Sümpfe, Reisfelder und viele Vögel
Der Park des Po-Deltas erstreckt sich über 54.000 Hektar. Im Mündungsgebiet teilt sich der Fluss Po in mehrere Arme auf, sodass sein Delta von einem Labyrinth aus Wasserwegen durchzogen ist. Hier finden zahlreiche Vogelarten Nahrung und Unterschlupf.
Als Besonderheit der Gegend gelten durch Boote gestützten Brücken, für deren schwankende Querung teilweise eine kleine Gebühr erhoben wird.
Vor etwa 500 Jahren begann der Mensch das unwirtliche Sumpfland im Mündungsgebiet des Po zu besiedeln.
Eine großflächige Landwirtschaft wurde erst durch das Trockenlegen der Sümpfe möglich. Pumpen, Dämme und Deiche haben den Fluss und sein Delta nachhaltig verändert. Trotzdem ist die Region heute ein wahres Paradies für Naturliebhaber, in dem viele Vögel überwintern und brüten; auch viele Zugvögel machen hier Rast. Nicht nur zu Zugzeiten ist das Po-Delta ein Eldorado für Ornithologen.
Die bei Besuchern so beliebten Rosa Flamingos tauchten allerdings erst 1993 im Po-Delta auf. Heute versammeln sie sich in großer Zahl in den Lagunen.
In den letzten Jahren sind weitere neue Tierarten in das Delta eingewandert. Bienenfresser, Nutria oder auch der Sumpfkrebs erobern und verändern den Lebensraum entlang des Flusses.
Das Mündungsdelta des Po beherbergt auf über 54.000 Hektar ganz unterschiedliche Landschaftsformen wie Pinienwälder, Salzwiesen, Dünen und Küsten.
Dieser Bericht ist eine Zusammenfassung mehrerer Reisen in das Po-Delta. Wir beginnen im Norden und bewegen uns langsam Richtung Süden. Wir starten in der Nähe von ....
Porte de Levante
Wenige Kilometer nördlich des am "Po de Levante" gelegenen Örtchens Porto de Levante finden wir einen kleiner Parkplatz umgeben von Wasser und mitten im Nichts.
Selbst an einem Feiertag im Mai ist hier nicht wirklich viel los. Nur einige naturliebende Tagesausflügler und ebensolche Wohnmobilfahrer haben sich außer uns hierher verirrt. Und das ist auch gut so. Das ist Natur pur und es wäre schön, wenn das auch so bleiben würde.
Park- und Übernachtungsplatz:
- nahe Porte de Levante:
(GPS 45.027020, 12.367630)
Entlang der Straße rund um den Parkplatz gibt es viel zu entdecken. Wir sehen den Wiederhopf, beobachten Austernfischer, Haubentaucher beim Nestbau, sehen eine Wiesenweihe, Mittelmeermöwen beim Nachwuchs produzieren und vieles mehr.
Wir haben auch gehört, dass es hier auch Ziegenmelker und Bienenfresser geben soll - leider haben wir weder den einen noch den anderen bei unseren Besuchen in dieser Gegend gesehen.
Etwas südlicher übernachten wir auf einem Wanderparkplatz bei
- GPS 45.004562, 12.394762
Hier verleben wir eine ruhige Nacht bevor wir weiter nach Gorino fahren:
Gorino
Die umliegenden Lagunen sind für ihre Muschelbänke bekannt. Vom Wohnmobilstellplatz von Gorino, der direkt am lebhaften Hafen des Ortes liegt, kann man den Fischern dabei
zusehen, wie sie ihre Boote be- und entladen.
Auf den umliegenden Feldern wird hauptsächlich Getreide und Reis angebaut. Immer wieder sieht man aber auch große Stallanlagen. Wir vermuten, dass es sich meist um Schweinställe handelt.
Neben modernen Traktoren ist immer wieder auch altes Gerät im Einsatz. Wenn auch oft nur noch als mobiler Antrieb für eine der Bewässerungspumpen.
Auch wenn die Landschaft oft unbelebt erscheint, lohnt es, ab und zu anzuhalten und genauer zu schauen. Über den Feldern drehen Greifvögel ihre Runden oder man kann von Mai bis August die flinken Bienenfresser bei ihrer Jagd auf Insekten beobachten.
Wir hatten Glück und konnten hier jetzt die flinken Vögel beim Flug über die Felder beobachten.
Da im Parco regionale del Delta del Po aber für Menschen das Jagen verboten ist, fühlen sich besonders Fasane hier wohl. Wir sind überzeugt, dass wir an einem einzigen Tag mehr Fasane gesehen haben, als in unserem bisherigen Leben.
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
- Gorino: kostenpflichtiger Stellplatz am Hafen mit VE
(GPS44.818182, 12.351087)
Schier endlos erscheinen sich im Delta Gräben, Sümpfe und Lagunen zu erstrecken. Viele interessanten Beobachtungs-Hotspots befinden sich aber auf Privatgrundstücken und sind schlecht zugänglich.
