Ein Paradies für Naturliebhaber und ein Ort, der aus der Zeit gefallen ist.
Das Delta des Flusses Guadalquivir ist das wichtigste Feuchtgebiet Spaniens und Natura2000 Gebiet. Hier liegt der Doñana Nationalpark, der neben Sumpfland auch Salinen, Dünen und große Pinienwälder umfasst und der neben zahlreichen Vogelarten, Rot-, Damm- und Schwarzwild auch dem Iberischen Luchs (Pardelluchs) eine Heimat bietet.
Nicht ohne Grund wurde der Park 1994 von der UNESCO in die Liste der Weltnaturerbestätten aufgenommen.
Das Kerngebiet des Nationalparks ist mit dem eigenen Auto nicht befahrbar, es werden aber Bus- und Jeeptouren angeboten (Start ist im Infozentrum im Örtchen El Rocio). Aber auch die freigegebenen Strecken um und in den Randbereichen des Parks geben einen guten Einblick in die Natur des Gebiet.
Ihr schlechter Zustand zwingt allerdings zum Langsamfahren und ist für uns damit eine gute Entschuldigung auf der Suche nach guten Fotomotiven mehr zu schleichen als fahren. Rund um den Park finden sich diverse Informationszentren, die mit ihren unterschiedliche Aspekte des Parks beleuchtende Ausstellungen einen Besuch wert sind.
Wir waren schon mehrfach in diesem Gebiet. Der Ausgangspunkt unsere Erkundungsfahrten ist dabei immer wieder gerne das Infozentrum "Dehase de Abajo"
- GPS 37.206037, -6.170050.
Hier kann man den Tag im angeschlossenen Restaurant stilecht mit einem Milchkaffee, der hier Cafe con Leche heißt, beginnen oder mittags und abends regionale Spezialitäten probieren. Wir wurden auch noch nie abgewiesen, wenn wir nachgefragt haben, ob wir über Nacht stehen bleiben dürfen. Mittlerweile wird allerdings eine geringe Gebühr erhoben.
Besonders interessant ist die Strecke zwischen den Infozentren Casa De la Dehasa De Abja (GPS 37.206037, -6.170050) und José Antonio Valverde (GPS 37.076255, -6.384560).
Der Weg führt am Rand des Parks entlang, vorbei an einem
- Pumpwerk: GPS 37.105009, -6.258204.
Am Pumpwerk kann man entweder geradeaus in Richtung des Infozentrums ... fahren oder rechts abbiegen, um so über eine ausgeschilderte (längere Route) ebenfalls zum Infozentrum zu gelangen.Die anfänglich asphaltierte Straße geht bald in eine schwierige Schotterpiste mit heftigen Schlaglöchern über. Achtung: Auch auf der Asphaltstrecke tun sich unvermutet Löcher auf, die vor allem im Dunkeln spät bis gar nicht zu erkennen sind. Deshalb: Vorsichtig fahren!!!
Das Pumpwerk wird nur bei Bedarf aktiviert. Besonders interessant ist es hier, wenn es gerade abgeschaltet worden ist, denn dann ist das Fischbuffet nicht nur für diverse Reiherarten (Grau-, Silber, Nacht, Seidenreiher), sondern auch für Weiß- und Schwarzstörche eröffnet. Selbst die sonst so scheuen Schwarzstörche kommen dann dicht heran, um die durch die Pumpen getöteten Fische als Fast-Food abzugreifen.
Wir fahren rechts ab und sehen diverse Greifvögel, aber auch einen Häherkuckuck, der direkt vor uns auf der Straße sitzt. Weiter kommen uns neben großen Trupps von Braunen Sichlern, Weiß- und Schwarzstörche auch diverse Greifvögel vor die Linse. Auf dem Rückweg sehen wir kurz vor Sonnenuntergang entlang eines sich im Wesentlichen in Nord-Süd-Richtung erstreckenden Kanals neben dem Weg mehrere Schleiereulen, die zeitweilig sogar vor unserem Auto herfliegen.
