unsere Überlegungen und wie wir uns entschieden haben
Nachdem wir im letzten Jahr auf Lithium-Batterien umgestiegen sind, haben wir festgestellt, dass unsere festverbauten 2x 100 Watt Solarmodule auf dem Dach vor allem im hohen Norden oder bei bedecktem Wetter nicht ausreichen, unseren Tagesbedarf an Strom zu decken.
Gerade an schlechten Tage arbeiten wir viel an unseren Rechnern und benötigen entsprechend viel Strom. Da reichen die 20 bis 30 Ah pro Tag durch unsere festverbauten Solarpanele auf dem Dach nicht aus. Er muss also mehr Solar her.
Unsere Überlegungen: Solartasche contra Dachpanele
- Obern auf dem Dach unseres Wohnmobils wäre noch Platz, aber die Ausbeute der bereits vorhandenen Platten auf dem Dach ist nicht überzeugend. Hier erzielt man nur dann einen guten Ertrag, wenn die Sonne direkt von oben kommt. Auch sind morgens und abends keine hohen Werte zu erzielen.
- Bei starker Sonne im Sommer suchen wir eher einen Platz im Schatten. Die Effektivität der Platten auf dem Dach ohne direktes Sonnenlicht ist dann wirklich schlecht. Liegen die Platten komplett im Schatten, stellen sie ihren Dienst quasi komplett ein (selbst getestet!).
- Wir sind oft im Norden unterwegs . Hier steht die Sonne nie wirklich im Zenit. Da man die auf dem Dach montierten
Solarmodule nicht zur Sonne ausrichten kann, ist der Ertrag nicht optimal.
Also suchen wir eine Lösung, die uns folgende Möglichkeiten gibt:
- die Platten zur Sonne ausrichten,
- die Platten etwas abseits vom Wohnmobil in der Sonne aufzustellen,
- die Zuladung des Wohnmobils nicht allzu strapaziert wird,
- die Platten im Notfall auch mal zuhause lassen oder auch zuhause nutzen können.
Unsere Entscheidung:
Nach langem hin und her haben wir uns für eine mobile Solartasche entschieden. Sie ist sehr flexibel einsetzbar, wird nur bei Bedarf ausgepackt und kann optimal zur Sonne ausgerichtet werden. Stehen wir mal wieder unter Bäumen, kann sie auch einige Meter neben dem Wohnmobil ihre Arbeit aufnehmen.
Aber welche Solartasche soll es werden?
Nach diesen Kriterien haben wir ausgewählt:
- keine billige Platte aus China, ein Markenprodukt sollte es sein
- optimale Leistung: kein überproportionaler Abfall bei Teilbeschattung der Platten
- flexible Nutzung
- kleines Verpackungsmaß, denn Platz in unserem Wohnmobil ist echt Mangelware
- der Solarregler nicht direkt an der Solartasche, sondern extern in der Nähe der Batterie
- Vertriebsfirma mit gutem Service
Bei meiner Suche im Netz bin ich auf die Lüneburger Firma Wattstunde gestoßen. Ich fand heraus, dass das 2014 gegründete Unternehmen sich auf die Herstellung von Solarmodulen, autarken Solarsystemen und Insellösungen konzentriert. Auch bietet sie kundenspezifische Sonderlösungen und Solarmodulsonderbau an. Für mich bedeutet das, dass es sich hierbei nicht nur um einen reinen Wiederverkäufer handelt, sondern um einen Hersteller mit Know How.
Die Vorteile der Solartasche im Einzelnen:
Bessere Leistung bei Verschattung
Unsere alten Solarmodule auf dem Dach haben die ungünstige Eigenschaft, bei einer Teilverschattung den Betrieb überproportional herunterzufahren. Dies habe ich selbst getestet. Das Ergebnis war wirklich erschreckend. Verdeckt man zwei Zellen (ca. 10% der Fläche) auf einer Platte, bricht die Ausbeute fast komplett zusammen. Da reicht der Schatten eines Astes aus und die Platte liefert nur noch 10% Strom.
Viele neuere Module (auch unser neues Solarplatten) haben sogenannte Bypaß-Dioden, die dafür sorgen, dass bei Teilverschattung der Module ein deutlich besserer Ertrag erzielt wird.
