und ein Paradies für Vogelfreunde
Die Insel Öland vor Schwedens Süd-Ostküste ist für uns eine Liebe auf den zweiten Blick. Außerhalb der Badesaison ist das Eiland ein Paradies für Vogelfreunde und Ruhesuchende.
Die Geografie Ölands
Die Insel in der Ostsee vor der schwedischen Küste ist 137 Kilometer lang und etwas 16 Kilometer breit und kann vom Festland über eine Brücke bei der Stadt Kalmar schnell und einfach erreicht werden.
Beste Reisezeit
Öland ist ein besonderes Stück Schweden. Seine außergewöhnliche Natur und das im Sommer fast mediterrane Klima machen es zu einem Paradies für Naturfreunde und vor allem im Frühjahr und im Herbst zur Zeit des Vogelzugs zu einem Eldorado für Vogelkundler.
Öland ist darüber hinaus DAS Sommerurlaubsziel der Schweden. Bei unserem ersten Besuch im Sommer bestätigt dies auch die Menge an PKW mit Wohnwagen und Wohnmobilen auf der Brücke vom Festland zur Insel und die gerammelt vollen Campingplätze gleich rechts und links dahinter.
Wir verstehen schnell: Wer Ruhe sucht kommt am besten außerhalb der schwedischen Sommerferien hierher und bringt dann auch etwas Zeit mit. Auf Öland kann man gut und gerne eine Woche oder mehr verbringen, ohne sich zu langweilen.
Wir waren mittlerweile schon mehrfach hier und haben immer noch nicht alles gesehen.
Die Landschaft
Die Insel ist im Grunde eine Hochebene, deren Oberfläche das Meer überragt, und daher im Wesentlichen einfach flach, die höchste Erhebung knapp sechzig Meter hoch. Trotzdem ist die Landschaft abwechslungsreich mit feinen Stränden, Wäldern und landwirtschaftliche Flächen und den für Öland typischen baumlosen Flächen, die Alvaren genannt werden. Die Agrarlandschaft Südölands bildet sogar eine der derzeit fünfzehn UNESCO Weltkulturerbestätten Schwedens.
Sommerresidenz der schwedischen Königsfamilie
Unserer Meinung nach kommt es nicht von ungefähr, dass selbst die schwedische Königsfamilie auf Öland ihre Sommerresidenz unterhält. Das Schloss Solliden, das
eigentlich mehr einer großen Villa als einem echten Schloss ähnelt, liegt inmitten eines Parks, der im Sommer für Besucher geöffnet ist. Nicht weit entfernt findet man das Schlosses Borgholm. Von
dem ursprünglich wehrhaften Schloss bleib nach einem Brand im 19. Jahrhundert nur noch eine imposante Ruine, die aber immer noch die Umgebung dominiert.
Öland hat sich schon vor grauer Vorzeit aus dem Meer erhoben, nachdem sein eiszeitlicher Eisschild abgetaut war, und wird schon seit vielen Tausend Jahren von Menschen bewohnt.
Überall auf der Insel findet man Relikte aus der Vergangenheit. Wer Interesse an Gräberfeldern, Runensteinen und Ruinen hat, für den gibt es auf Öland viel zu entdecken.
Die Wahrzeichen Ölands:
Bockwindmühlen
Typisch für Öland sind die Windmühlen, von denen heute noch 400 über das Land verteilt sind. Überwiegend handelt es sich dabei um Bockwindmühlen, bei denen die ganze Mühle auf einer Art "Bock" steht und als Ganzes in den Wind gedreht werden kann.
Das bekannteste Ensemble von Mühlen (siehe Foto am Anfang des Berichts) findet man hier:
- GPS 56.535978, 16.445235
Ein weiteres Ensemble sind die Mühlen von Lerkaka:
- GPS 56.718747, 16.709793
Es gibt aber auch einige wenige "Holländer", bei denen nur der "Kopf" drehbar.
wir starten die Rundfahrt:
Der Norden der Insel
Der Norden Ölands ist mit seinen feinen Sandstränden an der Ostküste ein Paradies für Sommerurlauber. Wer hingegen Ruhe sucht, findet diese an der Felsküste im Westen und in den großen Waldgebieten an der Nordspitze der Insel.
