vom Varanger Fjord Richtung Westen bis auf die Lofoten
Varanger Fjord
Ein Abstecher bringt uns nun von Finnland nach Norwegen an den Varanger Fjord. Der für seine unverfälschte Natur bekannte Fjord liegt in Nord-Ost-Norwegen und mündet in die Barentssee im Arktischen Ozean.
Wir überqueren die Grenze nach Norwegen und damit die nördliche EU-Außengrenze im kleinen Grenzort Neiden, der gefühlt mitten im Nichts liegt.. . Von hier sind es nur noch etwa 50 Kilometer nach Kirkenes und damit der Grenze zu Russland. Wir denken einen Moment darüber nach, dort hinzufahren. Da wir unsere Reise uns nun aber eigentlich gen Westen führen soll, verwerfen wir den Plan schnell.
Wir folgen der E6 und biegen dann am südlichen Ufer des Fjords nach Osten ab. Beiderseits der Straße Fv355 gibt es immer wieder tolle Fotospots und so wird die Fahrt durchaus kurzweilig. Wir machen nach kurzer Zeit Rast an einem Strand, wo unser Adi frei laufen darf. Doch Achtung, hier gibt es Seeigel.
Ein Traum für Fotografen:
Bugøynes
Die kleine Straße endet im Örtchen Bugøynes. Gegründet von Norwegern wurde der nun verlassene Ort im 18. Jahrhundert von Finnen besiedelt. Auch heute noch ist die Muttersprache der meisten der nur etwa 250 Einwohner Finnisch, so dass Bugøynes auch "Klein-Finnland" genannt wird.
Man lebt hier vom Fischfang, der Fischverarbeitung, dem kleinen Hafen und mittlerweile auch vom Tourismus. so gibt es mittlerweile auch einen Wohnmobilstellplatz. Eine Erkundung des Ortes und seiner Umgebung lohnt, denn es finden sich auch hier einige schöne Fotomotive:
Stellplatz-Tipp:
- Bugøynes: kostenpflichtiger Stellplatz direkt im Ort mit schönem Blick auf den Fjord (69°58'27"N 29°38'01"E)
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
- an der E6: großer Rastplatz neben der Straße mit tollem Blick auf den Fjord; wir beobachten hier Polarlichter (70°00'28"N 29°11'59"E)
eine der schönsten Strecken Finnlands
entlang des Flusses Teno nach Westen
Unsere nächste Reiseetappe führt uns entlang des Varanger Fjords. Im Anschluss folgen wir der Grenze zwischen von Finnland und Norwegen gen Westen. Über viele Kilometer fahren wir nun paralle zum Grenzfluss Teno oder in lang: Tenojoki. Am norwegischen Flußufer verläuft die Europastraße E6; wir wählen aber die kleinere finnische Straße 970, von der wir gelesen haben, dass sie eine der schönsten Strecken Finnlands sein soll.
Immer wieder eröffnet sich uns durch die im Herbst unbelaubten, niedrigen Bäume ein schöner Blick auf den für uns überraschend breiten und unregulierten Fluss, der sich aber an felsigen Engstellen als durchaus wild erweist und Stromschnellen bildet.
Am südlichen Tenoufer besuchen wir den einsam gelegene Sámi-Farm Välimaa. Der Hof wurde in den 1970er Jahren aufgeben und gibt heute als Freilichtmuseum einen Einblick in die Lebensweise der Indigenen hier am Fluss Die ersten Gebäude wurden 1866 von dem Samen Antii Jouuninpoika Warsi erbaut, die Anlage danach aber nach Bedarf erweitert. Die Bewohner lebten von der Viehhaltung, der Jagd und dem Fischfang.
Tafeln im Museum berichten davon, wie zur Zeit der Lachswanderung beiderseits des Flusses lebende Familien beim Fischfang kooperierten, in dem sie Dämme quer über den Fluss bauten und die Fische mit Netzen oder in vor den Dämmen entstehenden Tümpeln abfischten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen zur Lachssaison die ersten Angeltouristen in das fischreiche Gebiet.
