entlang der Küste und in die Berge
Unsere Route:
Kalabrien, die südlichste Region des italienischen Festlands, entspricht in etwa der Spitze des italienischen Stiefels. Die faszinierende Region überrascht uns mit langen Stränden, einer reichen Geschichte, vor allem aber mit der wilden Schönheit ihrer Bergregionen. Die bergige Landschaft des Hinterlands birgt für uns mit steilen Serpentinen und engen Ortsdurchfahrten aber auch die ein oder andere Herausforderung.
Der erste Abschnitt unserer Tour führt uns in den Südwesten Kalabriens an die Ionische Küste. Wir starten von Osten kommend Apulien an einem Strand kurz hinter der Stadt Tarent. Einen Moment denken wir darüber nach, die Nacht am Strand zu verbringen. Aber nur wenig außerhalb der Großstadt ist uns einfach zu viel los. Wir beschließen daher einen kurzen Abstecher ins Inland zu unternehmen.
Parco Naturale Regionale Terra delle Gravine
Der regionale Naturpark Terra delle Gravine erstreckt sich über eine Fläche von etwa 25.000 Hektar und ist bekannt für seine durch Karst-Erosion entstanden Schluchten, die an amerikanischen Canyons erinnern sollen.
Etwa 50 km außerhalb von Tarent erreichen wir die Kleinstadt Ginosa, deren Geschichte bis in die Antike zurückreicht. Von einer Brücke aus erhaschen wir einen Blick auf eine in den Felsen gebaute Siedlung. Leider finden wir nur wenige Information dazu; es scheint allerdings, dass diese Höhlenwohnungen von ärmeren Bevölkerungsschichten zumindest bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts bewohnt waren.
Unseren Platz für die Nacht finden wir in der Gemeinde Laterza am Rand der 12 Kilomteter langen und bis zu 200 m tiefen Schlucht Gravina di Laterza.
Unser Wohnmobilstellplatz in Laterza:
- kostenloser Wohnmobilstellplatz der Gemeinde,
- mit Strom und VE
- 40.619122, 16.809336

auf den Spuren Pythagoras
Metaponto
Zurück an der Küste erreichen wir das Örtchen Metaponto. Die im 7. Jahrhundert vor Christus von griechischen Kolonisten gegründete Siedlung Metapont war einst die Heimat des Philosophen und Mathematikers Pythagoras.
Rund um die Gemeinde gibt es mehrere Ausgrabungsstätten, die von dieser historischen Vergangenheit zeugen. Wir besuchen die Ruinen des Tempels der Hera (Tavolo Palatine), die direkt an der Straße SS106 liegen und tagsüber frei zugänglich sind.
Unser Parkplatz
- vor dem Ausgrabungsgelände (GPS 40.41460, 16.81753)
Ausgrabung der antiken Stadt
Herakleia (bei Policoro)
Auch unser nächstes Ziel führt uns zurück in die Vergangenheit. Etwas außerhalb von Pelicorodie stoßen wir auf eine Ausgrabung der antiken Stadt Herakleira, in strategisch günstiger Lage im 5. Jahrhundert vor Christus von den Griechen gegründet.
Das Außengelände ist tagsüber frei zugänglich. Auch wenn die Anlage auf den ersten Blick vielleicht etwas ungepflegt erscheint, es lohnt sich Zeit für eine Erkundung zu nehmen. Besonders empfindliche Gebäudeteile wie Überreste von Keramikbrennöfen und Bodenmosaike sind zwar geschützt bzw. überdacht. I

m Gegensatz zu vielen anderen Ausgrabungsstätten kann man aber fast völlig frei durch die Ruinen streifen und sich vorstellen, wie man hier einst lebte und arbeite. Tafeln informieren auch in Englisch über die verschiedenen Bereich der Ausgrabung. Gleich nebenan zeigt das kleine archäologische Museum Siritide auf dem Gelände gefundene Stücke.
Unser Parkplatz:
- Parkplatz am Museum GPS 40.21912, 16.66882
der größte Nationalpark Italiens
Nationalpark Pollino
Wir verlassen nun erneut die Küste. unser nächstes Ziel ist der Nationalpark Pollino, der mit einer Fläche von 192.000 Hektar größte Nationalpark Italiens und befindet sich in den Regionen Basilikata und Kalabrien. Er wurde 1993 gegründet und erstreckt sich über Gebiete der Regionen Basilikata und Kalabrien. Der höchste Berg im Nationalpark hat eine stattliche Höhe von 2.248 m.