Entlang der alten Küstenstraße
Direkt hinter der Brücke, die von Kalmar nach Öland führt, wenden wir uns entlang der Westküste in Richtung Norden. Zuerst folgen wir der Schnellstraße, die hier gut ausgebaut ist. Bald wird uns das aber zu langweilig und wir versuchen, auf die alte Küstenstraße zu gelangen.
Nach zwei gescheiterten Versuchen, die einmal direkt auf einem Bauernhof und danach im Nichts enden, finden wir endlich hinter einer Kamelfarm (das ist KEIN Witz) die richtige Abfahrt. Diese führt uns auf den Küstväg, eine gut befahrbaren Schotterpiste, die uns an aufgegebenen Fischerhütten und aktiven Kalksteinbrüchen vorbeiführt.
aufgegebene Fischerhütten am Meer
Bruddesta Sjöbodar
Schon vor vielen Jahren wurde die kleine Fischereistelle (Fiskeläge) von Bruddesta Sjöbodar aufgegeben. Es handelt sich hier nicht um einen wirklichen Hafen, sondern wie so oft an der Westküste Ölands, um eine Ansammlung von Fischerhütten und einigen Seilwinden, mit denen hier kleine Fischerboote an Land gezogen wurden. Schon in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die aus Ölandkalkstein gebauten Hütten unter Schutz gestellt und so finden wir ein kleines und im Grunde völlig unspektakuläres Freilichtmuseum vor, dass uns trotzdem von einem Moment auf den anderen in die Vergangenheit versetzt. Wir verbringen hier zwei Tage und genießen die Möglichkeit zu langen Spaziergängen entlang der Küste.
unser Übernachtungsplatz:
-
Bruddesta Sjöbodar: Parkplatz vor den Hütten (kein Camping); am Küstenweg selbst ist Fahren und Parken abseits der Straße ist laut der Schilder an der Straße verboten
GPS 56.991177, 16.783020
historische Scheuermühlen
Jordhamn
Erholt fahren wir weiter in Richtung Norden, vorbei an aufgegebenen aber auch an aktiven Kalksteinbrüche bis nach Jordhamn. Hier steht in schöner Lage direkt am Meer die letzte erhaltene Scheuermühle Ölands.
Kalksteinabbau auf Öland
Der Abbau von Kalkstein, das Brennen und auch das Schleifen des Stein war in vorgangenen Jahrhunderten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor auf Öland. Der Stein
wurde hier nicht nur abgebaut, sondern auch gebrannt und geschliffen. Auch heute wird auf Öland noch Kalkstein abgebaut, der unter anderem Verwendung für Böden und Treppen findet. Die
Bearbeitungsverfahren sind aber deutlich weniger aufwändig als in alter Zeit.
In Jordhamn wurde der in der Umgebung abgebaute Kalkstein in einem langwierigen Prozess plan geschliffen. Durch Windkraft angetriebene Scheuermühlen kamen auf Öland erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz. Zuvor wurden die Schleifeinrichtungen, die sogenannten Wanderungen, von Rindern und Pferden angetrieben. Durch den neuen Antrieb konnte die Schleifdauer von einer Woche auf etwa einen Tag verkürzt werden.
- GPS 57.095817, 16.884280
Die Nordspitze:
Leuchtturm "Langer Erik"
An der Nordspitze Ölands folgen wir dann dem kleinen Fußweg zum Leuchtturm "Langer Erik".
- GPS 57.366849, 17.091132
Der Turm wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Kalkstein erbaut und wies den Schiffern mit einer Öllampe den Weg. Er ist auch heute noch in Betrieb, funktioniert aber vollautomatisch.
Achtung: Freilaufende Rinder und Schafe
Am Parkplatz vor dem Leuchtturm Langer Erik grasen wie auch sonst oft auf Öland, freilaufende Rinder. Damit diese ihre Weideflächen nicht verlassen können, sind im Boden Weideroste verlegt, die zwar von Fahrzeugen und Menschen, nicht aber von Rindern oder Schafen überwunden werden können. Für Hunde und deren Menschen stellen diese Weiderost aber ebenfalls eine echte Herausforderung dar. Da unser Adi bei dem spontanen Versuch über die Gitter zu balancieren zwischen die Streben gerutscht ist, tragen wir den (protestierenden) Hund fortan auf die andere Seite.