Auf den Wiesen am Centro de Visitantes José Antonie Valverde grasen abseits der Lagunen und Feuchtflächen große Herden halbwilder Pferde und Rinder in der weiten Landschaft, die uns an die mongolische Steppe erinnert. Bei unserem ersten Besuch tun sich an zwei Pferdekadavern mindestens 30 Gänsegeier gütlich. Das Infozentrum selbst ist etwas in die Jahre gekommen, es lohnt aber ein Blick auf die Wasservögel der Lagune. Wer Glück hat, kann rund um einige verlassene Gebäude am Wegesrand unweit des Infozentrums Rötelfalken beobachten. Vor dem Infozentrum führt rechts eine Sackgasse bis zur gesperrten Einfahrt in die Kernzone des Parks vorbei an mehreren Lagunen.
Auch die Lagune am Ortsrand von El Rocio im Westen des Nationalparks gehört zur Schutzzone. Es lohnt hier ein Besuch des ornithologischen Infozentrums (GPS 37.127958, -6.479993). Von einer netten Mitarbeiterin erhalten wir hier eine Checkliste der im Park vorkommenden Vögel auf Deutsch mit Angaben, zu welcher Jahreszeit und in welcher Häufigkeit diese anzutreffen sind. Wir sehen Sichler, Stelzenläufer und diverse Enten.
Außerhalb des Nationalparks wird das Gebiet intensiv landwirtschaftlich genutzt, insbesondere wird in großem Stil Reis angebaut. Zentrum des Reisanbaus ist der Ort Isla Major. Auch in diesem Gebiet lohnen sich Erkundungsfahrten.
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
- La Puebla del Río: Parkplatz am Infozentrum/Restaurant "Dehase de Abajo". Bei unseren bisherigen Besuchen war es möglich, auf Nachfrage gegen Gebühr zu übernachten (N 37°12'21", W 6°10'13").
Update:
Alarmierend Nachrichten
Der Presse kann man seit geraumer Zeit entnehmen, dass dem Nationalpark ein gravierender Wassermangel zu schaffen macht. Dies wird zum einen auf den Klimawandel und ausbleibende Niederschläge zurückgeführt, die sonst zumindest im Winter für ausreichend Feuchtigkeit gesorgt haben. Aber auch die Intensivierung der Landwirtschaft in der Umgebung des Nationalparks trägt dazu bei. Es werden dort immer mehr lukrative Erdbeerfelder angelegt, zu deren Bewässerung große Mengen an Wasser benötigt werden. Die Bauern bohren dafür seit vielen Jahren Tiefbrunnen und graben dem Park damit im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser ab. Der Grundwasserspiegel sinkt, das Gebiet trocknet immer weiter aus. Es ist zu lesen, dass der Park 2022 vollständig austrocknete und es unklar ist, ob er sich jemals wieder davon erholen wird. Bereits 1988 wurde der Park durch giftige Abwässer geschädigt, die bei einem Dammbruch in einer Mine im Landesinneren freigesetzt werden, 2017 kam es zu einem großen Waldbrand. Die UNESCO beobachtet die Lage und hat damit gedroht den Status des Parks als "Unesco Weltnaturerbe" auf gefährdet herunterzustufen.
Bei unserem letzten Besuch in 2024 ist auch für uns zu sehen, dass sich der Park verändert. Viele der Lagunen und Tümpel sind ausgetrocknet. Wir sehen deutlich weniger Vögel. Natürlich sind jetzt im Januar einige Arten noch nicht zu ihren Brutplätzen zurückgekehrt. So sind beispielsweise die Rötelfalken und der Schwarzstorch noch unterwegs. Wo aber sind die Zugvögel, die jetzt eigentlich reichlich anzutreffen sein müssten? Wir sehen fast keine Wattvögel, einen einzigen Nachtreiher, kein Eisvogel lässt sich blicken. Nur die Weißstörche rund um das Besucherzentrum klappern unverdrossen auf ihren Nestern.