Wir folgen kurvenreichen Straßen, kommen durch kleine Ortschaften, für die zumindest im Winter Tourismus ein Fremdwort zu sein scheint bis wir in Alessandria del Carretto auf über 1000m Höhe unser Lager auf dem offiziellen Stellplatz am Waldrand aufschlagen. Ganz ausnahmsweise stehen wir heute mal nicht alleine. Ein Paar aus Finnland mit einem Kastenwagen verbringt hier ebenfalls die Nacht...und hat neben seinem Auto eine faltbare Sauna mit integriertem Holzofen aufgebaut. Sachen gibt's, die gibt's gar nicht. Wir begnügen uns damit, am nächsten Tag die Trimm-Geräte am Platz für einen morgendlichen Workout zu nutzen.

Unser Wohnmobilstellplatz
- Alessandria del Carretto:
offizieller Wohnmobilstellplatz der Gemeinde, mit allem und dazu kostenlos.
GPS 39.95894, 16.37569
Allerdings auch mit einer extrem steilen und engen Zufahrt, die wir nur kleineren Fahrzeugen empfehlen.
Gemeinde mit eigener Geschichte
San Cosmo Albanese
Nach einem Abstecher zurück an die Küste erreichen wir den verschlafenen Ort San Cosmo Albanese. Wir stellen unser Wohnmobil auf dem örtlichen Wohnmobilstellplatz ab und überlegen, ob wir hier bleiben wollen. Das ist hier alles ganz nett gemacht, die beste Aussicht hat man aber leider von der Entsorgung.
Unser Wohnmobilstellplatz:
- Am Ortseingang, mit allem, kostenlos, nicht ganz ruhig dafür aber zentral
GPS 39.58628, 16.41771

Während wir noch grübeln, kommt ein älterer Herr auf und zu und spricht uns in leidlich gutem Deutsch an. Josef, 76 Jahre alt und wohnhaft im benachbarten Seniorenheim, hat in den 70er Jahren bei VW gearbeitet. Stolz erzählt er von seiner Zeit als "Gastarbeiter" in Deutschland, dass er gutes Geld verdient hat und für seine Rente sehr dankbar ist.
Josef lässt uns keine Chance und verdingt sich uns als kostenloser Stadtführer. Vorab lädt er uns aber auch noch zu einem Kaffee in der örtlichen Kneipe ein - das lässt er sich nicht nehmen. Josef ist für uns jedenfalls ein Glücksgriff.
Wir erfahren Dinge, die sonst an uns vorbei gegangen wären. Bei San Cosmo Albanese handelt es sich nämlich um eine Gemeinde der Arbëresh oder Albanesen, einer ethnischen Minderheit, die seit dem späten Mittelalter in Süditalien lebt. Geflohen vor der osmanischen Eroberung ihrer Heimat ließen sie sich Italien nieder und bewahrten sich ihre eigene Sprache, Kultur und Traditionen aber auch ihre ihre farbenfrohen Feste und Bräuche.
Auch die Wallfahrtskirche des Ortes ist etwas besonderes. Es handelt sich nämlich nicht um eine katholische Kirche, sondern um ein "Heiligtum" der italo-griechischen Kirche, im Innern geprägt von byzantinischer Pracht und dem albanischen Doppeladler. Einmal im Jahr, im August findet hier eine Wallfahrt zu Ehren der Schutzheiligen der Kirche mit angeschlossenem Volksfest statt.
Wir beschließen den Abend in der Pizzeria direkt am Stellplatz, die uns Josef ans Herz gelegt hat. Der Gastraum hat zwar den Charme einer Bahnhofshalle, aber die Pizza ist super und dazu auch noch sehr günstig.
Rosanno
Unser nächstes Ziel ist Rosanno, das eine gut erhaltene Altstadt und in der Kirche San Marc beeindruckenden byzantinischen Mosaiken aufweisen soll. Außerdem beherbergt die Stadt das berühmte Codex Purpureus Rossanensis, ein byzantinisches Evangelienbuch aus dem 6. Jahrhundert.
Hier stoppen wir kurz auf dem Großparkplatz vor der Altstadt auf dem auch Stellplätze für Wohnmobile ausgewiesen sind. Der Parkplatz überzeugt uns aber nicht wirklich und so fahren weiter.