Oasi di Cannevié
Umso mehr freuen wir uns über ausgewiesene Naturpfade, wie den an der Oasi di Cannevié bei Volano. Wer sich durch das Tor an der Einfahrt nicht abschrecken lässt, findet direkt neben einem Hotel und einem am Wochenenden und Feiertagen geöffneten Restaurant ein Feuchtgebiet mit frei zugänglichen Beobachtungshütten, das über Stege und Brücke erschlossen ist.
Wir haben am Hotel nachgefragt, ob wir für die Dauer unseres Besuchs den Parkplatz nutzen dürfen, und wurden nicht weggeschickt. Leider war das Restaurant an diesem Tag geschlossen. Gerne hätten wir uns doch für die Gastfreundschaft erkenntlich gezeigt.
Unser Parkplatz:
- Volano: Parkplatz vor dem Hotel/Restaurant, Zufahrt während der Öffnungszeiten
(GPS 44.807067, 12.237141)
Argenta
In der Region gibt es einige solcher Schutzgebiete, meist "Oasi" genannt, und einige interessante Lehrpfade. Manche sind allerdings nur zu speziellen Zeiten geöffnet.
Im Museo delle Valli di Argenta des Parco Regionale del Delta del Po südlich von Argenta bekommen wir auf Nachfrage eine gute Übersichtskarte und weitere Informationen.
- Museo delle Valli di Argenta (GPS 44.582222, 11.799444)
Für die Nacht finden wir einen kleinen, kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz in Argenta:
- Wohnmobilstellplatz mit VE (GPS 44.612651, 11.839560)
Ganz in der Nähe gibt es auch eine Vogelbeobachtungshütte:
-
Vogelbeobachtungshütte
(GPS 44.599538, 11.811899)
Leider ist das Parken hier ein bisschen schwierig.
Oasi de Bando
Wir wollen als Nächstes das Naturschutzgebiet Oasi de Bando in der Nähe besuchen, müssen aber feststellen, dass sie nur an Feiertagen und Wochenenden geöffnet hat.
- Oasi de Bando (44.655709, 11.926299)
Wir können zwar vom Parkplatz aus in der Nähe jagende Rohrweihen beobachten, die Beobachtungstürme bleiben uns diesmal verschlossen.
Update 2023:
Bei unserem Besuch 2023 haben wir Glück. Der Park ist offen. Es handelt sich um einen größeren und einen kleineren See mit diversen Beobachtungstürmen und Sichtschutzen. Es ist ein tolles Gelände.
Hier brüten Gänse und Weißstörche, wir sehen Teichrohrsänger und können diverse Arten von Reihern beobachten. Auf den See finden wir Löffel-, Stock-, Kricke- und Knäkenten sowie Haubentaucher und das Blässhuhn. Die Rohrweihe, Lachseeschwalben, Sichler und Ibis ziehen über uns hinweg. Weiter sehen wir Stelzenläufer und Uferschnepfe und leider auch diverse Nutria.
Tiere in der Oasi de Bando
Mehrfach kommen wir auf unseren Erkundungstouren über die Feldwege an aufgegebenen Bauernhöfen vorbei. Häufig sind das nicht mehr als Ruinen, die wieder von der Natur zurück erobert werden. Meist fährt man achtlos vorbei, hält nur kurz Ausschau, ob vielleicht ein Steinkauz hier sein Lager aufgeschlagen hat. Diesmal ist es anders:
Hoch über der Ruine "S. Alfonso" in der Nähe des Ortes Bando sehen wir einen Vogel, den wir erst für einen Turmfalken halten. Da es sich aber um mehrere Tiere handelt, schauen wir noch einmal genauer hin und entdecken eine Kolonie der seltenen Rötelfalken.
Der kleine Falke lebt vornehmlich in der Region um das Mittelmeer und in Zentralasien und ist ein Langstreckenzieher, der südlich der Sahara überwintert:
Rötelfalken
Bis zum Sonnenuntergang beobachten wir die schnellen Flieger, wie sie über dem alten Gemäuer und direkt neben Traktoren und Landarbeitern ihre Flugkünste demonstrieren.
Auch bei unserem Besuch 2023 haben wir die Falken wieder besucht. In den Abendstunden waren ca. 20 Falken über dem alten Bauernhof zu sehen. Dieses Mal waren auch andere Fotografen vor Ort.
Anmerkung:
Wer sich für den genauen Ort der Ruine mit den Rötelfalken interessiert, meldet sich bitte bei uns per Mail.
Rotfußfalken
Andere Ornithologen raten uns, auch bei der Weiterfahrt die Augen offen zu halten und auf die im Mai hier als Durchzügler anzutreffenden Rotfußfalken zu achten.
Wir haben Glück und bekommen diese in Europa seltenen Vögel tatsächlich noch einmal vor die Linse.
Das nächste Ziel ist die kleine Stadt ...
Comacchio - das kleine Venedig des Po-Deltas
Der kleine Ort lohnt einen Abstecher. Comacchio wird oft mit Venedig verglichen. Die Lagunenstadt ist von einem dichten Netz von Kanälen durchzogen, die die vielen pastellfarbenen Häuser, Brücken und Baudenkmale miteinander verbinden.