Mitten im Donana:
El Rocio - ein Ort, wie aus Zeit und Raum gefallen
Am westlichen Rand des Doñana Nationalparks liegt das Örtchen El Rocio, in dem es außer der Durchgangsstraße keine befestigte Straßen gibt. Die meiste Zeit des Jahres ist das Dorf mit seinen nur etwa 1.500 Einwohnern praktisch menschenleer. Aber der Schein trügt, denn in Rocio lebt man in großem Maße vom Tourismus. Das Dorf ist ein Wallfahrtsort und als solcher erwacht er einmal im Jahr zu Pfingsten für zwei Wochen so richtig zum Leben; die Straßen sind dann voll von Menschen, Pferden und Kutschen.
Bei unserem ersten Besuch an einem gewöhnlichen Wochentag im Winter ist das aber kaum vorstellbar. Vor uns liegt eine Geisterstadt im Westernlook. Nur wenige Menschen und noch weniger Autos sind auf den unasphaltierten Straßen des Ortes unterwegs. Wobei „unasphaltiert“ etwas untertrieben ist: Das hier sind Pisten aus losem Sand. Wer also einmal davon träumt mitten im Ort mit seinem Allrad im Sand zu wühlen, der ist hier richtig.
Das zweite Mal kommen wir an einem Wochenende im März nach El Rocio. Am Freitag bekommen wir einen ersten Eindruck, was El Rocio ausmacht. Wie aus dem Nichts erwacht die Stadt zum Leben. Mit Bussen werden Ausflüger herangebracht und die Einheimischen führen den Sonntagsstaat aus.
Wer kann, ist zu Pferd unterwegs, oft passend gekleidet - die Reiterinnen sogar mit Rock im Damensitz. Auch die Jugend macht da keine Ausnahme. Am Abend geht es hoch zu Ross in die Kneipe, manchmal mit der Liebsten hinten auf dem Pferd. Vor der Kneipe kann man das Pferd anbinden, meist nimmt man die Getränke aber im Sattel ein. Oft wird auch gesungen - selbst die Teenies sind textsicher.
Im Infozentrum (GPS 37.131723, -6.488835) an der Durchgangsstraße kann man Touren in den Nationalpark buchen, den die Kernzone ist nur im Rahmen geführter Bus- oder Jeeptouren möglich. Bei unsererm Besuch startet eine Bustour um 8 Uhr morgens, eine zweite Tour um 15 Uhr. Es empfiehlt sich, zumindest einen Tag im Voraus zu reservieren, dann auch jetzt außerhalb jeder Saison sind die Busse gut gebucht. Alternativ sind auch individuelle Touren buchbar.
Unser Stellplatz:
- Parkplatz im Stadtgebiet: außerhalb der Feiertage/Saison wird bisher ein einmaliges Übernachten (kein Camping!) ab und an toleriert
ansonsten
Unser Campingplatz-Tipp:
- Camping El Aldea: fußläufig zum Ort
Abstecher in die Großstadt
Sevilla - die Hauptstadt Andalusiens
Der Doñana Nationalpark liegt nur eine knappe Autostunde entfernt von Sevilla. Für Freunde von Stadtbesichtigungen bietet sich somit vor oder nach dem Besuch des Parks ein Abstecher in die viertgrößte Stadt Spaniens an.
Wer uns kennt, weiß aber, dass wir Großstädte eher meiden und so machen wir einmal wieder einen großen Bogen um die Metropole mit ihren knapp 700.000 Einwohnern. Wir haben Sevilla aber bereits vor Jahren im Rahmen einer Städtereise in die Hotspots Andalusiens erkundet, damals aber ohne Wohnmobil. Insbesondere die Altstaddt Sevillas ist durchaus sehenswert, uns gefiel letztlich aber das halb so große Cordoba deutlich besser.
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