Parkplatz:
- Rosanno: Großparkplatz mit ausgewiesenen Stellplätzen unterhalb der Altstadt
GPS 39.57340, 16.63132
die grüne Lunge Kalabriens
Nationalpark Sila
Wir folgen der Landstraße in Richtung des 1997 gegründet Nationalpark Sila, der für seine dichten Wälder, klaren Seen und beeindruckenden Berglandschaften bekannt ist und als die "grüne Lunge Kalabriens" gilt.
Immer höher geht es hinauf, immer häufiger versperren aber auch umgestürzte Bäume teilweise die Straße und ganz unverhofft wird es für uns auch wieder Winter. Unser Weg ist zwar schneefrei, aber rechts und links liegt noch eine Menge der weißen Pracht. Zudem muss es wohl in den letzten Tagen gestürmt haben, anders können wir uns das viele Holz auf der Straße nicht erklären. Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gang, wir kommen aber irgendwie durch.
Auf etwa 1200m lichten sich die Wolken. Vor uns liegt eine schnee- und eisfreie Hochebene, in der Mitte ein Stausee. Da sich hier oben die Infrastruktur gerade in der Winterruhe zu befinden scheint, richten wir uns auf einem idyllischen Wiesenparkplatz mit Seeblick neben einer kleinen Kapelle häuslich ein
Unser Übernachtungsplatz:
- Campo San Lorenzo am Lago Cecita
Parkplatz an Kapelle Chiesa di San Lorenzo - GPS 39.36652, 16.48965
Cap Colonna
Bei Crotone kehren wir einmal mehr an die Küste zurück. Wir wollen zum Cap Colonna westlich des Ortes. Hier wurde 1873 der 22 m Leuchtturm von Capo Colonna erbaut, der auch heute noch Schiffen den Weg zeigt. Das Cap war aber auch schon in der Antike von Bedeutung und so befindet sich direkt nebenan ein archäologischer Park. Leider sind die Infotafeln nicht gut in Schuss und der Text nur in Italienisch verfügbar.
Der Leuchtturm und die dorische Säule am Meer bilden aber ein wirklich schönes Ensemble. Am Parkplatz weist uns ein netter Wachmann auf das angrenzende Museum hin, in dem am Cap gefundene Stücke gezeigt werden.
Unser Parkplatz:
- Cap Colonna: gemischter Parkplatz
GPS 39.02499, 17.20205
Wahrscheinlich wäre es auch möglich hier zu übernachten. Wir aber haben einige Kilometer über Agricamper einen Parkplatz auf einem Bauernhof reserviert. Nach einer etwas verzwickten Zufahrt dürfen wir im Garten des Bauernhauses übernachten.

Der Seniorchef erklärt uns mit Hilfe des Google Übersetzers die Produkte des Hofes. Wir kaufen Gemüse, darunter wilde Zicchorie, Wein und Salami. Antoni packt noch einige Orangen dazu und lässt uns rohen Fenchel probieren. Lecker, Fenchel müssen wir demnächst unbedingt als Salat probieren.
Unser Wohnmobilstellplatz:
- Agricamper Gastgebercode: 0406
Die Hauptstadt Kalabriens
Catanzaro
Wir kommen nach Catanzaro, die Hauptstadt Kalabriens, wo wir einkaufen gehen. Abgesehen davon ist uns die lebhafte Stadt zu hektisch. Genau so hatten wir uns Süditalien vorgestellt – gut, dass wir bisher eine andere Erfahrung gemacht haben.
Etwas weiter westlich erreichen wir den archäologischen Park Scolacium. Neben Relikten aus der Römerzeit gibt es hier auch die Ruinen einer normannischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert zu sehen. Leider hat der Park bei unserem Besuch an einem Montag geschlossen und so müssen wir uns mit einem Blick über den Zaun begnügen.
Unser Parkplatz: GPS 38.80980, 16.59685
Regionaler Naturpark Serre
Abseits der Küstenstraße durchfahren wir nun das Serre-Gebirge, dessen höchster Berg gut 1.400 m hoch und von Mischwald bedeckt ist. Unsere Ziele im Park sind Squillace und Serra San Bruno:
Squillace
In dem 4 Kilometer von der Küste entfernten Ort Squillace, dessen Geschichte bis ins 6. Jahrhundert zurückreicht, wollen wir einen Stopp einlegen. Dieser fällt allerdings überraschend kurz aus, da auf dem Parkplatz des Ortes gerade ein Markt abgehalten wird. Es ist gegen Mittag und die Stände werden bereits abgebaut, aber die Parkmöglichkeiten sind trotzdem begrenzt. Wir quetschen uns dazwischen und werfen einen Blick auf die im 11. Jahrhundert in strategisch wichtiger Lage von den Normannen erbaute Festung.