Unser Parkplatz:
- Välimaan saamelaistila: Parkpbucht vor dem Museum (GPS 70°01'07"N 27°29'37")
Das Tal des Teno ist schmal und für finnische Verhältnis dicht besiedelt. Die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht gestaltet sich daher für uns schwierig. Es gibt allerdings immer wieder kleine Parkbuchten entlang, die sich durchaus für eine Übernachtung eignen, da die Straße nachts wenig befahren ist. Auf einer solchen verbringen wir eine ruhige Nacht.
Unberührte Natur:
Kevo Naturpark
Da sich hier aber keine Möglichkeit für eine Hunderoute bietet, fahren wir am Morgen frühzeitig los und finden 20 Kilometer weiter, kurz hinter Karigasniemi am Kevo Naturpark den Parkplatz, den wir am Abend zuvor sehnsüchtig gesucht haben. Das Kevon luonnonpuisto ist eines der sogenannten Wilderness Gebiete Finnlands. Diese ähneln den Nationalparks Finnlands und schützen die ursprünglichen Wildnis im Norden Finnlands. Dies ist der Lebensraum der Samen und ihrer Rentiere, die Natur ist praktisch unberührt und für Besucher auch nur als Wanderer oder per Ski/Schneeschuh zugänglich.
Von unserem Parkplatz aus starten wir zu einer kleinen Wanderung entlang eines Rundwegs. Dieser führt uns über steile Anstiege, die mit Treppen einfacher begehbar gemacht wurden, in diese ursprüngliche Landschaft mit ihren extremen Lebensbedingungen. Hier geht im Sommer die Sonne an 66 Tagen (20.5. - 24.7.) nicht unter und die Temperatur kann auf über 30°C ansteigen. Im Winter kann es während der 56 Tage 825.11. - 19.1.) dauernden Polarnacht bis zu -40°Grad kalt werden. Unterwegs sehen wir einen bunten Seidenschwanz und können eine Wasseramsel bei der Futtersuche im Wasser beobachten. Weitere beschilderte Wasserwege führen noch tiefer ins Gebiet.
Im Supermarkt von Karigasniemi füllen wir vor der Weiterfahrt nach Norwegen unsere Vorräte auf, da hier in Finnland die Lebensmittelpreise trotz der abgelegenen Lage deutlich günstiger sind als dort.
Unser Parkplatz/Wohnmobil-Stellplatz-Tipp:
- Kevon luonnonpuisto: Parkplatz abseits der Straße am Naturpark, Trockentoilette, Müll (GPS 69°23'36"N 26°06'45"E)
Abstecher zum Nordkap
Wer Lust hat, kann von hier einen Abstecher zum Nordkap machen. Wir waren bereits vor einigen Jahren im Sommer dort und entscheiden uns diesmal nicht zu fahren.
Wie es uns im Sommer am Nordkap ergangen ist, kann man nachlesen.
Von Samen und Rentieren
Durch das nördliche Fjell Lapplands
Wir befinden uns in Karigasniemi, wo wir erneut die Grenze zwischen Finnland und Norwegen überqueren. Auch hier werden wir nach kurzem Ausweis-Check durchgewunken. Für unseren Hund interessiert sich niemand.
Eine direkte Weiterfahrt in Richtung ist hier nicht möglich, da es im auch Fjell (Norwegen) oder Tunturi (Finnland) genannten unzugänglichen Bergland, das zudem in großen Teilen als Wildnis-Gebiet geschützt ist, keine Straßen gibt. Wir folgen daher der Straße 92 zur E45 und fahren entgegen unserer eigentlichen Route erst einmal gen Süden in Richtung Finnland.
Einer Eingebung folgend – das ist etwas übertrieben, denn eigentlich sind wir nur auf der Suche nach einem Platz für Mittagspause und Hunderunde – machen wir einen kurzen Schlenker in eine parallel zur Hauptstraße führende Nebenstraße. Hier stehen wir gänzlich unverhofft inmitten von Menschen, die neben der Straße eine wahrlich riesige Rentierherde in ein Gatter treiben.