Comacchio bietet in der Stadt einen Wohnmoibilstellplatz, den man auch gut als Tagesparkplatz nutzen kann. In wenigen Metern ist man in der Innenstadt.
- Wohnmobilstallplatz, kostenlos
(GPS 44.691027, 12.185109)
Die bezaubernde kleine Altstadt gilt als originellste im Po-Delta.
Valli di Comacchio
Den Abend verbringen wir östlich der Lagune Valli di Comacchio auf dem
- Wohnmobilstellplatz Residenza la Salina
- Kostenpflichtig
- GPS 44.659894, 12.228111
Der Stellplatz gefällt uns besonders gut, liegt er doch direkt an einer kleinen Lagune. Hier kann man am Abend bei einem Spaziergang sehr gut Vögel beobachten.
Von einem mit Spektiv bewaffneten Ornithologen aus Österreich erfahren wir, dass am gegenüberliegenden Ufer der Lagune eine etwa 500 Tiere umfassende und damit eine durchaus signifikante Größe aufweisende Brutkolonie von Schwarzkopfmöwen zu finden ist.
Lagune Piallassa Baiona
Nächstes Ziel sind verschiedene Vogelbeobachtungstüme bzw. Orte an der Lagune Piallassa Baiona südlich des Valli di Comacchio in der Nähe von Marina Romea.
Vogelbeobachtung 1:
Der erste Turm liegt im Norden des Sumpfgebietes. Vom Parkplatz sind es knapp 100 Meter zu laufen.
- Torre di avvistamento -
Valle Mandriole - Nord
GPS 44.546024, 12.235028
Der Turm bietet einen schönen Blick auf zwei Wasserflächen, sodass den ganzen Tag etwas zu sehen ist.
Vogelbeobachtung 2:
Etwas weiter südlich befindet sich dieser recht hohe Turm. Leider war er bei unserem Besuch 2023 gesperrt. Auch hier gibt es einen Parkplatz ganz in der Nähe.
- Torre di avvistamento -
Valle Mandriole - Süd
GPS 44.528496, 12.228641
Interessant war aber auch das Gebiet rund um den Turm. Wir konnten einige Limikolen, Flamingos und einen Rallenreiher beobachten.
Vogelbeobachtung 3:
Weiter geht es auf einem Parkplatz an der SP112
- Parkplatz Pialassa Baiona (GPS 44.525495, 12.266557)
Von hier kann man über kleine Stege in das Feuchtgebiet laufen und Wasservögel beobachten.
Auch die Anfahrt zum Parkplatz gestaltet sich interessant. Die SP112 führt entlang eines kleinen Kanals, auf dem wir Dünnschnabelmöwen entdecken:
Vogelbeobachtung 4:
Einen weiteren Turm im selben Gebiet gibt es im Ort Marina Romea:
- Torre di avvistamento - Pialassa della Baiona (GPS 44.506701, 12.265628)
Wir erreichen den Parkplatz, entscheiden aber, wieder auf den letzten Parkplatz zurück zu fahren. Aufgrund der Lage des Turms bietet sich hier eine Vogelbeobachtung nur vormittags an.
Als Übernachtungsplatz in der Nähe der Türme wählen wir den Agriturismo Tenuta Augusta aus, bei dem wir auch lecker Essen gehen :
- Wohnmobilstellplatz Agriturismo Tenuta Augusta
frisches Wasser und Entsorgung
kostenlos, wenn man dort Essen geht
GPS 44.551714, 12.233315
Hier sollte man sich nicht von den vielen LKWs auf dem Parkplatz abschrecken lassen, denn das Lokal ist auch bei LKW Fahrern beliebt. Für die LKWs wurde ein großer Platz eingerichtet, der Wohnmobilstellplatz liegt versteckt dahinter. Es gibt für jedes Fahrzeug eine eigene Parzelle.
Auch im Lokal haben die LKW Fahrer einen eigenen Raum, Einheimische und Wohnmobilisten speisen separat.
Ein Damm mitten in die Lagune:
Accesso Argine degli Angeli
Am Abend machen wir noch einen Abstecher zum Accesso Argine degli Angeli auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals. Wir parken an der Trattoria Primaro, die allerdings geschlossen hatte. Wenn man dort fragt, darf man wohl an dem restaurierten Restaurant auch über Nacht stehen.
- Trattoria Primaro (GPS 44.580350, 12.253162)
Wir nehmen die Fahrräder, um auf dem Damm die 5 Kilometer lange Strecke in die Lagune zu radeln. Wir erleben einen tollen Sonnenuntergang, viele Flamingos und ander Wasservögel. Eine Tour, die jedem zu empfehlen ist.
- Damm: GPS 44.584025, 12.208238
Schon gewußt?
Bienenfresser gibt es auch wieder Deutschland
Der schillernde Bienenfresser ist wieder zurück in Deutschland. Von Mai bis in Ende August ist er an wenigen Stellen wieder zu finden:
weitere Reiseziele in Italien:
N23
Besuche seit 28.2.23: (1.1.24:560)