Am Absatz Italiens Stiefel
Die nächste Etappe unserer Italienreise führt uns nach Apulien. Die Region im Südosten Italiens, die auf Italienisch nur kurz Puglia heißt, ist bekannt für ihre abwechslungsreiche Küste, Stränden am tiefblauen Meer und seine fruchtbaren Landschaften. Die Region vereint eine reiche Geschichte, pulsierende Kultur und leckere mediterrane Küche.
ab ans Meer
Chieuti
Wir starten unsere Reise durch Apulien in Chieuti in der Provinz Foggi oder genauer in der Marina de Chieuti, dem Küstenbereich der etwas entfernt im Inland liegenden Gemeinde. Jetzt im Winter ist hier absolut nichts los. Die nicht wirklich schönen Appartementanlagen sind verweist, die Lokale geschlossen. So haben wir den endlosen Strand fast für uns alleine, der offizielle Wohnmobilbereich direkt am Strand ist kostenlos nutzbar. Ab und zu kommen Einheimische vorbei - wir genießen die Ruhe.

Unser Wohnmobilstellplatz:
-
Marina de Chieuti:
offizieller Wohnmobilstellplatz am Strand, außerhalb der Saison kostenfrei, dann gibt es auch keinerlei Service
(GPS 41.92237, 15.16412)
Leider liegt sowohl am Stand, als auch dahinter relativ viel Müll herum. Es scheint, dass viele der meist einheimischen Strandbesucher ihren Abfall einfach fallenlassen, wo sie gerade stehen. "Grusel" Daran sollte man sich bei einer Reise durch Süditalien am Besten frühzeitig gewöhnen.

Umso mehr freuen wir uns, als wir auf einem langen Spaziergang einen besonderen Fund machen.
Wir entdecken mehrere Pelikanfüße. Glücklicherweise täuscht der Name. Es handelt sich nur um eine Meeresschnecke mit dem lateinische Namen Aporrhais pespelecani, deren besondere Form an den Fuß eines Pelikans erinnert.
der Sporn des italienischen Stiefels
Nationalpark Gargano
Weiter geht es entlang der Küste bis wir den Sporn des italienischen Stiefels erreichen. Hier befindet sich ein Must-See jeder Apulien-Tour: der Gargano Nationalpark. Bekannt ist die Halbinsel für ihre spektakuläre Felsenküste, die dichten Wälder und malerischen Urlaubsort. Bei unserem Besuch im Januar herrscht hier allerdings tote Hose, die Infrastruktur lässt uns aber erahnen, dass in der Saison die Koralle steppt.
Wir starten unsere Erkundungstour im Nordwesten mit einer Übernachtung auf einem Agritourismo, einem Bauernhof mit angeschlossenem Lokal. Die Übernachtung haben wir auf dem Portal Agricamper, dem italienischen Pendant zu Landvergnügen gebucht (mehr Infos darüber gibt es hier):
Unser Wohnmobilstellplatz:
- Lago die Varano: Stellplatz auf Agritourismo mit Lokal, gebucht über Agricamper, Gastgeber-Code 8521). Einkehr obligatorisch
Gleich bei unserer Ankunft leitet uns eine nette, aber ausschließlich italienisch sprechende Dame zu unserem idyllisch zwischen Olivenbäumen gelegen Stellplatz an einem kleinen Badesee. In der Ferne kann man den Lago di Varano erahnen - die Lagune ist Teil des Nationalparks. Abends gehen wir essen und sind begeistert. Die warmen und kalten Antipasti sind schon mal super, der Hauswein günstig und lecker. Danach gibt es Mixed Grill und traditionelles Vitello in Weinsoße mit Polenta bevor wir den Abend mit etwas Süßem (Dolce) beschließen. Glücklicherweise ist der Weg zurück zu unserem Wohnmobil kurz.

So gestärkt folgen wir am nächsten Morgen der nördlichen Küste. Die Route ist ganz nett, ab und an eröffnet sich ein schöner Panoramablick, wir erkunden eine historische Höhle. Leider sind die Parkmöglichkeiten entlang der Strecke begrenzt und so streichen wir auch den Besuch der Nekropole di Monte Pucci (GPS41.93898, 15.98589), einer Begräbnisstätte aus dem 8. Jahrhundert aus unserem Programm obwohl der Rundwanderweg von der Straße aus ganz interessant aussieht.
Wir durchfahren Badeorte in denen die Bürgersteige hochgeklappt sind. Leider sind auch die meisten Cafés geschlossen und so wird es für uns heute nichts mit einem Cappuccino.