- GPS 69°06'09.7"N 23°11'40.1"E
Eine kurze Recherche im Netz informiert uns darüber, dass im Herbst die Samen, das indigene Volk Lapplands, seine ansonsten frei weidenden Rentiere zusammentreibt, um die schlachtreifen Tiere auszusondern.
Wir halten an und bestaunen das Gewimmel von Tieren. Zu unserer Überraschung stoßen die Rentiere grunzende Laute aus, die uns eher an Schweine oder vielleicht wage an in der Brunft erinnern. Vor den Gattern sind jurtenähnliche Zelte aufgebaut.
Finnisch Lappland:
Tunturi-Lapin Wildnis
Wieder in Finnland bringt uns die Straße 93 nach Enontekio in finnisch Lappland, wo wir das Naturzentrum des Tunturi-Lapin Wildnis-Gebiets besuchen.
Unser Parkplatz:
- Enontekio: Parkplatz vor dem Tunturi-Lapin Naturzentrum (GPS 68°23'39"N 23°40'05"E)
Das Zentrum beherbergt einen Info-Desk und mehrere Ausstellungen. Von einer sehr hilfsbereiten Mitarbeiterin des Zentrums erhalten wir Infomaterial und erfahren, dass die Ausstellungen frei zugänglich sind.
Uns interessiert vor allem die Ausstellung, die vom Leben und der Kultur der Samen und Lappland berichtet.
Es werden hier Kleidungsstücke und Alltagsgegenstände gezeigt. Auch eine Kote, eine typische samische Behausung, gezeigt, die uns an ein Tippi der amerikansichen Ureinwohner denken lässt. Eine kleine Ausstellung zeigt darüber hinaus Stücke zu Vogelwelt und Natur der Region. Hier erfahren wir, dass es in Lappland nicht 4 sondern 8 Jahreszeiten gibt.
Unser Wohnmobil-Stellplatz:
- E45/93: Entlang der Schnellstraße gibt es einige Parkplätze, die sich für Übernachtung eigenen. Für Allrad-Fahrer kann sich aber auch ein Blick in den ein oder anderen Stichweg lohnen.
Europastraße E8
Die Polarlicht-Route
Unsere nächste Etappe führt uns über die Europastraße E8 von Palojoensuu entlang der finnisch-schwedischen Grenze in Richtung Norden bis nach Norwegen. Dieser Streckenabschnitt ist Teil der sich durch Finnland, Schweden und Norwegen erstreckenden Polarlicht-Route, die von Tornio in Finnland bzw. Haparanda in Schweden bis hoch nach Tromsö/Norwegen führt. Hier haben sich in einem Kooperationsprojekt insgesamt 14 Gemeinden zusammengefunden, die damit den Tourismus in der Region fördern wollen
Eine Garantie hier Polarlichter zu sehen, gibt es natürlich nicht und so versprechen wir uns von der Themenstrecke in erster Linie schönen Landschaften. Zudem ist der Himmel bewölkt und die Aurora-Vorhersage für den Abend wenig vielversprechend.
Wir finden einen Parkplatz direkt neben der Straße, der leicht erhöht liegt und so einen schönen Überblick über das Tal des Flusses Peerasuvanto bietet, der hier die Grenze zwischen Schweden und Finnland bestimmt.
Es ist kalt und wir entzünden trotz des unangenehmen Windes ein Lagerfeuer. Irgendwann wird es uns aber zu ungemütlich und wir ziehen uns ins Auto zurück. Für heute haben wir die Hoffnung auf Polarlichter aufgegeben. Kurz vor 22 Uhr lässt uns die Suche nach einem Hundespielzeug noch einmal einen Blick ins Fahrerhaus werfen. Zu unserer Verwunderung ist der Himmel plötzlich sternenklar und erscheint in zartem Grün.
