgt
- per App,
- Sendegerät (OBU) oder
- externem Ortungsgerät (ZSL), das in das Fahrzeug werksseitig eingebaut ist.
Wir haben uns für die App entschieden. Die funktioniert nach der Registrierung relativ einfach. Man muss die App während der Fahrt offen haben, alles andere funktioniert von selbst. Nach einer Fahrt über eine Mautstrecke wird einfach die Summe vom Guthaben abgezogen.
nicht ganz einfach:
Registrierung und Einrichtung der App
Die Einrichtung der App war nicht ganz einfach. Ist die Seite der e-Toll noch in Deutsch, so ist die App selber, zumindest im Juli 2023 nur in Polnisch oder Englisch verfügbar und alles andere als gut verständlich. Wir hoffen, dass sich das bald ändern wird.
Hier ein paar Tipps aus unserer Erfahrung:
Grundsätzlich müssen vier Schritte erledigt werden:
- Anlegen eines Accounts bei e-Toll
- Anlegen des Fahrzeugs in dem Account
- Anlegen des Bezahlkontos in dem Account
- Wahl der Satelliten-Ortung (App oder Ortungsgerät) und die Verknüpfung der einzelnen Punkte
Zu 1:
Das Anlegen des Accounts haben wir noch per App gemacht. Nach dem Herunterladen hat man verschiedene Anmeldemöglichkeiten, wir haben die Variante, die mit Email-Adresse und Passwort arbeitet, gewählt. Das ging einfach, wir haben eine Mail erhalten, in der wir den Account bestätigen konnten.
Die Anlage des Fahrzeugs und die Bankverbindung haben wir auf der App nicht hinbekommen. Wir haben uns auf dem Rechner mit den neuen Daten im Account eingeloggt - das ging dann besser:
Zu 2:
Für das Anlegen des Fahrzeugs sind einige Daten aus den Papieren nötig. Zunächst muss aber eine digitale Kopie des Fahrzeugscheins (wir hatten ein pdf) hochgeladen werden. Nach Angaben aller gewünschten Daten (u.a. zulässiges Gesamtgewicht, EURO-Norm) ist das Fahrzeug dann erfolgreich angelegt.
Zu 3:
Anschließend legt man das Bankkonto an. Wir haben „prepaid“ gewählt, eine unserer Kreditkarten eingegeben und 50 Zlotty vorausbezahlt. Das klappte einwandfrei.
Zu 4:
Jetzt muss noch die Form der Satelliten-Ortung eingegeben werden. E-Toll nennt das „OBU“. Wir haben die App gewählt, die wir bereits installiert hatten (siehe Punkt 1). Wir mussten nur die uns zugewiesene Nummer eingeben und das wars.
Anmerkung zum Schluss
- Diese Anleitung soll zum Verständnis der einzelnen Schritte beitragen, ist aber keinesfalls verbindlich und muss auch nicht hundertprozentig stimmen. Wir haben das so gemacht und letztendlich hat es auch so geklappt (Uns wurde jedenfalls auf Mautstrecken Geld abgebucht.)
- Wir können nur hoffen, dass e-Toll noch an der Form der Registrierung arbeitet, denn so auf die Schnelle ist das nicht zu machen.
VG23/11.100
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