Entlang der Küste des Nationalparks Gargano stoßen wir immer wieder auf traditionelle hölzerne Fischfangvorrichtungen, sogenannte Trabucchi, die auf Klippen und Felsen errichtet wurden. Diese historischen Bauwerke sind ein bedeutender Bestandteil des kulturellen Erbes der Region.
Vieste
Am östlichen Ende des Stiefelsporns liegt die Kleinstadt Vieste. Hier drehen wir eine Runde durch den mittelalterlichen Ortskern der 14.000 Einwohner Stadt. Sowohl die Kirche Chiesa Rettoria di San Francesco als auch der Leuchtturm mit dem Hafen sind hübsche Fotomotive. Das eigentliche Wahrzeichen der Stadt ist aber der Pizzomunno, ein der Steilküste vorgelagerter weißer Monolith, der über den südlichen Stadtstrand zu wachen scheint.
Der folgende Küstenabschnitt ist geprägt von Verwitterung, die imposante Formationen im Karstgestein entstehen ließ. Immer wieder halten wir an, um zu fotografieren. Das Innere der Halbinsel ist von dunklem Wald, dem Forestra Umbra bedeckt, der im Abendlicht interessante Motive bietet.
Bei Manfredonia verlassen wir die Küste. Auch unser nächster Übernachtungsplatz ist ein Stellplatz von Agricamper. Dieses Mal handelt es sich um eine moderne Bio-Eier-Farm. Der erst 19 jährige Eigentümer führt uns bei unserer Ankunft herum und berichtet über seine EU geförderte Pläne. Wir kaufen Eier und einige andere lokale Spezialitäten bevor wir eine ruhige und einsame Nacht auf dem Hof verbringen.

Unsere Wohnmobilstellplatz:
- Manfredonia: Stellplatz auf Wiese bei Hühnerhof, gebucht über Agricamper (Gastgeber-Code: 3813), Verkauf eigener Bio-Eier und lokaler Produkte
Nationalpark Alta Murgia

Wir folgen dem Küstenverlauf in Richtung Süden. Entlang der Straße wechseln sich kleine Badeorte und bäuerliche Betriebe ab, und wir passieren eine industrielle Saline.
Da wir die Region als relativ unattraktiv und vermüllt empfinden, biegen wir nach einem Versorgungsstopp in Barletta ins Landesinnere ab. Die 100.000-Einwohner-Stadt Andria, deren Geschichte bis ins Jahr 1046 zurückreicht, lassen wir rechts liegen und erreichen schließlich den Nationalpark Alta Murgia.
Der Nationalpark Alta Murgia erstreckt sich über etwa 680 km² und ist bekannt für seine felsigen Kalkhochflächen und das historische Castel del Monte. Der Park beherbergt seltene Pflanzen und Tiere, darunter Habichtskrähen und Rotmilane. Weite landwirtschaftliche Flächen, Trulli, historische Rundbauten, und Masserias, traditionelle Landgüter, prägen die Region.
Castel del Monte
Kurz hinter Andria erreichen wir das Castel del Monte. Das in der Mitte des 13. Jahrhunderts durch den Stauferkaiser Friedrich II. errichtete Schloss, beeindruckt durch seine außergewöhnliche Architektur und wird zum Weltkulturerbe der UNESCO gezählt. Der achteckiger Grundriss des Schlosses wie auch einige andere bauliche Details geben noch heute Rätsel auf.
Fun Fact: Das Castel del Monte ziert die in Italien geprägten 1 Cent Münzen.
- Unser Parkplatz: GPS 41.08888, 16.27288
Bauxitminen von Spinazolla

Der Nationalpark Alta Murgia ist auch aus geologischer Sicht interessant. Kein Wunder also, dass sich der "Murgeopark" 2024 um den Titel UNESCO Global Geopark beworben hat.
Wir besuchen die im Park gelegenen Minen von Spinazzola. Hier wurde den 1940er Jahren Bauxit gefunden, aus dem Aluminium gewonnen wird. Von der Durchgangsstraße kann man einen Blick auf den aktiven Tagebau erhaschen. Ein ausgeschilderter, gut befahrbarer Feldweg (Start: GPS 40.99981, 16.17368) führt zu den historischen Gruben. Wir stellen unser Wohnmobil auf dem Parkplatz vor dem eigentlichen Gelände ab und setzen unsere Erkundung zu Fuß fort.
Unser Parkplatz:
- Spinazolla: Wanderparkplatz vor dem Minengelände (GPS 40.99364, 16.18732)