Jetzt muss es schnell gehen. Die bereits vorbereiteten Kameras und Taschenlampen werden geschnappt und es geht zügig nach draußen. Aller Prognosen zum Trotz startet der Himmel heute an unserem letzten Tag in Finnland für uns ein Feuerwerk. Das auch Aurora Borealis genannte Nordlicht bewegt sich heute langsam und ist klar begrenzt – beste Bedingungen zum Fotografieren.
In weitem Umkreis befindet sich keine menschliche Siedlung , die Sicht durch sogenannte Lichtverschmutzung beeinträchtigt könnte. Selbst der Mond zeigt sich nur mit einer schmalen Sichel. Es ist wirklich stockdunkel. So tanzen am Nachthimmel nicht nur die Polarlichter, auch das Band der Milchstraße ist eindrucksvoll zu sehen. Temperaturen um den Gefrierpunkt und eisige Wind sind vergessen, so sehr begeistert uns das Schauspiel über uns.
Unser Wohnmobilstellplatz:
- E8: unbefestigte Freifläche direkt neben der Straße
Informationen zu Aufnahmetechnik und Vorbereitung zum Fotografieren von Polarlichtern haben wir in einem extra Kapitel zusammengestellt:
Käsivarsi Wilderness Area
In Finnland gibt es nicht nur 40 Nationalparks, sondern daneben auch noch 11 sogenannte Wilderness Areas. Diese wurden 1991 eingerichtet, um ihren Wildnis Charakter, die Kultur der Samen und deren Lebensraum zu schützen. Es handelt sich dabei aber nicht um Naturschutzgebiete im engeren Sinn.
Im Nord-Westen Finnland, nahe des Dreiländer-Ecks Schweden, Norwegen und Finnland, besuchen wir das Zweitgrößte dieser Wildnis Gebiet. Gemessen an der Anzahl an Besuchern ist das Käsivarsi Wilderness Area aber das Beliebteste.
Im Herbst ist es hier aber sehr ruhig. Die Sommersaison ist zu Ende, der Wintertourismus hat noch nicht begonnen und so hat das unweit unseres Parkplatzes gelegene Besucherzentrum des Wilderness Areas leider geschlossen.
Jetzt, außerhalb jeder Saison, haben wir das Fjell Gebiet oberhalb es Ortes Kilpisjärvi fast für uns allein. Ein Wanderweg führt uns vom Parkplatz über die Baumgrenze. Es liegt zwar noch kein Schnee, aber der Herbst ist schon weit fortgeschritten. Wir genießen die Stille.
Nach unserer Wanderung wollen wir weiter nach Norwegen fahren. Zuvor gehen wir aber Einkaufen. An die im Verhältnis zu Deutschland hohen Lebensmittelpreise in Finnland haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Norwegen liegt aber noch einmal deutlich darüber. Im örtlichen Supermarkt decken wir daher noch einmal mit Vorräten ein, bevor wir nun endgültig nach Norwegen fahren. Aber Vorsicht: Norwegen gehört zwar zur zum Europäischen Wirtschaftsraum, aber nicht zur EU. Es gelten daher strikte Einfuhrbegrenzungen für Alkohol und Tabak....rohe Kartoffel dürfen übrigens gar nicht eingeführt werden.
Wir haben in den letzten Tagen mehrfach die Grenze zwischen Finnland und Norwegen überschritten, immer ohne Probleme. Dieses Mal sind wir aber dran. Die Ampel an der Grenze springt vor uns auf Rot und zwei Zöllner nehmen unser Auto uns sämtliche Staumöglichkeiten genau unter die Lupe Glücklicherweise haben wir nur die zulässigen Mengen dabei. Auch unser Hund kann seinen Heimtierausweis vorweisen und ist korrekt gechipt, geimpft und entwurmt, so dass wir problemlos einreisen dürfen.
Unser Parkplatz:
- Kilpisjärvi: gemischter Parkplatz mit Infotafeln (GPS 69°00'43"N 20°53'27"E)
Unser nächstes Ziel sind Lofoten:
Die Lofoten haben wir schon oft besucht. Hier ein kleiner Zusammenfassung mit den besten Plätzen:
Übersichtskarte der Reise
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N23/750
Besuche seit 01.01.24