Nationalpark Trollskogen und Naturreservat Bödakusten
Für uns geht es weiter in die Natur zum Nationalpark Trollskogen. Am Nationalpark gibt es einen großen Parkplatz extra für Wohnmobile. Direkt nebenan findet man das Infozentrum "Naturum" des Parks und von hier führen Wanderwege in geschützten ursprünglichen Wald und entlang der Küste. Leider darf man auf dem Parkplatz nicht mehr übernachten und so suchen wir uns außerhalb des Parks einen Platz für die Nacht. Wir finden einen absolut einsamen Waldparkplatz am Naturreservat Bödakusten, von dem aus wir in wenigen Minuten zum Strand gelangen, wo unser Hund außerhalb der Badesaison frei laufen kann.
Dieser Sandstrand ist auch der Grund dafür, dass sich an der Westküste nun Campingplatz an Campingplatz reiht und das freie Stehen für Wohnmobile eher schwierig ist. Das ist nicht so wirklich unser Ding und so fahren wir zügig weiter.
Unser Wohnmobilstellplatz für die Nacht:
- offizieller Wohnmobilstellplatz in Böda Hamn,
kostenpflichtig aber mit direktem Meerblick
Entsorgung (Toilettenkassette und Grauwasser) und Frischwasser, beides kostenlos
GPS 57.239408, 17.073850
Kirchenruine Källa Gamly Kyrka
An der Kirchenruine Källa Gamly Kyrka legen wir aber noch einmal einen Fotostop ein. Die erste Kirche soll hier bereits im 11. Jahrhundert errichtet worden sein. Die erhaltene Steinkirche hat ihren Ursprung aber im 13. Jahrhundert und wurde danach mehrfach renoviert, aber schon vor vielen Jahren aufgegeben.
- GPS 57.111627, 16.985849
Die Kirche und der sie umgebende Friedhof bieten interessante Fotomotive. Bei unserem Besuch sind gerade Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs dabei, den Rasen zu mähen. Dies ist zwar laut, aber wir haben so die Möglichkeit auch einen Blick ins Innere der Kirche zu werfen. Die Arbeiter haben zum Aufwärmen ihres Mittagsessens drinnen eine Mikrowelle aufgestellt und die Tür offen gelassen. Manchmal muss man einfach Glück haben.
Schiffslegung "Arche Noah"
Wer sich für "alte Steine" interessiert, komm ebenfalls auf seine Kosten, gibt es doch unzählige archäologische Fundstätten, darunter viele Hügelgräber aus der Bronzezeit. Im Naturreservat Karum kann sogar eine fast vollständige Schiffslegung besichtigt werden. Diese ist zwar deutlich kleiner als die Schiffslegung von Ales Stenar, dafür haben wir die im Volksmund "Arche Noah" genannte Formation aber ganz für uns alleine.
Unser Parkplatz am Naturreservat Karum:
- Parkplatz mit Infotafel neben der Straße (GPS 56.774399, 16.625213)
Ruine von Ismantorps Borg
Auch die Ruine von Ismantorps Borg versetzt uns zurück in die Vergangenheit. Die prähistorische Fluchtburg ist eine von etwa 20 derartigen Anlagen auf Öland. Das Gewirr an alten Mauern im Innern des Steinwalls der Burg ist wie das umgebende Gelände jederzeit frei zugänglich. Leider zeigt sich bei unserem Besuch der Himmel grau in grau.
Unser Parkplatz an der Ismantorps Borg
- Parkplatz Infotafel (GPS 56.747210, 16.648138)
Der Süden der Insel
Der Süden Ölands ist nicht nur zur Zeit des Vogelzugs ein Paradies für Vogelfreunde und andere Naturbegeisterte. Die Küste ist schroff und steinig, die Landschaft karg. Wir sind der spröden Schönheit verfallen und kommen immer wieder.