Tipp:
- Die Zufahrt von Osten nach Squillace ist sehr eng und kurvig und ist somit nur für kleinere Fahrzeuge möglich.
Unser Parkplatz:
- Squillace: Parkplatz am Ortseingang (GPS 38.78069, 16.51492)
Serra San Bruno
Wir erreichen nun Serra San Bruno, bekannt für die im 11. Jahrhundert durch Bruno von Köln gegründete Kartause Santo Stefano, die auch heute noch von Mönchen bewohnt wird.
Wir unternehmen einen Rundgang durch den Ort, dessen Zentrum von drei großen Kirchen geprägt ist. Ein Blick in den Innenraum lohnt sich, da jedes Gotteshaus einen sehr individuellen Charakter hat. Anschließend durchstreifen wir das lebendige Dorf und staunen über die vielen Autos, die sich durch die engen Gassen drängen.
Unser Parkplatz:
- Serra San Bruno: gemischter Parkplatz an Rande der Altstadt (GPS 38.57867, 16.33247)
Nun wenden wir uns erneut in Richtung Küste. Entgegen der Empfehlung unseres Navigationssystems und von Google Maps entscheiden wir uns, eine Abkürzung über die SP 8 zu nehmen. Diese Route ist streckenweise, besonders in den Dörfern, so eng und steil, dass sie für große Wohnmobile wirklich nicht zu empfehlen ist.
Ardore Marina
Zurück an der Küste gönnen wir uns zum Abschluss dieser Etappa am Strand von Arodre Marina einen zweitägigen Urlaub von der Reise.
Ardore Marina
- Parkplatz am Ende der Standpromenade, nicht offiziell, aber außerhalb der Saison toleriert
- Entsorgung vorhanden
- GPS 38.16950, 16.20251

Ein weiterer Abstecher führt uns weg von der Küste nach Bova, einem malerischen Bergdorf, das zur Vereinigung der schönsten Orte Italiens gehört.
Bova
Wir empfehlen dringend, die westliche Zufahrt zu wählen, da die östlich gelegene SP24 eng, steil und in einem derart desolaten Zustand ist, dass wir unsicher sind, ob sie überhaupt für größere Fahrzeuge freigegeben ist.
Oben angekommen, parken wir am Straßenrand vor den Toren der Altstadt und setzen unsere Erkundung durch die engen mittelalterlichen Gassen zu Fuß fort.
Am Ortseingang befindet sich das Museo Civico della Lingua Greco-Calabra „Gerhard Rohlfs“, das dem griechisch-kalabrischen Dialekt gewidmet ist, für den Bova bekannt ist und der von der UNESCO zu den bedrohten Sprachen gezählt wird.
Bova liegt am Rand des Nationalparks Aspromonte und so befindet sich hier auch ein Besucherzentrums des von dichtem Wald und tief eingeschnittenen Schluchten geprägten Parks. Leider hat Zentrum bei unserem Besuch geschlossen.
Reggio Calabria
Wir folgen der unspektakulären Küstenstraße weiter bis nach Reggio Calabria, dem letzten Ziel dieser Etappe. Hier parken wir unweit der beeindruckenden Küstenpromenade, der Lungomare Falcomatà.
Die Stadt ist durch ihre Mischung aus Historie und Moderne sehr attraktiv. Wir folgen der belebte Flaniermeile Corso Garibaldi bis zur Kathedrale Maria Santissima Assunta, die wie viele andere Gebäude der Stadt nach dem großen Erdbeben von 1908 wieder aufgebaut wurde, und weiter zu den Ruinen des Castello aragonese aus dem 6. Jahrhundert.
Bekannt ist Reggio darüber hinaus für das Archäologische Nationalmuseum mit den berühmten griechischen Bronzestatuen von Riace.
Unser Parkplatz:
- Reggio Calabria: gemischter Großparkplatz am Meer,
zentral, kostenfrei, nicht leise
GPS 38.10589, 15.63664
Für uns geht es von hier weiter nach Sizilien:
Unsere Touren in Italien:
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N25/
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