Kleines Verpackungsmaß
Unser Wohnmobil ist nur klein und Platz ist echt Mangelware. Die Maße im zusammengeklappten Zustand sind wirklich erstaunlich gering. Hier 2 Beispiele:
- 120 Watt-Tasche:
Maße geschlossen: 560 x 440 x 22,5 mm - 200 Watt-Tasche:
Maße geschlossen: 820 x 440 x 22,5 mm
Vor allem die Dicke war beeindruckend. Beide Taschen sind 22,5 mm dick, allerdings mit einer Ausnahme: an der kleinen Stelle an der Rückwand, an der der Stecker und das Kabel sitzt, ist die Tasche etwas dicker). So war es für mich kein Problem, einen Platz für die Tasche hinter dem Beifahrersitz zu finden. Der Ort hat sich in der Praxis bewährt, hier ist Solartasche gut erreichbar und durch den Sitz geschützt.
Letztendlich haben wir uns für WS120SF entschieden. Sie sollte reichen, unser Stromproblem zu lösen, war klein genug, um sie gut zu verstauen . Ein weiterer Vorteil ist, dass sie gut hinter die Windschutzscheibe des Sprinters paßt, sollte man sie aufstellen und das Fahrzeug verlassen.
Flexible Nutzung
Wir können die Platte genau dahin stellen, wo die Sonne ist und nach ihr ausrichten, sodass ein optimaler Ertrag erreicht werden kann. Bei uns bieten sich folgende Möglichkeiten an:
- auf dem Dach (Kabel durch die Dachluke,
- in der Windschutzscheibe,
- an der Kederleiste,
- auf dem Boden.
Man kann die Tasche mit einem Fahrradschloss an das Wohnmobil schließen und somit einen schnellen Diebstahl verhindern.
Durch die Mobilität der Platte können wir sie nicht nur im Wohnmobil nutzten, sondern bei Bedarf auch mal zuhause.
Der Solarregler
Zuerst stellte sich die Frage, ob wir überhaupt einen neuen Solarregler benötigen. Wir haben bereits einen Regler für 330 Watt an Bord, von denen nur 200 Watt durch die Platten auf dem Dach genutzt werden. Da wäre eigentlich noch Platz für eine130 Watt-Solarplatte.
Ein Blick ins Internet verriet mir, dass der Anschluss der Solartasche an einen vorhandenen Regler nicht sinnvoll und ein zweiter Regler dringend angeraten ist. Ein Telefonat mit einem Techniker von Wattstunde bestätigte meine Recherche.
Weiter stellte ich fest, dass es zwei Typen von Solarreglern gibt:
- PWM (Pulsweitenmodulationsregler) und
- MPPT (Multi Power Point Tracking)-Regler.
Schnell stellte sich heraus, dass es wohl auf jeden Fall der etwas teurere MPPT-Solar-Regler werden soll. Der Grund ist einfach: Dieser Typ von Regler ist durch die aufwendigere Technik vor allem bei schlechteren Lichtverhältnissen effektiver. Ich habe gelesen, dass sie sogar bis zu 20% mehr Saft in die Batterie bekommen als ein PWM-Regler. Da die Preisunterschiede im Vergleich zu den Kosten des ganzen Systems sich in Grenzen hält, sollte es nun ein MPPT-Regler werden.
Wir haben uns bewusst für eine Solartasche mit getrenntem Solarregler entschieden, denn der sollte in der Nähe der Batterie fest angebracht werden. Das Kabel zwischen Regler und Platte ist ohne Schwierigkeiten durch unser Wohnmobilfenster (Seitz S4), Fahrerhaustür oder Heki zu führen. Gegen Aufpreis gibt es auch Verlängerungskabel.
Wattstunde bietet eine Auswahl von Solarreglern verschiedener, namhafter Hersteller an. Wir haben uns für den Victron MPPT 75/15 entschieden, auch deswegen, da wir bereits andere Victron Geräte verbaut haben und wir die Bluetooth-App von Herstellers bereits nutzen und sehr zufrieden sind. Hier kann man auf dem Smartphone die Leistungsdaten jederzeit abrufen, ohne ein extra Display im Auto zu verbauen.
Im Nachhinein hat ein zweiten Regler noch einen weiteren Vorteil:
Sollte mal ein Regler ausfallen, hat man zumindest ein redundantes System an Bord. Der Kauf eines neuen Reglers in entlegenen Reiseländern ist sicherlich nicht ganz trivial.
Der Einbau:
Das gekaufte Paket beinhaltet
- das Solarpanel mit Tasche und
- 5 Meter Kabel zum Solarregler
- den Solarregler sowie
- das Anschlusskabel zwischen Regler und Batterie.
Dazu habe ich noch ein 10 Meter Verlängerungskabel und Saugnäpfe für die Befestigung in der Windschutzscheibe gekauft.