Im Herbst ziehen an der Südspitze der Insel wie auch auf im Süd-Osten große Vogelschwärme oft dicht an der Küste vorbei gen Süden und machen die Region zu einem bekannten Anlaufziel für Ornithologen.
ein Traum nicht nur für Vogelfreunde
Das Naturreservat Ottenby
Uns zieht es im Herbst daher auch sofort in den äußersten Süden der Insel in das Naturreservat Ottenby
- GPS des letzten Parkplatzes am Leuchtturm: 56.198880, 16.399526
mit seiner bekannten Vogelstation, auf der Vögel beobachtet, gezählt, aber auch zur Beringung in großen Netzen gefangen werden.
Hinweis: auf den kostenlosen Parkplätzen im Gebiet ist das Übernachten verboten.
Im Naturreservat Ottenby gibt es auch Dammwild, an das man - wenn man sich ruhig verhält - auch sehr nahe herankommt.
Zur Zeit des Vogelzugs ist hier richtig viel los. Trotzdem herrscht eine absolut ruhige und entspannte Stimmung in dem Gebiet, denn wir sind alle mit dem gleichen Ziel hier: Vögel sehen und beobachten. Es gibt praktisch niemand, der nicht wenigstens ein Spektiv oder eine Kamera mit großer Optik dabei hat. Und wer das nicht hat, fällt auf. Irgendwie fühlt man sich wie auf einer großen Gruppenreise, nur mit dem Unterschied, dass jeder individuell unterwegs ist.
Zum Vogelzug nach Südschweden:
- auch Falsterbö an die Südspitze Schwedens ist ein Paradies für Vogelfreunde: hier
Auf dem Gelände rund um den Leuchtturm "Långe Jan" lohnt es auh nach Singvögeln Ausschau zu halten. Bei unserem Besuchen waren es neben Baumläufern und vor allem Rotkehlchen, einige Wintergoldhähnchen, die uns ganz dicht heranließen und noch nicht einmal vor unserem Hund Angst zeigten. Neben vielen Wasservögeln, wie z.B. Alpenstrandläufer sahen wir noch eine Waldohreule, mehrere Seeadler, Milane, Kornweihen, Bussarde, Gänsesäger sowie unzählige Gänse- und Entenarten. Neben dem Leuchtturm gibt es eine große Kormoran-Kolonie.
Im Herbst sind Ölands Felder abgeerntet, die Bäume verlieren ihr Laub und auch die Wiesen werden braun, die Landschaft hat etwas von den Steppen Afrikas, nur feuchter.
UNESCO-Weltkulturerbe: Agrarlandschaft Südölands
Der gesamte Süden Ölands wurde im Jahr 2000 zum Weltkulturerbe erhoben. Durch die Lage auf einem weiten Kalksteinplateau stellt die Region besondere Anforderungen an die Bewohner und die von ihnen betriebene Landwirtschaft und macht sie dadurch einzigartig. Zum Kulturerbe gehören die Alvaren, für Öland typische Heide- und Strauchflächen. Der Begriff Alvar bezeichnet auf Schwedisch ein praktisch baumloses Land, das für die Landwirtschaft aufgrund seiner dünnen Vegetationsschicht auf felsigem Kalkuntergrund im Wesentlichen ungeeignet ist. Auch heute noch werden diese Flächen aber von Schafen beweidet und dadurch offen gehalten.
Kraniche auf Öland
Etwas nördlich des Naturreservats Ottenby kann man im Herbst mit Glück von der Hauptstrasse aus Kraniche auf den Feldern tanzen sehen.
- GPS: 56°23'50"N 16°32'52"E
Wo kann ich noch Kraniche beobachten: hier
Unser Wohnmobilstellplatz im Süden:
-
Sebybadet: Parkplatz am Badeplatz vor dem Naturreservat; Spende erwünscht. Von hier aus kann man auch sehr gut die vorbeiziehenden Vögel über dem Wasser beobachten.
(N 56°19'54"; 16°32'34.2"). Dieser Platz wird tagsüber auch von vielen einheimischen Vogelbeobachtern besucht.
-
Camping-Tipp:
Ottenby Vandrarhem & Camping (N 56°14'17"; O 16°27'11");
nahe Ottenby Naturreservat mit VE
Für uns geht die Reise weiter in ....
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