Unser Wohnmobilstellplatz:
- Spinazolla:offizieller Wohnmobilstellplatz mitten im Ort, beleuchtet, ansonsten ohne ServiceGPS 40.96014, 16.09771
Zeugen einer fehlgeschlagene Landreform
In der in zartem grün leuchtenden landwirtschaftlichen Weite treffen wir auf eine Unzahl von "lost places". Auf der einen Seite handelt es sich dabei um aufgegebenen Masserias, aber auch auf viele kleine Bauernhäuser und Siedlungen, die deutlich jünger sind: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Süditalien eine Landreform durchgeführt, bei der die großen Landgüter aufgeteilt und Land an landlose Bauern verteilt wurde. Diese Reform war jedoch weitgehend erfolglos. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in der Region blieben bestehen. Viele der "Neu-Landwirte" emigrierte daher wenig später in den Norden Italiens oder als Gastarbeiter in andere Länder Europas. Sowohl die Gutshäuser als auch die neuen Bauernhäuser wurden aufgegeben und zeugen noch heute von dieser fehlgeschlagenen Reform.
Steinzeitrelikte
Altamura
Wir erreichen nun Altamura, das für seine historische Altstadt und aufgrund des beliebten "Pane di Altamura", einem natürlichen Sauerteigbrot aus Hartweizengrieß, als Stadt des Brotes gilt. Sehenswürdigkeiten sind die Kathedrale Santa Maria Assunta, Pulo di Altamura und die megalithische Mauer aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die die antike Stadt umgab und heute noch teilweise erhalten ist.
Unser Parkplatz an der Megalithmauer:
- (GPS 40.83352, 16.56074)
Höhlenwohnungen
Weltkulturerbestadt Matera
Ein Abstecher bringt uns nun in die Stadt Matera, die bereits in der an Apulien angrenzenden Provinz Basilicata liegt. Sie ist berühmt für die "Sassi", in den Fels geschlagenen Höhlensiedlungen, deren Geschichte sich bis in die Steinzeit zurückverfolgen lässt und die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen.
Da die Altstadt und insbesondere die Felssiedlungen für Wohnmobile schlecht zugänglich zu sein scheinen, suchen wir nach einem Punkt mit Aussicht. Und wir werden fündig. Vom Parkplatz am Infozentrum Jazzo Gattini etwas außerhalb der Stadt führt ein Wanderweg zum Belvedere Murgia Timone. Sowohl vom Weg als auch von der Aussichtsplattform eröffnet sich immer wieder ein spektakulärer Panoramablick auf die Stadt. Tipp: Am besten besucht man den Belvedere am Morgen. Dann hat man die Sonne im Rücken und muss sich nicht wie wir mit Gegenlichtaufnahmen quälen.
Auch die in den Fels gehauenen Kirchen mit ihren Wandmalereien in der Umgebung sollen einen Besuch wert sein. Bei unserem Besuch am späten Nachmittag im Januar waren sie aber leider geschlossen
Unser Parkplatz:
- Infozentrum Jazzo Gattini: Parkplatz vor dem Gebäude; bei der Zufahrt nicht von der Beschilderung am Tor nach der Abzweigung irritieren lassen. (GPS 40.67208, 16.62881)
Stellplatztipps:
- Wer die Stadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten genauer kennenlernen will, für den stehen vor den Toren mehrere Wohnmobilstellplätze zur Verfügung
Da wir keinen Stadtbummel planen, sind diese uns aber für ihren Preis nicht schön genug und so fahren wir weiter, zu einem erneut über Agricamper gebuchten Stellplatz, der sich für uns als wahrer Glücksgriff erweist.
Ein unvergesslicher Stopp:
Il Trullo del Re
Wir landen auf dem Biohof "Il Trullo del Re" bei Francesco:

Francescos Leidenschaft gilt der Permakultur sowie dem Anbau von (Wild-) Kräutern, Gemüse, Oliven und Obst. Er spricht sehr gut Englisch und nimmt sich viel Zeit, um uns herumzuführen und sein Projekt zu erklären. Auf dem Gelände befindet sich zudem ein besonderer Trullo, der darauf wartet, erkundet zu werden.
Wir verbringen zwei Nächte im Olivenhain, führen gute Gespräche mit Francesco und Tim, einem jungen, reisenden Tischlermeister, der den Hof im Rahmen eines Erasmus-Förderprogramms unterstützt, und lassen die Seele baumeln.

der Wohnmobilstellplatz:
- Cassana delle Murge: Il Trullo del Re, nur für autarke Wohnmobile, KEIN Service, Ein Einkauf oder eine kleine Spende ist obligatorisch, um das Projekt zu unterstützen.
- GPS 40.86132, 16.76224 (Eingang zum Hof)
- Wer hier übernachten möchte, muss sich vorher unbedingt per WhatsApp anmelden:
Tel: +39-348 533 5153
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