Der Einbau gestaltet sich einfach:
1. Anschluss Solartasche - Solarregler
Zuerst habe ich die Verbindung von Solarregler zum Solartasche hergestellt. Das Solarpanel hat ein fest verbautes 5 m Kabel, an dessen Ende sich ein sogenannter Anderson-Stecker befindet. Das Gegenstück zum Stecker befindet sich an einem kurzem Kabel, dass an die mittleren beiden Klemmen des Solarreglers (Foto unten: PV) anzuschließen ist.
2. Anschluss Solarregler - Batterie
Nachdem ich den Minuspol der Batterie abgeklemmt habe, habe ich die Verbindung Solarregler - Batterie hergestellt. Hier liefert Wattstunde das passende Kabel mit den Batteriepolklemmen gleich mit. Da ich die Polklemmen nicht brauche, habe ich sie abgeschraubt und ein Ende einmal an den Solarregler (Foto: BAT) und das andere an die Batterie angeschlossen. Bitte dringend auf die Plus- und Minus-Polung achten.
Nachdem der Solarregler an der Batterie angeschlossen war, fing sofort die blaue Lampe an zu leuchten - ein gutes Zeichen.
3. erster Aufbau der Solartasche
Ist der Laderegler eingebaut, ist der Aufbau der Solartasche ein Kinderspiel. Man verbindet die beiden Anderson-Stecker miteinander und stellt das Solarpanel an den gewünschten Ort. Die ganze Sache dauert vielleicht zwei Minuten.
Auf der Rückseite der Tasche befinden sich Aufsteller, die einem die Möglichkeit bietet, die Panels ohne weiteres Zubehör zur Sonne hin auszurichten. Bei etwas zu viel Wind kann man sich mit dünnen Heringen helfen. Entsprechende Ösen sind an der Tasche vorhanden.
Das Kabel kann man entweder durch die Fenster in Lüfterstellung oder durch die Fahrer- bzw. Beifahrertür führen. Bei Schiebetüren sollte die Durchführung auch kein Problem sein.
4. Aktivierung der App
Laut Bedienungsanleitung lädt man sich die Victron-App "VictronConnect" auf sein Smartphone. Nach dem Öffnen sollte man das Paßwort ändern, auch muss man die App erst einmal auf den neuesten Stand bringen. Das kann einige Minuten dauern, bei mir waren dazu drei Updates notwendig. Zu guter stellt man unter Einstellungen noch den benutzten Batterietyp ein, damit der Laderegler auch weiß, mit welchem Typ Batterie er es zu tun hat und die dafür optimale Ladekennlinie nutzt.
Ist alles korrekt angeschlossen, wird man gleich erkennen, dass die Solartasche Strom liefert.
Wattstunde bietet verschiedene Pakete an. Wer Interesse hat, kann sich hier bei Amazon informieren:
bezahlte Werbung
Anmerkung:
Wir bekommen für diesen Artikel kein Geld von der Fa. Wattstunde. Sollte Euch der Bericht gefallen und ihr sogar über den Kauf einer Solaranlage nachdenken, dann würden wir uns freuen, wenn ihr über einen der Amazon-Links geht. Ihr bezahlt dann nicht mehr, aber wir bekommen einen kleinen Obolus für unsere Arbeit. Vielen Dank.
Fazit:
Wir denken, dass die Solartasche für uns die richtige Entscheidung ist. Wir haben jetzt ein fest installiertes System auf dem Dach, dass auch während der Fahrt die Batterie lädt. Da der
Ertrag der Dachpanele bei schlechten Lichtverhältnissen allerdings etwas zu mager ist, haben wir jetzt noch eine flexible, sehr effiziente Solartasche, da man sie bei Bedarf immer gut zur Sonne
aufstellen kann.
Erste Erfahrungen:
Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass wir die Solartasche öfter aufbauen als vermutet. Da sie hinter dem Beifahrersitz sehr gut erreichbar ist geht das blitzschnell. Gerade bei nicht so
gutem Wetter (z.B. auf unserer Herbstreise durch Albanien) ist die Leistung der Tasche
gegenüber den Panelen auf dem Dach überproportional gut.
Der ultimative Staubsauger
Über die Anschaffung eines Staubsaugers in einem Wohnmobil läßt sich sicherlich streiten, aber seitdem wir einen dabei habe, gehört er für uns zu den unverzichtbaren Dingen.
Sicherheit im Wohnmobil
Über Sicherheit im Wohnmobil wird oft kontrovers diskutiert. Auch ein Einsteiger sollte sich Gedanken machen, damit der Urlaub nicht plötzlich zu Ende ist.
Unserer Anregungen:
Internet im Wohnmobil
Pokefi, Roaming-eSIM, Reisedatenpakete, VPN, TV im Ausland .... hier wird alles erklärt.
VG
Besuche seit 20.07.22 (1.1.23: 438): (1.1.24:1458)